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Vergangene Schatten

Titel: Vergangene Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Robards
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übertraf sie um vieles und schrie aus Leibeskräften. Als Carlys Nerven sich einigermaßen erholt hatten, stieß sie Sandra in den Arm.
    »Au.« Carly spürte mehr als sie sah, dass Sandra sich den Arm rieb. »Was soll denn das?«, stieß ihre Freundin ungehalten hervor.
    »Okay«, sagte Matt, bevor Carly antworten konnte. Die plötzliche Dunkelheit machte sie dermaßen unsicher, dass sie instinktiv die Hand nach ihm ausstreckte. Er griff seinerseits nach ihr, berührte ihren Arm und ließ seine Hand an ihre Taille wandern. »Ich hole die Taschenlampe. Willst du hier warten oder kommst du mit?«
    Carly wusste, dass er mit ihr sprach, obwohl sie ihn nicht sehen konnte. Ja, sie konnte überhaupt nichts sehen. Als Antwort gab sie nur ein kurzes Schnauben von sich, das so viel heißen sollte wie: Was denkst du?
    »Ja«, sagte Sandra, die offensichtlich sofort verstand, was Carly meinte. »Ich gehe auch mit.«
    »Dann gehen wir alle zusammen«, sagte Matt in einem Ton, als müsse er mit ihnen beiden einiges erdulden - doch unter den gegebenen Umständen war Carly bereit, darüber hinwegzusehen. »Sandra, nimm Carly an der Hand.«
    »Kein Problem«, sagte Sandra und packte Carlys Hand.
    Im nächsten Augenblick griff Matt nach ihrer anderen Hand. Sie mochte ja stinksauer auf ihn sein, aber er war nun einmal der einzige Mensch weit und breit, der ihr jetzt so etwas wie Sicherheit vermitteln konnte. Ihre Finger verschränkten sich mit den seinen. Seine Hand fühlte sich warm und kräftig und beruhigend an, als er seinen Griff verstärkte.
    »Seid ihr bereit?«, fragte er.
    Carly und Sandra bejahten gleichzeitig. Matt schob Carly zur Seite, ging durch die Tür und führte sie beide quer durch das Wohnzimmer. Carly stolperte nur einmal kurz über den Teppichrand, was, so fand sie, in Anbetracht der vielen Möglichkeiten eine ganz passable Leistung war.
    Sie gelangten in den Flur hinaus, wo immer noch ein schwacher Lichtschein durch die Haustür hereindrang. Als Carly wieder etwas sehen konnte, erinnerte sie sich sogleich ihrer Würde und auch ihres Grolls auf Matt und löste ihre Hand aus der seinen. Sie hätte nicht sagen können, ob er etwas dagegen hatte oder nicht. Er ging, ohne ein Wort zu sagen, von ihr weg, nahm die Taschenlampe, die er auf den Schrank bei der Tür gelegt hatte, und schaltete sie ein. Der helle Lichtstrahl, der den Flur durchdrang, war so willkommen wie ein kühles Getränk an einem heißen Nachmittag.
    »Weißt du was?«, sagte Sandra und ließ Carlys Hand los. »Ich hab genug von dieser Einöde hier. Da sind mir unsere Straßenräuber und Drogensüchtigen daheim in Chicago noch zehnmal lieber. Ich geh wieder heim.«
    Verdammt, dachte Carly und sah völlig perplex, wie Sandra, immer noch mit der Pfanne in der Hand, zur Tür ging. Dass Sandra sie im Stich lassen wollte, hatte ihr gerade noch gefehlt.
    »Sandra ...«, sagte Carly und folgte ihr auf die Veranda. Matt kam ebenfalls hinterher und ließ die Verandatür hinter sich zufallen. Der Lichtstrahl der Taschenlampe glitt über das Verandageländer und durchdrang die Dunkelheit wie ein Laserstrahl. Draußen hatte es zu regne* aufgehört. Ein durchdringender feuchter Geruch lag in der Luft. Die Nacht war erfüllt von den Geräuschen der Frösche, der Insekten und einer Menge anderer kleiner Kreaturen, denen Carly nicht unbedingt zu nahe kommen wollte.
    »Du kannst doch nicht so einfach umkehren und nach Hause fahren«, protestierte sie. Gewiss, Sandra war nur die Köchin, während Carly Eigentümerin, Geschäftsführerin und Mädchen für alles war. Die Frühstückspension konnte eventuell auch ohne Sandra auskommen - aber nur, wenn sich die Gäste mit Erdnussbutterbroten zufrieden gaben.
    »Ach, ich kann das nicht? Ich werd's dir beweisen, dass ich es kann«, entgegnete Sandra und ging zur Treppe. Das klatschende Geräusch ihrer kaputten Sandale auf dem feuchten Holzboden unterstrich ihre entschlossenen Schritte. »Ich hab dir schon gesagt, dass mir solche alten Häuser unheimlich sind, und außerdem ...«
    »Du kannst jetzt nicht gehen. Es ist mitten in der Nacht, und du hast überhaupt nicht geschlafen. Wir sind sechzehn Stunden gefahren, hast du das schon vergessen?« Carly hielt einen Augenblick inne, bevor sie den größten Trumpf ausspielte. »Außerdem habe ich die Schlüssel.«
    Sandra blieb wie angewurzelt am Treppenabsatz stehen. Sie stemmte die Hände in die Hüften, drehte sich um und sah Carly wütend an. Carly nahm eine ähnliche Haltung

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