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Vergeben, nicht vergessen

Titel: Vergeben, nicht vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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fest und küsste sie. Fast hätte er sie verloren. Nicht mehr als drei, vielleicht vier Minuten, und er hätte sie um ein Haar verloren.
    »Hat dieser Mann versucht, sie zu entführen?«, erkundigte sich eine Frau.
    »Ja, das hat er. Haben Sie zufällig gesehen, wohin er gegangen ist, nachdem er die Befestigung erreicht hat?«
    Die Frau schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe hierher geschaut.«
    »Es ist so schnell passiert«, meinte Betty, die herübergerannt kam. Bop drückte seinen Kopf gegen Ramseys Bein, er trug das Frisbee im Maul. »Von einem Augenblick zum anderen war sie einfach verschwunden. Es tut mir so Leid.«
    Die Frau sagte nichts mehr, sondern drückte nur ihre beiden Mädchen an sich. »Wir gehen jetzt«, verkündete sie. Die Kinder zeterten protestierend, doch die Frau fasste sie fest an den Armen und zog sie fort.
    »Soll ich die Polizei rufen?«
    »Nein«, erwiderte Ramsey und erhob sich langsam. Emma hielt er immer noch an sich gepresst. Er küsste sie auf ihr Haar. »Es tut mir so Leid, Emma, so Leid.« Er wandte sich Betty Conlin zu. »Bop kann das Frisbee und die Sandwiches behalten.«
    Die Polizei würde alle am Strand anwesenden Menschen befragen, ebenso alle, die auf der Befestigungspromenade entlangliefen, doch Emma drängte sich zitternd an ihn, er musste mit ihr nach Hause zurück. Sogar auf dem Fahrersitz seines alten Porsches hielt er sie dicht an sich gepresst. Und das war ziemlich eng, was ihm aber gleichgültig war.
    Er hielt sie immer noch fest, als er von seinem Schreibtisch aus Virginia Trolley anrief. Als sie das Telefon abnahm, sagte er: »Ramsey hier. Ein Mann hat eben gerade versucht, Emma am Strand in der Nähe des Cliff House zu entführen. Er hat sie fallen lassen, als er sich sicher war, dass ich ihn einholen würde. Ich konnte ihn nicht verfolgen, weil Emma am Boden lag. Er trug einen langen braunen Mantel, schwarzweiße Turnschuhe, eine braune Wollmütze auf dem Kopf und eine dunkle Sonnenbrille. Von seinen Bewegungen zu schließen, dürfte er die Vierzig überschritten haben. Nein, nicht so groß, vielleicht ein Meter fünfundsiebzig. Ja, weiße Hautfarbe. Wenn du ein paar Leute dorthin schicken könntest, vielleicht hat ja jemand den Mistkerl gesehen. Ja, danke. Bis gleich also.«
    Er hielt Emma immer noch im Arm, als er den Hörer auflegte. »Liebling, lass mich mal deinen Kopf betrachten.«
    »Mama«, murmelte Emma in seine Jacke hinein. »Mama.«
    »Richtig, lass uns mal nachsehen, ob es ihr gut geht.«
    Doch Molly war nicht da.
    Wie betäubt starrte Ramsey auf ihr leeres Bett. Die Wasserflasche neben dem Bett war leer. Er rief ihren Namen. Er sah sogar in der Dusche nach.
    »Molly!«
    »Wo ist Mama, Ramsey?«
    »Ich weiß es nicht, Emma. Ich weiß es nicht.«
    Er rannte wieder nach unten. Emma blieb ihm wie eine Klette auf den Fersen. Wieder und wieder rief er ihren Namen.
    Was in aller Welt war passiert?
    Er rannte vor die Tür. Zwei ältere Menschen kamen den Bürgersteig entlang. Sie kannten ihn und winkten ihm zu. Er winkte zurück, obwohl er sich bereits umwandte und in die andere Richtung blickte. Kein Mensch war zu sehen.
    Emma zitterte in seinem Arm, weinte heftig, harte, hässliche Schluchzer. »Ist schon gut, Emma. Sie muss wohl einen
    Spaziergang gemacht haben, mehr nicht.« Er redete weiter unsinnig auf sie ein, denn das war es tatsächlich - Unsinn. Wo war Molly? In seinem ganzen Leben hatte er noch niemals solche Angst ausgestanden.
    Virginia Trolley fuhr mit einem jungen Polizisten in ihrem weißen Plymouth vor.
    »Molly ist weg«, sagte Ramsey. »Einfach weg.«
    Virginia Trolley registrierte den Schock auf seinem Gesicht und betrachtete das fast schon hysterische kleine Mädchen auf seinem Arm. Ruhig sagte sie: »Lass uns ins Haus gehen und ein paar Telefonate tätigen. Alles wird gut sein, Ramsey. Komm jetzt mit.«
    Virginia setzte sich ans Telefon. Ramsey schaukelte Emma auf seinem großen Schreibtischsessel. Dann hörten sie den Schrei einer Frau.
    »Mama!«
    Emma schoss aus Ramseys Armen hoch und rannte zur Eingangstür. Er öffnete sie, und Molly wäre fast ins Haus gestürzt. Der junge Polizist war unmittelbar hinter ihr und hatte die Arme ausgestreckt, um sie aufzufangen.
    »Mama!«
    Molly kniete im Flur, Emma weinte an ihrem Hals. Der junge Polizist sagte, an Virginia gewandt: »Tut mir Leid, aber sie wollte mir nicht sagen, wer sie ist.«
    »Schon gut. Jetzt, wo Molly wieder hier ist, können Sie zum Cliff House hinübergehen, Joe, und

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