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Vergeben, nicht vergessen

Titel: Vergeben, nicht vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Bäumen und Büschen bepflanzt, aber keiner hatte solch schöne Blumen.
    Emma war gespenstisch schweigsam. Sie hielt ihr Klavier gegen die Brust gedrückt und blickte stur geradeaus. Sie war so still, als ob sich allein dadurch die Wahrscheinlichkeit verringern würde, dass ihr etwas Schlimmes zustoßen konnte. Er hätte ihr nochmals versichert, sie brauche keine Angst zu haben, doch das entsprach nicht der Wahrheit, und sie wussten es beide. Der Mann war immer noch dort draußen. Vermutlich war er weit weg und versteckte sich, doch in Emmas Vorstellungswelt lauerte er in unmittelbarer Nähe, so wie er es damals auch getan hatte, und wartete nur darauf, sie wieder zu fangen. Es brach Ramsey das Herz.
    Er betrachtete den Park mit den kleinen Hügeln und Tälern, den Blumenbeeten und Büschen und den Reihen von Ulmen und Kiefern. Er fragte sich, wo der Mann Emma aufgelauert hatte, dass er ihr so nahe hatte kommen können, um sie sich zu greifen.
    Molly sah zu einer Baumgruppe in der westlichsten Ecke des Parks hinüber. Dort also war es geschehen. Ihr schmales Gesicht war starr und abgespannt. Sogar ihr schönes Haar schien glatt und angeklatscht. Sie hatte es mit einer blassgrünen Spange zusammengebunden, die farblich mit ihrer Seidenbluse harmonierte. Er hätte wetten können, wenn sie wie Emma ein Klavier besessen hätte, hätte sie es ebenfalls im Arm getragen.
    »Emma, wir sind zu Hause.« Molly sprach sehr leise, denn sie wollte sie nicht ängstigen, sondern lediglich vorsichtig ihre Aufmerksamkeit erlangen. »Denk daran, wir packen nur schnell unsere Sachen, dann fliegen wir mit Ramsey nach San Francisco.«
    »Und dann kommt Ramsey mit uns nach Irland?«, fragte Emma und drückte sich so dicht an ihre Mutter, dass kein Millimeter Abstand zwischen ihnen blieb. Molly fragte sich, worüber Dr. Loo und Emma am Morgen gesprochen hatten. Diesen Morgen erst hatte Emma sie zum letzten Mal aufgesucht. Sie musste sie unbedingt anrufen.
    »Ja, das wird er«, erwiderte Molly. »Er möchte dorthin zurückkehren, und er möchte unbedingt, dass wir ihn begleiten. Er hat mich sogar darum angebettelt, Emma. Und da ich ein netter Mensch bin, musste ich ja sagen.«
    »Hast du wirklich gebettelt?«, erkundigte sich Emma und warf ihm einen Blick zu.
    »Im Betteln kann ich es mit allen aufnehmen, Emma«, erwiderte Ramsey und kniete sich vor sie. »Ich habe mir gesagt, dass ich dich nicht aus den Augen lassen möchte. Und ich habe mir gesagt, dass dich nicht zu sehen mich sehr unglücklich machen würde. Macht es dir etwas aus, wenn ich heute bei euch im Haus übernachte?«
    »Du kannst bei uns bleiben, Ramsey. Ich finde es eine gute Idee.« Sie marschierte durch das offene Tor auf die Haustür zu. Immer noch hielt sie das Klavier an sich gepresst. Über die Schulter hinweg bemerkte sie: »Dr. Loo hat mir Irland auf dem Atlas gezeigt. Dort ist es so grün, dass man sich mindestens zwei Mal am Tag die Zähne putzen muss, sonst werden sie auch grün.«
    »Emma, war das ein Witz?«
    Zu seiner Freude warf ihm Emma ein verschmitztes Lächeln zu.
    »War das der Park dort drüben?«, wandte er sich leise an Molly.
    »Ja. Ich habe dieses Haus geliebt. Mit Louey haben wir in einer Wohnanlage im Westteil von Denver gewohnt. Nach der Scheidung habe ich das Haus verkauft und dieses hier gefunden. Jetzt gefällt es mir nicht mehr. Emma ängstigt sich hier zu Tode. Um ehrlich zu sein, mir geht es nicht anders.«
    »Darüber muss etwas Zeit verstreichen«, sagte er und war sich der Überflüssigkeit seiner Bemerkung bewusst. »Wir müssen hier nur so lange bleiben, wie Emma und du zum Pa-cken brauchen. Wir müssen nicht hier übernachten, wenn du das nicht möchtest.«
    »Nein, das werden wir nicht«, erwiderte sie.
    »Außerdem gibt es keinen Grund, das Haus nicht zu verkaufen, Molly. Es gibt überhaupt keinen Grund, weswegen ihr nicht beispielsweise nach San Francisco ziehen könntet.«
    Die Worte waren ihm einfach so herausgerutscht, während seine Augen einen Rosenbusch hinter Mollys Schulter fixierten. »Ich habe damit nicht das sagen wollen, was du jetzt vielleicht glaubst.«
    »Natürlich nicht«, erwiderte Molly kühl und gefasst. »Im Allgemeinen tun Männer das auch nicht.«
    »Was soll das denn heißen?«
    »Nichts. Tut mir Leid. Es war ein langer Tag. Und es waren viele Jahre mit Louey. Wir kommen, Emma.«
    Emma stand geduldig vor der Tür, während Molly ihren Schlüssel herauszog, ihn ins Schloss steckte und ihn mit leichter Bewegung

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