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Vergeben, nicht vergessen

Titel: Vergeben, nicht vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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sein sollen, um damit Herrn Santera wieder auf Linie zu bringen. Es muss Teil ein und derselben Kampagne gewesen sein.«
    »Und das alles wegen Geld oder um Louey mit seiner Tochter zu erpressen? Das hört sich total verrückt an«, entgegnete Molly.
    Agent Anchor schenkte sich etwas Kaffee nach. Er hatte kein Wort dazu gesagt. Er nippte daran, goss etwas Sahne nach und sagte schließlich: »Leute wie Shaker können es niemandem gestatten, sie um eine Million zu erleichtern. Er ist viel zu sehr davon abhängig, dass die Leute Angst vor ihm haben. Und Geld war weiß Gott ausreichend da, um die allerbesten Leute anzuheuern.«
    »Also gut, es war Shakers Werk. Aber glauben Sie mir, die Sache ist beendet«, fügte Detektiv Mecklin hinzu.
    »Vermutlich haben Sie Recht«, meinte Ramsey. »Eine andere Antwort gibt es nicht.« Er wandte sich an Agent Anchor. »Es sei denn, Sie haben noch etwas ausfindig gemacht?«
    Agent Anchor schüttelte den Kopf. »Nein, das ist nur mein Gefühl. Hat Savich mit seinem verdammten Laptop noch etwas finden können?«
    »Nichts Konkretes bis jetzt«, erwiderte Ramsey.
    Agent Anchor schüttelte den Kopf. Er hatte sehr kurze
    Haare, was sich ganz gut machte, denn er war ohnehin fast vollkommen kahl. »Ich erinnere mich an ein Mal, als ich in Washington in einer Sitzung mit Savich war. Der Protokollführer erkundigte sich, welchen Geschlechts der Laptop sich derzeit gerade erfreue. Niemand hat gelacht.«
    Ramsey behagte es nicht sonderlich, dass jemand gerade dann seine menschliche Seite hervorkehrte, wenn er sich dazu entschieden hatte, denjenigen als Idioten abzustempeln. Vielleicht aber würde der Mann einen Rückfall erleiden.
    Ramsey betrachtete Emma zusammengerollt auf dem Sofa. Das Klavier hielt sie im Schlaf fest an sich gedrückt. Ein Bein ihrer Jeans hatte sich hoch geschoben, und er konnte den rosa Socken über ihrem Nike-Turnschuh sehen. Die Heftigkeit seiner Gefühle ihr gegenüber überraschten ihn nun nicht mehr. Er schluckte. Dann fiel ihm auf, dass der andere Socken weiß war. Es war für alle ein harter Tag gewesen. Er stand auf, den Blick immer noch auf Emma gerichtet. »Ich sehe nicht, dass uns das hier in irgendeiner Weise weiterbringt. Vielleicht hätten wir Sie gar nicht erst damit belästigen sollen. Die reinste Zeitverschwendung für uns alle.«
    »Nein«, widersprach Detektiv Mecklin und erhob sich ebenfalls. »Das ist alles Teil der Ermittlungen. Vielleicht werden wir im Haus doch noch fündig. Früher oder später werden wir den Typen dingfest machen, der sich an Emma vergangen hat. Die Bundespolizei will ihn unbedingt in die Hände bekommen. Agent Anchor, könnten Sie ihn denn nicht wegen Steuerhinterziehung belangen?«

25
    Die Temperatur betrug sechzehn Grad, und es war windig in San Francisco. Der Himmel war wolkenlos. Ramsey atmete die saubere Luft tief ein und lächelte. Er blickte durch das halb geöffnete Fenster auf den kleinen Rasenflecken und auf die sich hinter dem Haus erstreckende Golden Gate Bridge. Er liebte Sea Cliff, eine Gegend, die von vielen, ihn selbst einbezogen, als schönste der ganzen Stadt bezeichnet wurde. Sein Haus lag in der ersten Reihe von Häusern, die sich wie ein Band über die Klippen am nordwestlichen Stadtrand hinzogen. Das Meer kam von links, die Golden Gate Bridge wachte am Eingang der Bucht zur Rechten und verband die direkt gegenüberliegenden kargen und kahlen Marin Headlands mit der Stadt. Die Headlands stachen in der Nachmittagssonne klar hervor. Noch war etwas Grün auf den Hügeln zu erkennen. Aber schon bald, im Hochsommer, würden sich die Headlands in ein einheitliches Braun verwandeln, auf dem es scheinbar kein Leben gab. Wenn der Nebel am späten Nachmittag in die Bucht eindrang und sich auf den Headlands absetzte, könnte man meinen, sich in einer Szene aus dem Mittelalter zu befinden.
    Sein Haus war fotografiert worden, man hatte Fingerabdrücke genommen, es gereinigt und repariert. Er hatte sowohl mit seiner Sekretärin als auch mit den beiden Rechtspflegern gesprochen, die ihm als Bundesrichter zugeteilt waren. Er hatte ihnen Farbvorgaben gegeben, die gewünschten Möbel beschrieben und einen finanziellen Rahmen gesteckt. Den Rahmen hatten sie zwar gesprengt, aber angesichts des Mobiliars und der Gardinen und Vorhänge, die liebevoll im ganzen Haus arrangiert worden waren, wollte er sich darüber nicht beklagen. Er fragte sich, was wohl noch alles angeliefert werden würde. Es war interessant, sich selbst mit den

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