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Vergeben, nicht vergessen

Titel: Vergeben, nicht vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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deinem Rücken?«
    Er lächelte sie lediglich an. »Mir geht es gut. Kannst du die Stiche auf deinem Arm noch sehen?«
    »Manche schon, aber sie sind auf dem Weg der Heilung. Wie geht es deinem Bein?«
    »Längst geheilt. Ich möchte mir deinen Arm ansehen.« Sie ließ es sich gefallen, dass er den Ärmel ihrer hellen, cremefarbenen Bluse nach oben schob. Vorsichtig zog er den Verband zurück. Die Narbe hatte eine gesunde, rosa Farbe, die Stiche standen fast obszön aus der weißen Haut hervor, doch die Wunde war schon viel besser, die noch vorhandenen Nähte in der Auflösung begriffen. Er brummte etwas und drückte den Verband wieder fest. »Daher jedenfalls rührt deine Übelkeit nicht.«
    »Wo ist Emma?«
    »Sie sitzt in meinem großen Ledersessel und schaut aus dem Fenster auf die Brücke. Aber lass mich trotzdem einmal nachsehen.« Wenig später kam er mit ihr zurück.
    »Meine wunderschöne Prinzessin?«
    »Nein, sie gehört mir, aber ich teile sie für ein paar Minuten mit dir. Siehst du, Emma, deiner Mutter geht es ganz gut.«
    »Kann ich bei ihr bleiben, Ramsey? Ich werde sie zum Lachen bringen. Sie behauptet, dass es einem gleich besser geht, wenn man lacht.«
    »Okay, aber wenn sie sich erneut übergibt, rufst du mich. Dann rufe ich jemanden, der ein paar Nadeln in sie sticht.«
    »Igitt«, meinte Emma.
    Drei Stunden später kaute Molly an einem Stück trockenen Toast und trank heißen Earl-Grey-Tee. Sie sah immer noch sehr blass aus. Immerhin hatte sie sich nicht erneut übergeben. Seit einer Stunde war die Übelkeit verflogen, doch seine Hand war immer noch in der Nähe des Telefonhörers. Er wollte Jim Haversham anrufen, den hochrangigen Internisten eines Krankenhauses in San Francisco.
    »Ich glaube nicht, dass wir uns morgen auf den Weg machen können«, sagte er um neun Uhr abends. Sowohl Emma als auch Molly lagen im Gästebett, der nagelneue Fernseher lief leise im Hintergrund.
    Es klingelte. Ramsey wandte sich zum Gehen. »Das ist nur eine Bekannte von der Polizei. Ich hatte sie angerufen. Sie wird mich über den neuesten Stand der Ermittlungen informieren.«
    »Über die Verwüstung deines Hauses?«, fragte Molly und schob den nassen Waschlappen auf ihrer Stirn ein wenig mehr nach links.
    »Unter anderem auch darüber. Ihr beide könnt euch hier vergnügen. Emma, wenn deine Mutter irgendetwas braucht, kommst du und holst mich. Kann ich mich darauf verlassen, dass du mir und nicht ihr gehorchst?«
    Emma machte einen besorgten Eindruck. »Ich weiß nicht recht, Ramsey, sie ist meine Mama. Sie ist seit meiner Geburt bei mir.«
    »Das schon, momentan aber ist sie nicht ganz ernst zu nehmen. Sie weiß nicht, was wirklich gut für sie ist. Du rufst mich, abgemacht?«
    Emma machte einen unschlüssigen Eindruck und zog ihr
    Klavier auf die Knie. Molly stöhnte. Dann stöhnte sie noch ein Mal, ein lustiges, übertrieben lautes Stöhnen, bei dem Emma lachen musste.
    Das hast du gut gemacht, Molly, dachte er, winkte ihnen zu und ging nach unten.
    Virginia Trolley stand vor der Tür. Sie trug ihr Markenzeichen, schwarze Stiefel, schwarze Hosen, einen schwarzen Rollkragenpullover und ein rotes Jackett. »Ich bin glücklich, dich wieder zu Hause zu wissen, Ramsey. Es ist die Hölle los.«
    Er bat sie in sein Arbeitszimmer. Im Kamin brannte ein Feuer, die neuen, blassgoldenen Vorhänge waren zugezogen und machten das Zimmer dunkler und intimer.
    »Dein Haus ist wunderschön. Die neuen Sachen machen sich großartig. Hat dich die Möblierung in die Pleite getrieben?«
    »Das meiste wird von der Versicherung gedeckt.«
    »Gut. Wo nun alles nagelneu ist, sollten wir heiraten. Dann könnten wir uns wieder scheiden lassen, und ich bekomme das Haus.«
    »Das Haus bekommst du unter keinen Umständen, es sei denn, du bestichst einen Richter«, erwiderte Ramsey und schenkte ihr aus der Thermoskanne auf dem Beistelltisch eine Tasse Kaffee ein.
    Sie seufzte. »Mein Mann wird es sicherlich auch nicht begreifen. Würdest du es denn in Betracht ziehen, mich zu adoptieren?«
    »Du bist älter als ich.«
    »Hast du schon mal etwas von Diskriminierung gegen das Alter gehört?«
    »Nein, ich nicht. Danke, dass du vorbeigekommen bist, Ginny. Was ist hier los?«
    »Du weißt natürlich, dass dich alle als >Judge Dredd< bezeichnen. Jetzt, wo du mit der Unterwelt flirtest, passt der Name richtig gut. Die Presse hat sich deswegen überschla-gen. Zu meiner großen Überraschung ist ihnen noch nicht aufgefallen, dass du wieder im Lande

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