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Vergangene Schatten

Titel: Vergangene Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Robards
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offenbar zu Hause. In der Zufahrt stand ein Wagen, ein kleiner gelber Civic, direkt vor der Garage. Unmöglich, sich Matt am Steuer eines solchen Fahrzeugs vorzustellen.
    Als Matt den Lieferwagen hinter dem feminin aussehenden Auto abstellte, wurde Carly wieder einmal bewusst, dass sie Matt immer noch als den jungen Burschen sah, den Mädchenschwarm, als den sie ihn gekannt hatte. Wie sie bereits bemerkt hatte, entsprach das nicht mehr ganz der Wirklichkeit.
    »Hoffentlich wecken wir deine Frau nicht auf«, sagte sie in möglichst neutralem Ton, was sie einige Mühe kostete. In Wirklichkeit war ihr die Vorstellung, dass Matt eine Frau haben könnte, alles andere als angenehm.
    »Ich bin nicht verheiratet.«
    Sie stieß zwar keinen Seufzer der Erleichterung aus, war aber gewiss nahe daran. Während sie zusah, wie Matt aus dem Führerhaus stieg, wurde ihr bewusst, dass es irgendwo tief in ihrem Inneren immer noch das junge Mädchen gab, das hoffnungslos in ihn verliebt war. Sie würde das junge Mädchen in sich jedenfalls im Auge behalten müssen.
    Sie stieg nach Matt aus, der ihr geduldig die Tür aufhielt, und stand einige Augenblicke reglos da, um ihre wackeligen Beine an die Tatsache zu gewöhnen, dass sie wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Die Fenster des Hauses waren ausnahmslos dunkel. Wenn der Wagen nicht gewesen wäre, hätte man meinen können, es wäre unbewohnt.
    »Darf ich?«, fragte Matt, und sie trat zur Seite, damit er die Wagentür schließen konnte. Ihr Blick fiel erneut auf den Civic. Wenn er nicht verheiratet war - wem gehörte das Auto dann?
    »Lebt deine Mutter hier bei dir?«, fragte sie, als er an ihre Seite trat, und tat ihr Möglichstes, nicht hoffnungsvoll zu klingen. Die Vorstellung gefiel ihr. Wenn Matt mit dreiunddreißig Jahren noch immer im selben Haus wie seine Mutter lebte, hätte sie etwas, mit dem sie ihn jederzeit aufziehen konnte, wenn er sie wieder einmal ärgerte.
    »Meine Mutter ist tot.«
    »Oh.« Ihre kampflustige Stimmung verschwand augenblicklich. Er hatte seine Mutter geliebt. Der Verlust hatte ihm bestimmt wehgetan. Mitfühlend legte Carly die Hand auf seinen Arm. »Das wusste ich nicht. Es tut mir Leid.«
    Sie hatte es nicht gewusst, weil sie ihre Großmutter absichtlich nie nach ihm gefragt hatte, nachdem sie Benton verlassen hatte, um aufs College zu gehen. Ihre Großmutter wiederum hatte aus irgendeinem Grund gewusst, dass Matt ein heikles Thema für sie war, und seinen Namen deshalb nicht ein einziges Mal erwähnt. Wenn Carly hin und wieder zu Besuch in ihr altes Zuhause kam, hatte es immer so viel zu reden gegeben, dass es nicht schwer war, Matt als Gesprächsthema auszuklammern. Später, als ihre Großmutter allmählich gebrechlich wurde, war das Hauptthema ohnehin der Gesundheitszustand der alten Frau.
    »Wie hättest du's auch wissen sollen.«
    »Was ... ich meine, wann ...«, begann sie, ohne ihre Frage ganz auszusprechen. Sie wollte ihn nicht drängen, darüber Auskunft zu geben.
    »Vor ein paar Jahren. Ein Herzinfarkt. Sie brach während der Arbeit zusammen - sie war Kellnerin im Corner Cafe.« Er hielt inne und blickte zu ihr hinunter, als sich ihre Hand in stillem Mitgefühl etwas fester um seinen Arm schloss. »Ich war gerade bei den Marines und kam gleich heim.«
    Carly hatte das Gefühl, dass es ihr die Kehle zuschnürte. Wie dumm von mir, dachte sie sich, dass ich so betroffen bin, obwohl er ganz sachlich darüber spricht. Doch sie kannte ihn so gut, dass sie sich davon nicht täuschen ließ. Hinter seinem sachlichen Ton verbarg sich ein großer Schmerz, und sie konnte nicht anders, als mit ihm zu fühlen.
    »Was ... zum Teufel... hast du in das Ding hier eingepackt?«, fragte Sandra keuchend, als sie schwer beladen zu ihnen trat. Sie trug ihre eigene kleine Tasche in der einen Hand und Carlys etwas größere - und offensichtlich deutlich schwerere - Reisetasche in der anderen. Carly hatte es für notwendig erachtet, ein paar Sachen für die erste Nacht und den ersten Tag in Benton extra zu packen. Danach sollten sie es ja geschafft haben, den Lieferwagen zu entladen. Angesichts des vorwurfsvollen Blickes, mit dem Sandra sie ansah, nahm Carly schuldbewusst die Hand von Matts Arm.
    »Oh, danke, das habe ich ganz vergessen.« Ohne auf Sandras eigentliche Frage zu antworten, griff sie nach ihrer Tasche. Die Wahrheit war, dass ihr Föhn, ihre Bürsten, das Schminkzeug, die paar Kleidungsstücke sowie die verschiedenen notwendigen Kleinigkeiten für

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