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Vergeben, nicht vergessen

Titel: Vergeben, nicht vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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erhobener
    Augenbraue an. Ramsey beantwortete die erhobene Augenbraue mit Schweigen.
    Schließlich sagte Agent Anchor: »Sie kommen mir bekannt vor.«
    »Das sollte er auch«, warf Detektiv Mecklin zwischen zwei Bissen Haferkeks ein. »Es ist Richter Hunt, der Mann, von dem wir aus San Francisco und aus Chicago gehört haben.«
    Agent Anchor erstarrte. Er war es gewohnt, seine Sache im Griff zu haben. Und nun behandelten ihn Molly Santera und dieser Hunt, als ob er eine Witzfigur wäre.
    Ramsey lächelte ihn lediglich an. »Wissen Sie, mein Haus in San Francisco wurde auf die gleiche Art und Weise wie das von Frau Santera verwüstet. Unserer Ansicht nach könnten hier Parallelen bestehen. Was meinen Sie? Könnte es nicht sein, dass Herr Shaker ein besonders gründlicher Mensch ist?«
    »Ihr Humor gefällt mir nicht«, entgegnete Agent Anchor. »Das ist mir bereits alles bekannt. Aber sie hätte sich nicht aus dem Staub machen sollen, um nach ihrer Tochter zu suchen. Sie hätte meine Ermittlungen nicht behindern dürfen.« Er starrte Molly an. Seine Nasenflügel zitterten vor Abneigung. »Als ich eben ins Zimmer kam, hätte sie mich nicht beleidigen dürfen. Wenn sie meinem Rat gefolgt wäre, wäre ihr Mann vielleicht nicht tot. Andererseits hat sie jetzt einen lebendigen Richter, nicht wahr?«
    Molly warf Emma einen flüchtigen Blick zu. Sie schien an ihren Zeichentrickfilm gefesselt. Mit einer einzigen geschmeidigen Bewegung erhob sich Molly und trat Agent Anchor kräftig gegen das Schienbein. Er rang nach Luft, rieb sich das Bein und richtete sich sehr langsam auf. »Ich verhafte Sie wegen tätlichen Angriffs auf einen Bundesbediensteten«, sagte er, als er sich wieder gefasst hatte.
    »Das glaube ich kaum«, entgegnete Ramsey. »Um Ihnen die Wahrheit zu sagen, ist sie mir lediglich zuvorgekommen. Hören Sie doch auf, sich wie ein Idiot zu benehmen, Agent
    Anchor.« Er ließ seine Hand zum Ellenbogen des Mannes gleiten und flüsterte ihm ins Ohr: »Meiner Meinung nach sitzen Sie hier einem großen Missverständnis auf. Lassen Sie sich sagen: Sie ist nicht identisch mit ihrem Vater. Das sollten Sie sich merken. Benehmen Sie sich doch schlicht wie ein Mensch, und setzen Sie sich. Vielleicht können wir zusammen arbeiten. Wenn Ihnen das nicht zusagt, rufe ich Ihren Chef und die Agenten Savich und Sherlock an, die in Chicago mit uns zusammengearbeitet haben, und unterhalte mich mit ihnen. Jetzt sind Sie am Zug, Anchor.«
    Agent Anchor schien nicht glücklich. Obendrein würde sich der Fall des ermordeten Bauern in Loveland nun offiziell niemals mehr lösen lassen. Sie hatten noch nicht einmal den Mann ausfindig machen können, der das kleine Mädchen missbraucht hatte. Alles hatte damit angefangen, dass diese Frau Denver verlassen und sich auf eigene Faust auf die Suche gemacht hatte. Ramsey Hunt irrte sich. Sie war genau wie ihr Vater, das hatte er sofort gespürt, als er sie das erste Mal gesehen hatte. Sie hatte den Fall aus den Fugen geraten lassen. Nun hatte sich auch noch dieser verfluchte Richter auf ihre Seite geschlagen. Und er kannte Savich.
    Detektiv Mecklin schob seinen Stuhl zurück und erhob sich. Kuchenkrümel lagen auf seinem dicken roten Schlips und dem weißen Hemd, das über dem Bauch spannte. »So jedenfalls kommen wir mit dem ganzen Mist nicht weiter. Agent Anchor, setzen Sie sich, falls Richter Hunt es Ihnen gestattet. «
    »Dann ist da noch meine Tochter, Agent Anchor«, sagte Molly. »Kinder hören fast alles, was Erwachsene sagen. Und meiner Ansicht nach haben wir schon genug gesagt.«
    Agent Anchor sah zu Emma hinüber, die viel zu hastig Kaugummi kaute. Er hatte selbst zwei Kinder und wusste, wann ein Kind etwas hörte, was es nicht hören sollte.
    »Also gut«, meinte Agent Anchor und setzte sich.
    Ein tödliches Schweigen folgte. Detektiv Mecklin nahm sich noch einen Haferkeks, biss reichlich davon ab und bemerkte: »Wenn all diese Dinge miteinander in Zusammenhang stehen, so waren Männer, Macht und Geld vonnöten. Alles Dinge, von denen Herr Shaker jede Menge besitzt.«
    »Warum, glauben Sie, haben die Leute mein Haus verwüstet?«, fragte Molly. »Einfach nur aus Spaß?«
    »Nehmen wir einmal an, dass es vor zwei oder drei Tagen passiert ist, Frau Santera«, schaltete sich Detektiv Mecklin ein. »Das war ungefähr zum Zeitpunkt des Attentats auf Ihren Ex-Mann. Vielleicht waren das alles Stücke ein und desselben Puzzles. Man munkelt, dass eigentlich Sie und Ihre Tochter die Opfer hätten

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