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Vergangene Schatten

Titel: Vergangene Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Robards
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kenne.«
    Carly stieß einen empörtes Schnauben hervor. Bevor sie sich entscheiden konnte, worüber sie sich zuerst aufregen sollte, den albernen Spitznamen oder die freche Bemerkung, zog er sie an einer riesigen Magnolie vorüber, und im nächsten Augenblick standen sie vor dem U-Haul-Lieferwagen. Sandra stand auf dem Trittbrett, die Taschenlampe fest in der Hand haltend. Der Strahl der Lampe sauste hin und her wie ein betrunkenes Glühwürmchen, während sie die Gegend absuchte. Als Carly und Matt zwischen den Bäumen hervortraten, kreischte sie laut auf, sprang hoch und richtete die Lampe auf sie. Als sie die beiden erkannte, stieß sie einen Seufzer der Erleichterung hervor.
    »Wenn ich das nächste Mal mit dir irgendwohin fahre«, sagte Sandra und sah Carly finster in die Augen, »dann kannst du deine liebe Oma verwetten, dass ich diejenige bin, die am Steuer sitzt.«
    »Ist mir nur recht. Ich wollte sowieso nicht fahren. Aber leider fährst du ja nicht gern auf Autobahnen, und auch nicht auf schmalen Landstraßen, im dichten Verkehr und bei Dunkelheit. Du wirst praktisch in jeder Situation nervös, in die man als Autofahrer nur geraten kann.« Carly holte die Autoschlüssel aus der Hosentasche hervor. Zu ihrer Überraschung nahm Matt sie ihr aus der Hand.
    »Diesmal fahre ich«, sagte er, sperrte die Tür auf und hielt sie auf. »Einsteigen, bitte.«
    Sandra stieg rasch in den Wagen. Sie schaltete die Taschenlampe aus und setzte sich auf den Platz ganz rechts. Carly blieb vor dem Wagen stehen.
    »Hör mal«, sagte sie zu Matt. »Ich bin dir dankbar, dass du mir als Sheriff zu Hilfe gekommen bist. Das weiß ich wirklich zu schätzen. Aber ich glaube, dass Sandra und ich jetzt gut allein zurechtkommen.«
    »Das glaube ich nicht«, erwiderte Matt offenbar wenig beeindruckt. »Steig ein.«
    »Ich fahre nirgendwohin«, sagte Carly mit aller Deutlichkeit. Die Tage, in denen Matt Converse etwas vorschlug und sie sklavisch gehorchte, waren lange vorüber, das sollte er endlich begreifen.
    »O doch, das wirst du. In das Haus deiner Großmutter wurde eingebrochen. Wir müssen Ermittlungen durchführen - und die beginnen nun einmal hier vor Ort. Du wärst hier nur im Weg. Ich bringe euch zu mir in mein Haus - da könnt ihr die Nacht verbringen. Da bist du in Sicherheit und stehst mir außerdem nicht im Weg herum.«
    Carly stemmte die Hände in die Hüffen.
    »Ich will aber nicht mit zu dir kommen«, sagte sie in süßlichem Ton. »Nein, ich weigere mich mitzukommen. Da schlafe ich lieber hier im Wagen.«
    »Da sprichst du nur für dich«, rief Sandra aus dem Wagen heraus.
    Carly und Matt ignorierten sie.
    »Damit eines klar ist«, sagte Matt schließlich, »du kannst die Nacht in meinem Haus verbringen oder im Gefängnis. Was dir lieber ist.«
    »Du bluffst.« Zumindest war sich Carly ziemlich sicher, dass er bluffte.
    Seine Gesichtsmuskeln spannten sich sichtlich an. »Probier's ruhig aus.«
    »Na los«, sagte sie und hob das Kinn. »Steck mich ins Gefängnis.«
    »Wie gesagt«, warf Sandra besorgt ein, »entscheide du für dich allein.« Sie beugte sich zur offenen Tür hinüber und blickte zu ihnen hinaus.

10
    Matt sah erst Sandra und dann Carly an.
    »Curls, mach keine Schwierigkeiten«, sagte er leise. Sie war sich ziemlich sicher, dass nur sie es gehört hatte.
    Dass er es so leise gesagt hatte, gab schließlich den Ausschlag. In diesem trügerisch sanften Ton sprach er nur, wenn er kurz davor stand, einen Wutausbruch zu bekommen. Sie mochte ihn seit Jahren nicht gesehen haben, aber sie kannte ihn trotzdem ganz genau; sie wusste, dass es ihm durchaus zuzutrauen war, dass er sie packte und in diesen Wagen steckte, wenn es sein musste. Wenn er so sprach, dann war er auch imstande, sie in die nächste Zelle zu werfen.
    »Rüpel«, stieß sie vernichtend hervor und stieg in das Führerhaus.
    Matt kostete seinen Sieg nicht aus und stieg schweigend nach Carly in den Wagen ein. Im Führerhaus war es so heiß wie in einer Sauna. Dicht neben Sandra sitzend, spürte Carly, wie ihr Schweißperlen auf die Stirn traten. Das Einzige, was die drückende Hitze einigermaßen erträglich machte, war die Tatsache, dass auch Matt sie ertragen musste.
    »Übrigens«, sagte Carly, als Matt den Motor anließ und nach dem Knopf für die Klimaanlage griff, »die Klimaanlage ist kaputt.« Carly verspürte die gleiche Schadenfreude, die er wahrscheinlich empfunden hatte, als er ihr gesagt hatte, dass der Strom in ihrem Haus ausgefallen

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