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Vergangene Schatten

Titel: Vergangene Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Robards
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Erinnerungen, die auf sie einstürmten, und holte sie in die Gegenwart zurück.
    Carly atmete tief durch und wandte sich ihm zu. Er hatte sich bereits im Zimmer umgesehen und nahm sich eines von den Pfefferminzbonbons. Carly hätte fast lächeln müssen. Matt hatte diese Bonbons genauso gern gehabt wie sie.
    »Soweit ich sehe, fehlt nichts«, sagte sie. »Alles sieht genauso aus wie damals.«
    Wenn ihre Stimme ein wenig erstickt klang, dann lag das daran, dass sie sich genau so fühlte. Ihre Kindheit schien sie regelrecht zu erdrücken. Vielleicht, dachte sie mit einem mulmigen Gefühl im Bauch, war es doch keine so gute Idee gewesen, hierher zurückzukommen. Vielleicht hätte sie die Vergangenheit ganz hinter sich lassen und irgendwo anders neu anfangen sollen.
    Aber nachdem John sie wegen einer zweiundzwanzigjährigen Jura-Studentin verlassen hatte, war sie am Boden zerstört gewesen. Und das umso mehr, als sie feststellen musste, dass er ihr gesamtes gemeinsames Vermögen - die Eigentumswohnung, die Autos, die Sparbriefe und Wertpapiere und so gut wie alles andere, das sie besaßen, mit Ausnahme ihrer persönlichsten Dinge - in das Firmenvermögen übertragen hatte, so dass sie keinerlei Anspruch mehr darauf hatte.
    Zutiefst verletzt und nahezu pleite stand sie vor dem Trümmerhaufen ihrer gescheiterten Ehe und tat das, was viele Frauen vor ihr in einer solchen Situation getan hatten: Sie kehrte auf dem schnellsten Weg nach Hause zurück.
    Ihre Großmutter, die sie, obwohl sie etwas reizbar war, mit der Zeit lieb gewonnen hatte, war nun nicht mehr da. Doch dieses riesige altmodische Haus war noch da, und auch dieses Städtchen mit seinem Klatsch und Tratsch, wo jeder sie kannte und sie so gut wie jeden kannte und wo sie zu dem Menschen geworden war, der sie heute war. Das Leben mochte sie zu Boden geworfen haben, aber sie würde ganz sicher wieder aufstehen. Sie war auch früher schon eine Meisterin darin gewesen, sich hochzurappeln und neu anzufangen. Anstatt um das zu trauern, was sie verloren hatte, würde sie mit dem, was ihr geblieben war, vorwärts gehen. Sie hatte ihre eigene Energie, außerdem dieses Haus, diese Stadt und die Menschen hier. Das waren ihre Wurzeln, aus denen sich ab jetzt eine neue Zukunft für sie entwickeln würde.
    »Oje«, sagte Sandra plötzlich, die ebenfalls eingetreten war und durch die Tür am anderen Ende des Kamins blickte. »Wenn die Lady, die hier gelebt hat, nicht eine miserable Hausfrau war, dann haben wir da ein Problem. Carly, Sheriff, ihr solltet euch mal das hier ansehen.«
    Matt und Carly sahen einander an und gingen gleichzeitig los. Carly war als Erste an Sandras Seite. Sie blickte an ihr vorbei in das zweite Wohnzimmer, das ihre Großmutter als Privatzimmer genutzt hatte, und hielt den Atem an. Miss Virgie hatte den Raum offenbar in eine Art Büro umfunktioniert und als Schreibtisch ein billiges Rollpult hineingestellt, das zwischen den dunklen viktorianischen Möbeln ziemlich fehl am Platz wirkte. Offensichtlich hatte jemand das Möbelstück auseinander genommen; die Schubladen waren herausgezogen, und auf dem abgenutzten Orientteppich lag ein riesiger Haufen Papier vor dem Schreibtisch - Briefe, Rechnungen, Kataloge und vieles mehr. Überall waren Münzen und allerlei Kleinkram wie Büroklammern, Gummibänder und Bleistifte verstreut. Die Schubladen selbst lagen kreuz und quer im Zimmer herum. Mehrere Löcher in der Wand ließen darauf schließen, dass die Schubladen mit voller Wucht gegen die Wand geschleudert worden waren. Was vom Schreibtisch noch übrig war, war leer.
    »Sieht so aus, als hätte jemand irgendwas gesucht. Vielleicht Geld oder ein Scheckheft«, sagte Matt, der hinter ihr stand. Seine Hände schlössen sich um Carlys Oberarme. Als sie sich zu ihm umblickte, schob er sie fast geistesabwesend zur Seite und betrat das Zimmer. »Rührt hier nichts an«, sagte er, ohne sich umzublicken.
    »Hast du nicht gesagt, es gibt keine Einbrecher hier in Benton?«, sagte Sandra vorwurfsvoll zu Carly. »Du hast gesagt, das Gefährlichste, was in Benton überhaupt passieren kann, wäre das Feuerwerk am vierten Juli.«
    Carly zuckte die Achseln. Was hätte sie auch sagen sollen?
    Matt war bei dem Papierhaufen angelangt und betrachtete ihn stirnrunzelnd, als plötzlich ein unerwartetes Geräusch die Stille durchbrach. Carly erschrak. Sie war, wie sie feststellte, immer noch ein wenig nervös. Das schrille Geklingel ertönte ein zweites Mal.
    »Es ist nicht meines«,

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