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Vergangene Schatten

Titel: Vergangene Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Robards
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soll ich das wissen? Es ist zwölf Jahre her, dass ich in diesem Haus gewohnt habe.«
    »Ja, ich weiß«, sagte er mit trockener Stimme. Er ging an ihr vorüber, das T-Shirt immer noch an den Kopf gedrückt, während sie ihm mit ihrem Blick folgte. »Also, ich würde schätzen, dass das Verbandszeug immer noch im Badezimmer ist. Miss Virgie hat nicht viel davon gehalten, solche Dinge zu ändern.«
    Ohne etwas zu sagen, sah sie ihm nach, als er ins Badezimmer ging. Der Zauber war verflogen, und sie wandte sich ab und wechselte mit Sandra einen vielsagenden Blick; sie waren sich stillschweigend einig, dass sie es hier mit einem Prachtexemplar von einem Mann zu tun hatten.
    Wenige Augenblicke später erschien Matt mit einem breiten Heftpflaster auf der Stirn in der Badezimmertür. Er lehnte sich mit einem Arm gegen den Türrahmen und sah sie an.
    »Okay, Curls, möchtest du mit mir durch das Haus gehen und nachsehen, ob irgendwas fehlt?«
    Er hatte immer noch kein Hemd an, was sie alles andere als kalt ließ. Aber das war ja auch verständlich, sagte sich Carly. Er mochte ja ein niederträchtiger, gemeiner Schuft sein - aber er war trotzdem der attraktivste Mann, den sie seit langem gesehen hatte. Und nach all den Problemen mit der Scheidung hatte sie fast zwei Jahre lang keinen Sex mehr gehabt.
    Sie war praktisch wieder eine Jungfrau.
    »Hör auf, mich Curls zu nennen«, presste sie zwischen den Zähnen hervor. »Es ist ein blöder Name, ich mag ihn nicht - außerdem passt er überhaupt nicht mehr.«
    »Ach, wirklich?«, sagte er mit einem nervtötenden Grinsen. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, nahm er sie am Arm und zog sie mit sich ins Badezimmer. Mit den Händen auf ihren Schultern stellte er sie vor das Waschbecken. Seine Brust berührte beinahe ihren Rücken. Sie spürte zwar seine Wärme nicht wirklich, doch ihre Fantasie sprang helfend ein, so dass seine Präsenz ihr ein Prickeln über die Haut jagte.
    Der Spiegel war direkt vor ihr. Sie konnte nicht anders als hineinzusehen, was wahrscheinlich das Beste war, um sich davon abzulenken, wie nahe er ihr war. Für einen Augenblick konnte sie jedoch nichts anderes im Spiegel sehen als seine breiten Schultern. Dann fiel ihr auf, wie viel kürzer sein rabenschwarzes Haar im Vergleich zu früher war. Sie sah den Schatten eines Barts auf seinem Gesicht und registrierte auch, wie groß er war. So wie früher schon, überragte er sie ein ganzes Stück. Mit ihren flachen Turnschuhen reichte sie ihm bei weitem nicht bis ans Kinn.
    Da erregte plötzlich irgendetwas an ihrem eigenen Spiegelbild ihre Aufmerksamkeit.
    Ihr sorgfältig geglättetes Haar hatte sich sozusagen selbständig gemacht. Statt der gestylten Frisur, mit der sie Chicago verlassen hatte, war ihr Kopf von dichten blonden Locken bedeckt.
    Ihre Augen trafen im Spiegel die seinen.
    »Manche Dinge ändern sich eben nie«, sagte er leise und sah sie mit einem boshaften Lächeln an, so wie er es früher manchmal getan hatte - ein Lächeln, mit dem er sie schon immer auf die Palme gebracht hatte.
    Und auch heute, im reifen Alter von dreißig Jahren, musste sie sich sehr zusammennehmen, um ihren kindischen Impuls zu unterdrücken, ihm einen Schlag in den Magen zu versetzen, als sie sich von ihm losriss und hinauseilte.

7
    »Donnerwetter«, sagte Sandra und starrte sie ungläubig an. »Was ist denn mit deinen Haaren passiert?«
    Carly warf ihr einen bitterbösen Blick zu.
    »Also, kommst du jetzt mit oder nicht?«, fragte Matt in ruhigem Ton, als er an ihr vorüberging.
    Einen Moment lang sah ihm Carly nur mit finsterer Miene hinterher. Dann ließ sie resignierend die Schultern sinken und folgte ihm - und bei jedem Schritt wackelten ihre blonden Korkenzieherlocken.
    »Woher soll ich wissen, ob etwas fehlt?«, sagte sie und folgte ihm ins Wohnzimmer. »Ich würde es höchstens merken, wenn er eine Couch mitgenommen hat. Die Möbel stammen noch von meiner Großmutter, aber Miss Virgie hat bestimmt eigene Sachen hier gehabt, einen Fernseher und dergleichen. Und das sind ja die Dinge, die ein Einbrecher stehlen würde.«
    Sie zitterte, als sie wieder daran dachte, was sich im Esszimmer zugetragen hatte. Der Mann hatte sich im Dunkeln verborgen und gewartet. Was wäre passiert, wenn sie allein in das Haus ihrer Großmutter gekommen wäre?
    Allein der Gedanke jagte ihr einen kalten Schauer über den Rücken.
    »Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie alles mitgenommen hat, als sie auszog«, sagte Matt. »Loren hat ihr zwei

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