Vergangene Schatten
Schreck fast bis an die Decke, dann wirbelte sie herum und starrte sinnloserweise zur Küche hinüber, von wo das Geräusch wahrscheinlich gekommen war. Doch sie konnte absolut nichts erkennen; es war genauso, als wären ihre Augen verbunden gewesen.
Matt. Ob Matt etwas zugestoßen war? Ihr Herz drohte ihr aus der Brust zu springen. Erneut bemühte sie sich verzweifelt, irgendetwas zu sehen oder zu hören. Zwecklos.
»Matt?«, rief sie mit zittriger Stimme. Matt antwortete nicht. Sie spürte den kalten Schweiß auf ihrer Haut. Ob ihm etwas zugestoßen war? Aber wie sollte sie das herausfinden? Das Erdgeschoss war ein richtiges Labyrinth aus Gängen und Zimmern. Matt konnte überall sein. Der Herumtreiber übrigens auch.
Nachdem er Matt aus dem Weg geräumt hatte, konnte es ja sein, dass er zurückkam, um sie zu ...
Von dem Gedanken zu Tode geängstigt, lief Carly auf die Haustür zu.
»Carliiieee!«, ertönte eine jammervolle Stimme ganz in der Nähe, die Carlys Aufmerksamkeit von der verlockenden Tür weglenkte.
»Sandra!« Carly sah ein, dass sie ihre Freundin nicht gut allein hier zurücklassen konnte, v«) sie vielleicht dem Übeltäter in die Hände fallen würde. Schwitzend und keuchend bog sie von ihrem Fluchtweg ab und riss die Toilettentür auf. »Komm schnell, da ist jemand im Haus!«
Ihre zuverlässige Pfanne in der Hand, sprang Sandra auf den Flur hinaus. » Jemand ist im Haus? Was meinst du damit?« Die Pfanne schwingend, blickte sie kampfbereit um sich.
»Komm mit!«, stieß Carly hervor. Erklärungen konnte sie später abgeben. Carly rannte los, und Sandra - nicht dumm -folgte ihr sogleich. Carly stieß die Verandatür auf und lief in die Nacht hinaus, wo sie sich etwas sicherer fühlte. Über die Veranda, die Stufen hinunter, durch den Garten, in den Wagen und die Türen verriegeln - so lautete ihr Plan. Doch bevor Carly darangehen konnte, ihn umzusetzen, stieß Sandra einen markerschütternden Schrei aus. Carly wirbelte herum und sah Sandra, die im Flur krachend zu Boden ging.
»Sandra!«
Großer Gott, hatte der Kerl vielleicht auf Sandra geschossen? Mit rasendem Herzschlag lief Carly ins Haus zurück - bereit, ihrer Freundin zu Hilfe zu eilen und sie den Klauen des Monsters zu entreißen.
»Blöde Katze«, stöhnte Sandra und drehte sich auf den Rücken. Wie auf Kommando sauste Hugo durch die offene Tür ins Freie hinaus, an Carlys Beinen vorbei und quer über die Veranda, um irgendwo im Regen zu verschwinden.
»Hugo!«, rief Carly ihm nach und blickte schließlich zu ihrer Freundin zurück, die immer noch am Boden lag. Die Sache war wohl eindeutig, dachte sie. Sandra musste über Hugo gestolpert sein.
Das Licht ging an. Einfach so. Hatte sie Sandra eben noch im Dunkeln auf dem Boden liegen sehen, so sah sie sie nun im sanften Lichtschein des Kronleuchters. Carly hoffte inständig, dass alles Böse vom Licht verscheut wurde, und wagte sich ins Innere des Hauses. Sie blickte sich kurz und argwöhnisch um, ehe sie sich neben Sandra kniete, die selbstvergessen an die Decke starrte, die Hände auf dem Bauch gefaltet, so dass sie fast wie eine Leiche dalag, was die ganze Szene noch unheimlicher erscheinen ließ. Die Pfanne lag mit dem Boden nach oben neben ihr und schimmerte in dem so willkommenen Licht.
»Sandra ...«, sagte Carly, ziemlich beunruhigt von dem starren Blick ihrer Freundin, und stieß sie sanft gegen die Schulter.
Sandra verdrehte die Augen und wandte sich dann ihr zu.
»Jetzt weiß ich wieder, warum ich Katzen nicht mag. Die schleichen immer um dich herum - da musst du ständig aufpassen, wo du hintrittst. Willst du sie nicht vielleicht doch irgendeinem Katzenfreund überlassen?«
»Nein«, versetzte Carly entschieden.
Sandra seufzte. »Man hat's nicht leicht mit dir, was? Das habe ich schon befürchtet.«
In diesem Augenblick tauchte Matt mit einem grimmigen Ausdruck auf dem Gesicht am anderen Ende des Flurs auf, die Pistole in der einen Hand, die Taschenlampe in der anderen. Er blickte zu ihnen herüber, und seine Augen weiteten sich.
»Was ist denn hier passiert?«, fragte er ziemlich frustriert und kam auf sie zu. Sein schwarzes Haar war ebenso nass wie sein Gesicht und sein T-Shirt, das ihm förmlich am Körper klebte, so dass Carly unwillkürlich bemerkte, wie breitschultrig und muskulös sein einst so drahtiger und schlanker Körper geworden war.
Auch sein schmales, bronzefarbenes Gesicht, das die Mädchenherzen wahrscheinlich heute noch genauso höher
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