Vergeben, nicht vergessen
Mason Lord nicht erzählen, wohin sie eigentlich reisen wollten.
»Eve wollte auf dem Michigan See segeln. Wir haben es nicht getan. Ich wusste, dass ihr gehen würdet, wenn ich das Haus verlasse.«
»Nun sind Sie geblieben, und wir gehen dennoch. Wie auch immer, Mason, vielen Dank für Ihre Gastfreundschaft.«
Eve Lord erschien hinter ihrem Mann und informierte sie über die Ankunft von Detektiv O’Connor.
Ramsey fluchte leise. Das hätte er vorhersehen sollen, hatte er aber nicht. Er war zu sehr darauf konzentriert gewesen, dieser Hölle zu entfliehen. Er wandte sich Molly zu. »Geht nicht weit weg, ich muss kurz mit Detektiv O’Connor sprechen.« Ramsey erreichte noch vor ihm das Wohnzimmer.
»Ich wollte gerade abreisen. Frau Santera und Emma werden mich begleiten.«
Detektiv O’Connor machte den Eindruck von jemandem, der in einer fremden Haut übernachtet hatte. Die Haut passte nicht, sie hing ihm lose über die Wangenknochen. Unter seinen Augen hatte er Tränensäcke. »Das verüble ich Ihnen nicht, Ramsey. Aber vorher noch eine Frage: Wissen Sie etwas über diese Sache?«
»Ich habe es im Fernsehen gehört. Wir haben alle gemeinsam zu Mittag gegessen. Ich habe mich darüber gewundert, dass der Fernseher so laut lief. Dann natürlich wurde es mir klar. Sie wissen ebenso gut wie ich, dass Mason Lord diese Explosion arrangiert hat. Man hat mich informiert, dass die Konten nun ausgeglichen seien und es keine weitere Gewalt geben würde.«
Detektiv O’Connor pfiff durch die Zähne. »Ich komme mir wie eine Fliege vor, die keinen Landeplatz finden kann. Ich nehme nicht an, dass Mason Lord Ihnen gegenüber die Tat zugegeben hat?«
»Nein, kein Wort. Doch in seinen Augen war ein zufriedenes Leuchten, das er nicht ganz verbergen konnte. Natürlich hat er die Sache in Auftrag gegeben. Dieser Ort hier ist wie ein anderes Universum.«
»Die Polizei in Las Vegas sagt, sie hätten keinerlei Anhaltspunkte. Bis auf die beiden zurückgebliebenen Leichen war alles sauber und ordentlich.«
»Werden Sie nachprüfen, ob einer von Lords Leuten eine Kurzreise nach Las Vegas unternommen hat?«
»Schon, doch selbst wenn das der Fall wäre, würde es nichts beweisen. Viele Leute fliegen nach Las Vegas. Außerdem sind die Aussichten, die Mörder so dicht in Lords Umkreis zu finden, sehr gering. So operieren diese Typen nicht. Sie sind wie Hunde mit ihrem eigenen Hintergarten. Trotzdem muss ich mit allen reden, die ganze Prozedur durchgehen, genauso wie es die Mordkommission in Las Vegas mit mir gemacht hat. Vielleicht kommen ein paar Detektive aus Las Vegas hierher, wer weiß?«
»Mir stößt immer noch das auf, was Miles mir über die Regeln zum Ausgleich gesagt hat. Ich in dieser Lage würde den Einsatz erhöhen und nicht weglaufen wollen. Ich würde mir nicht einfach die Hände reiben und sagen, okay, so ist das Leben, meine Tochter ist tot, aber Schwamm drüber.«
»Vermutlich war sich Shaker, als er die erste Bombe hat legen lassen, bereits der Tatsache bewusst, damit das Leben seiner Tochter aufs Spiel zu setzen. Das lässt ihn nicht gerade als den besten aller Väter erscheinen, nicht wahr? Diese Typen sind nicht wie Sie und ich, Ramsey. Irgendetwas fehlt in der Art und Weise, wie sie zusammengesetzt sind. Aber sie sind nicht so weit gekommen, weil sie dumm gewesen wären. Er hat vermutlich angenommen, Mason würde es auf ihn absehen. Nur dass das dann nicht der Fall war.«
»Nehmen wir einmal an, er hat nicht erwartet, dass Mason es so weit treiben würde. Was dann?«
»Hören Sie, gehen Sie nach Hause, Ramsey. Meiner Ansicht nach ist die Sache für Sie beendet. Rule Shaker wird nicht noch einen Fehler begehen. Er kann es sich nicht leisten, es gibt zu vieles, was er schützen muss.
Schicken Sie das kleine Mädchen und die Mutter nach Hause. Die Polizei in Denver wird sich um sie kümmern.
Die Sache ist jetzt vorbei. Den Rest können Sie uns überlassen. Wir lassen Sie wissen, wenn wir auf irgendetwas Interessantes stoßen.«
24
Um halb sieben Uhr abends fuhr das Taxi vor Mollys Haus im Shrayderweg vor. Es war ein kleines, hübsches Haus mit weißen Fensterrahmen und hellblau gestrichenen Blumenkästen. Blütenmeere ergossen sich über den Zaun, die eingerahmten Blumenbeete und über die sechs Blumenkästen, die am Geländer der Terrasse angebracht waren.
Das Haus zeigte auf den Park, aus dem Emma entführt worden war, während Molly die Fotos gemacht hatte. Die anderen Vorgärten waren ebenfalls mit
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