Vergeben, nicht vergessen
bekommen?«
Sie lächelte ihn an. »Klar doch.«
»Willst du jetzt deinen Mittagsschlaf machen?«
»Ja, gut.« Sie schloss kurz die Augen, dann öffnete sie eines und blinzelte ihn an. »Vielleicht gehe ich heute Abend nicht ins Bett.«
»Das ist okay.« Sein eigentliches Anliegen war es, dass sie die Trauerfeier für ihren Vater gut überstand. Hoffentlich würde es ihnen auch weiterhin gelingen, die Reporter, die örtlichen Fernsehsender und die Paparazzi fern zu halten. Das Wachpersonal hatte sehr gekonnt einem Reporter über die Grundstücksmauer zurück auf die Straße geholfen. Er betete, dass Emma den unverschämten Fragen, mit denen Molly und er bei jedem Verlassen des Grundstücks überschüttet wurden, keinerlei Bedeutung zumaß.
23
Melissa Shaker weinte so heftig, dass sie auf den Stufen zur Tiefgarage beinahe gestolpert wäre. Zwei Tage war es jetzt her, und sie konnte es, sie wollte es immer noch nicht glauben. Diese verdammte Ex-Frau von ihm hatte eine jämmerliche kleine Trauerfeier abgehalten, keine richtige Beerdigung, weil nichts mehr übrig gewesen war, was man hätte beerdigen oder verbrennen könnten.
Louey war nicht mehr, war einfach nicht mehr, und niemandem schien das nahe zu gehen. Wieder stolperte sie und klammerte sich an das Geländer, als sie in die Tiefgarage hinaustrat. Ein Wagen hupte laut. Sie fühlte die heißen Abgase, als er an ihr vorbeifuhr und der Fahrer ihr zurief, sie solle besser aufpassen.
Sie wischte sich die Augen ab. Es gab nichts, was man hätte machen können. Überhaupt gar nichts. Ihr Vater hatte ihr gegenüber geschworen, dass er Louey nicht umgebracht hatte. Doch sie hatte ihm in die Augen gesehen und Schuldgefühle entdeckt. Sie würde ihm nie verzeihen, niemals.
»Fräulein Shaker.«
Sie wollte Greg nicht sehen. Sie wollte allein sein. Sie wollte in die Wüste hinausfahren und sich von der Sonne verbrennen lassen. Sie ging auf ihr Auto zu.
»Fräulein Shaker! Bitte, warten Sie. Sie kennen doch die Anweisungen Ihres Vaters, ganz besonders in diesen Tagen.«
Sie wartete auf ihn, weil sie nicht wollte, dass man Greg kündigte, während er lediglich seine Arbeit zu verrichten versuchte.
Sie stand neben ihrem BMW-Sportwagen, der in einem James-Bond-Blau lackiert war. Er sah genau wie der Wagen aus, den er in einem seiner Film gefahren hatte, nur dass ihrer mehr Kraft besaß. Sie liebte diesen kleinen Wagen.
»Danke.« Greg trottete auf sie zu. »Fräulein Shaker, es tut mir wirklich sehr Leid.«
»Danke«, erwiderte sie und stieg in ihr Auto. Greg stellte sich auf die andere Seite.
»Versuchen Sie nicht, mich abzuhängen, Fräulein Shaker. Besonders in der kommenden Woche ist es wichtig, dass ich Ihnen sehr dicht folge.«
»Sie haben lediglich eine schäbige Trauerfeier für ihn veranstaltet«, sagte sie und drehte den Zündschlüssel.
Der Wagen explodierte in einem Feuerball.
Um zwanzig Minuten nach zwölf wurde die Nachricht im Lokalsender von Las Vegas gesendet.
Melissa Shaker, 23, Tochter von Rule Shaker, einem Kasinobesitzer aus Las Vegas, wurde heute Morgen um zehn Uhr ermordet, als sie und ein Freund in eine Autoexplosion verwickelt waren, die von Frau Shakers Wagen ausging, der in einer Tiefgarage unter dem Sirocco Kasino geparkt stand.
Explosionsfachleute sind der Ansicht, dass es sich um eine Bombe gehandelt hat. Die Polizei hat sich noch nicht zu möglichen Verdächtigen geäußert. Genaueres folgt in den Fünf- Uhr-Nachrichten.
Ramsey ließ seine Gabel fallen, und ein schmales Stück Schinken glitt auf den Teller zurück. Er hatte den Fernseher von der Küche aus gehört und sich gefragt, warum er überhaupt lief, weswegen er auf eine lokale Satellitenstation aus Las Vegas eingestellt war und weswegen er so laut lief, dass man ihn sogar im Wohnzimmer noch hören konnte. Und jetzt das. Plötzlich waren seine Fragen beantwortet.
Offenbar hatte irgendjemand gewusst, dass diese Nachricht von einem lokalen Sender in Las Vegas gebracht werden würde. Und offenbar hatte jemand auf genau diese Nachricht gewartet.
Es folgte ein kurzer Moment entsetzter Stille, dann redeten alle durcheinander. Er hörte, wie Eve scharf einatmete und etwas sagte, was er aber nicht verstehen konnte. Eine Pfanne fiel scheppernd zu Boden, die Miles in der Küche hatte fallen lassen. Am Kopf des Tisches verspeiste Mason Lord, ohne mit der Wimper zu zucken, eine Casaba-Melone. Seine Wangen waren leicht gerötet, doch er sagte kein Wort und tat nichts, was
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