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Vergeben, nicht vergessen

Titel: Vergeben, nicht vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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dort mit den Befragungen beginnen.«
    Ramsey erhob sich langsam. Er wartete, bis Emma sich ein wenig beruhigt hatte, wartete, bis Molly endlich ihren Kopf hob.
    »Was ist denn mit dir passiert?«
    Er klang wütend, am Ende seiner Geduld. Molly sah die Polizistin neben seinem Schreibtisch. Einen Augenblick lang war sie so erleichtert, dass sie nicht sprechen konnte. Sie drückte Emma an sich.
    »Ich habe einen Anruf erhalten«, sagte sie mit angestrengter, dünner Stimme. »Vor zehn Minuten vielleicht. Ich habe tief geschlafen. Es war ein Mann. Seine Stimme klang erstickt, als ob er durch ein Tuch hindurch sprechen würde. Anfangs war ich noch viel zu verschlafen, um wirklich zu begreifen, wovon er sprach. Aber dann wiederholte er alles noch einmal. Er sagte etwas vom Strand und dass er sie gefangen habe, und dass ich sie nie wieder sehen würde.«
    »Mama«, flüsterte Emma. Molly drückte ihre Tochter an sich. Schließlich stand sie auf und hob Emma in die Arme. Sie strauchelte. Ramsey ging auf sie zu und umarmte sie beide. In Mollys Haar hinein sagte er: »Gott sei Dank ist euch nichts passiert.«
    »Ja«, erwiderte Molly. »Was zum Teufel ist hier los?«
    Ramsey führte sie zum Sofa und setzte sich. Er hielt sie beide dicht an sich gedrückt und küsste erst Emmas Stirn, dann Mollys. »Es ist alles in Ordnung, wir sind alle beieinander. Ein Mann hat sich Emma tatsächlich gegriffen, aber ich habe ihn mit ihr weglaufen sehen und sie zurückgeholt. Er ist weggerannt. Virginia hat die Polizei an den Strand geschickt, um die Leute zu befragen.« Er hielt kurz inne, ohne jedoch seine Umarmung zu lockern. »Weshalb aber hat er dich angerufen? Vor zehn Minuten? Er hat dich also angerufen, nachdem Emma bereits wieder bei mir war. Warum hat er das getan?«
    »Er wollte Molly terrorisieren«, warf Virginia ein. »Möchte jemand ein Glas Wasser?«
    Ramsey wollte bemerken, dass Molly gerne etwas trinken würde, unterließ es jedoch. Er hatte das sehr merkwürdige Gefühl, als ob sein Gehirn nur noch auf halben Touren lief.
    »Das war zu dumm von mir«, meinte er. »Obwohl ich um Polizeischutz gebeten und du eine Streife abgestellt hast, ging ich davon aus, dass die Gefahr vorüber sei. Ich glaubte tatsächlich, es bestünde keine Gefahr mehr. Ich hatte nicht im Mindesten daran gedacht, dass der Mann zurückkehren würde.«
    »Wir waren alle etwas leichtgläubig«, sagte Molly. »Ich hatte auch nicht geglaubt, dass wir uns immer noch in Gefahr befinden. Der Mann ist verrückt.«
    »Genau das ist vermutlich der Fall«, meinte Virginia. »Lasst uns anfangen.« Virginia stellte ihm ein paar Fragen. Sie sprach mit tiefer Stimme und war unglaublich geduldig. Ramsey war natürlich klar, dass sie derartige Situationen schon des Öfteren erlebt hatte, wobei die meisten sicherlich nicht so glimpflich geendet hatten wie diese.
    Sie saßen dicht beieinander, Emma auf seinem Schoß, ihr Gesicht an der Schulter ihrer Mutter, ihre Arme um sie beide gelegt.
    Virginia fuhr fort: »Frau Santera, bitte erinnern Sie sich. Ach, Entschuldigung, ich bin Virginia Trolley vom Polizeidezernat San Francisco. Ramsey und ich kennen uns schon lange.«
    Molly nickte und betrachtete die Frau, die ganz in Schwarz mit einem leuchtend roten Blazer gekleidet war. »Nennen Sie mich doch Molly.«
    »Gerne. Also gut, der Mann hat gegen ...« Sie blickte auf die Uhr und rechnete. »Er muss ungefähr zehn nach drei angerufen haben. Was genau waren seine Worte?«
    »Er sagte, er habe Emma bei sich. Er sagte, dieser dumme Richter habe sie einfach am Strand gelassen und nicht auf sie aufgepasst, weil er mit einem jungen Mädchen flirtete und mit deren Hund Frisbee spielte. Er sagte, die Sache sei lächerlich einfach gewesen. Er sagte, er würde sie nie wieder entkommen lassen, und ich würde sie nie wieder sehen. Dann lachte er. Er sagte, er würde am Haus vorbeifahren, vielleicht könne ich ihn und Emma noch einmal sehen. Er würde Emma erlauben, mir zum Abschied zuzuwinken. Dann hat er aufgelegt. Ich habe das Telefon nur angestarrt, ich konnte kein Wort herausbringen. Dann dachte ich, wenn ich nach draußen ginge, könnte ich ihn vielleicht erwischen. Ich bin überall am Sea Cliff herumgerannt. Ein Wunder, dass die überraschten Nachbarn nicht die Polizei gerufen und eine durchgedrehte Frau gemeldet haben.
    Er hat sie angerufen, nachdem ich Emma schon wieder hatte«, sagte Ramsey langsam. »Nur um ihr Angst einzujagen?«
    »Wie gesagt«, wiederholte Virginia. »Er

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