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Vergeben, nicht vergessen

Titel: Vergeben, nicht vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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bist. Sei dankbar für die kleinen Gaben, lange wird es nicht währen.«
    Er brachte sie auf den neusten Stand und sagte schließlich: »Molly, Emma und ich werden übermorgen nach Irland fliegen. Eigentlich wollten wir uns bereits morgen in aller Frühe auf den Weg machen, aber Molly hat sich den ganzen Nachmittag über die Seele aus dem Leib gekotzt. Jetzt scheint es ihr besser zu gehen, doch die Aussicht auf einen Flug ist nicht gerade verlockend. Meiner Ansicht nach waren es die Muscheln, die sie im Flugzeug verzehrt hat. Hoffentlich ist es keine Gastritis oder ein Magengeschwür, was mich allerdings nach all dem, was sie in letzter Zeit durchgemacht hat, nicht weiter verwundern würde.«
    Virginia Trolley stand auf, ging auf die bis zum Boden reichenden Fenster zu und zog den Vorhang zurück. Die Wolken hingen schwarz und tief am Himmel. Weder Mond noch Sterne waren zu sehen. Sie seufzte tief auf. »Wir haben alle die Sache unendlich durchgekaut. Dieser Shaker ist ein ganz übler Typ, Ramsey. Wenn er hinter all dem steckt, dann sind die Aussichten, ihn vor Gericht zu stellen, ungefähr so gering, wie dass die Raiders in nächster Zeit noch einen Super Bowl gewinnen. Die Hindernisse sind einfach zu überwältigend.« Sie grinste. »Andererseits scheint es so, als ob die Forty-Niners diesen Herbst auch nicht gerade brillieren werden. Aber wer weiß?«
    Ramsey setzte sich auf den Ledersessel hinter seinem Schreibtisch. Er lehnte sich zurück und wiegte den Kopf in den Armen. »Hoffentlich ist es tatsächlich Shaker, denn das bedeutet aller Wahrscheinlichkeit nach, dass wir drei außer Gefahr sind. So jedenfalls schätzt es sowohl das Bundeskriminalamt als auch die Polizei in Denver ein. Sie sind immer noch auf der Suche nach dem Schuft, der Emma entführt hat.«
    Virginia wandte sich von den Fenstern ab und zog den Vorhang wieder zu. »Vermutlich hast du Recht. Keinerlei Anhaltspunkte, wer dein Haus verwüstet hat. Den Nachbarn ist nichts aufgefallen. Fingerabdrücke gab es keine.«
    Sie hielt inne und sah sich in dem Arbeitszimmer um -dunkle Holztäfelung, üppige Ledergarnituren, ein auf Hochglanz poliertes Eichenparkett. »Die Reinigungsfirma ist sehr stolz darauf, wie sie das Haus von Richter Ramsey Hunt wieder auf Vordermann gebracht haben. Der Cbronicle wollte sogar Fotos von diesem Zimmer nach der Neumöblierung machen. Es glänzt unglaublich, nicht wahr?«
    »Und ob.«
    »Irgendwelche Probleme?«
    »Nein, alles ist in Ordnung, für den Moment jedenfalls. Ich hatte allerdings darüber nachgedacht, ob eine polizeiliche Überwachung des Hauses möglicherweise sinnvoll wäre.«
    »Einverstanden. Ich werde die Streife alle halbe Stunde hier vorbeischicken. Das hier muss ich dir übrigens noch zeigen, obwohl ich der Sache keine große Bedeutung beimesse. Natürlich anonym. Es wurde unter deiner Bürotür durchgeschoben.« Sie zog es aus ihrer Tasche und reichte es ihm.
    Es war knapp formuliert.
    Sie sind ein Mörder. Sie werden sterben.
    Es war sauber mit einem dicken Filzstift in Druckbuchstaben geschrieben. Ramsey reichte es ihr zurück. »Nicht sonderlich geschwätzig - ein Rechtsanwalt kann es nicht gewesen sein. Gibt es irgendeinen Grund, es für mehr als den üblichen Mist zu halten?«
    »Es ähnelt dem, was du, unmittelbar nachdem du diesen Abschaum im Gerichtssaal niedergestreckt hast, bekommen hast. Du hast doch in letzter Zeit nicht noch mehr davon erhalten?«
    »Nein, jedenfalls bin ich nicht darüber informiert worden. «
    »Dann ist es vermutlich unbedeutend. Aber sei vorsichtig, Judge Dredd. Einer der Zivilpolizisten hat vor seinen Kumpels angegeben, er habe ein Hunt-Manöver durchgezogen. Anders ausgedrückt, er hat jemanden umgelegt. Er meinte, ihm habe nur noch der schwarze Talar gefehlt, dann wäre es wirklich cool gewesen. Tut mir Leid, Ramsey, aber mittlerweile bist du Legende.«
    Virginia Trolley blickte auf ein kleines Mädchen, das im Türrahmen stand und ein großes Klavier gegen die Brust drückte. Es reichte ihr bis zu den Knien, und sie umklammerte es ganz fest. Sie hatte wunderschönes, mahagonifarbenes Haar, das sich teilweise aus ihrem Bauernzopf gelöst hatte.
    »Hallo«, sagte Ginny freundlich. »Bist du Emma Santera?«
    »Richtig. Ramsey, Mama übergibt sich schon wieder. Ich soll es dir nicht sagen, aber ich mache mir Sorgen. Kannst du machen, dass es aufhört?«
    »Ja, Emma, ich kümmere mich sofort darum.« Er wandte sich Ginny zu. »Ich werde Jim Haversham anrufen. Er schuldet

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