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Vergeben, nicht vergessen

Titel: Vergeben, nicht vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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wollte Molly terrorisieren. Er wollte sich selbst als stark und einflussreich erleben. Sein Entführungsversuch ist gescheitert. Indem er jedoch Molly anrief, konnte er noch einmal am Zuge sein, kurzfristig jedenfalls, bis ihr beide wieder hier aufgetaucht seid.«
    Sein Gehirn begann Gott sei Dank wieder zu arbeiten. Molly ging es offenbar ähnlich. Was Emma betraf, so hätte er nicht Vorhersagen wollen, was sie erwartete. »Emma sagte, er habe sie auf den Kopf geschlagen.«
    Molly streichelte über Emmas Schulter. »Em, tut dir der Kopf weh?«
    Emma richtete sich auf Ramseys Schoß auf. Langsam hob sie die Hand und berührte ihren Kopf unmittelbar über dem linken Ohr. »Nur eine kleine Beule.«
    »Ich habe gesehen, wie du den Kopf aus seinem Mantel gesteckt hast.«
    Emma nickte. »Ich habe ihn durch sein Hemd hindurch gebissen. Richtig fest. Du hast mir gesagt, ich darf niemals aufgeben, und das habe ich auch nicht getan.«
    »In die Seite, Emma?«
    »Ja.«
    »Welche Seite?«
    »Seine rechte. Ich glaube, es hat ihm wehgetan.«
    »Gut gemacht.« Ramsey hielt ihr Gesicht zwischen seinen Händen und küsste sie auf die Nase. »Gut gemacht, Em.« Er blickte in das kleine Gesicht, das ihm so unaussprechlich lieb geworden war. Es brach ihm schier das Herz. »Ach, Emma, es tut mir so Leid.« Er legte seine Stirn an ihre. Er fühlte den Schmerz wieder aufsteigen, diese grauenhafte Vorahnung bodenloser Hilflosigkeit.
    Langsam hob Emma ihre kleine Hand und streichelte ihm mit den Fingern über die Wange. »Ist schon gut, Ramsey. Du hast nichts falsch gemacht. Er war so schnell. Ich habe gerade die eine Wand meiner Sandburg geglättet, als er mir auf den Kopf gehauen hat.«
    Virginia Trolley wandte sich ab, räusperte sich und sagte über ihre Schulter hinweg: »Emma, tut dir der Kopf weh?«
    »Nein, die Stelle ist nur etwas empfindlich.«
    »Vielleicht sollten wir doch noch einmal Dr. Haversham rufen, Ramsey.«
    »Einverstanden, das würde mich auch beruhigen.«
    »Ich bin genau wie Mama. Ich hasse Krankenhäuser.«
    Ramsey und Molly tauschten Blicke.
    »Diesmal hat er keine Maske getragen, aber die schlechten Zähne hatte er immer noch.«
    Ihre Stimme klang fast normal. Sie saß kerzengerade auf Ramseys Schoß und sah Virginia an.
    »Ist dir sonst irgendetwas an ihm aufgefallen, Emma?«
    »Er hat merkwürdig gerochen, genau wie vorher auch.«
    »Wie merkwürdig?«, hakte Virginia nach, holte ein Stück Papier aus ihrer Tasche und begann darauf zu schreiben.
    Emma zuckte mit den Schultern. »Stark. Nicht sehr gut.«
    »Whiskey«, meinte Ramsey. »War es Whiskey?«
    Emma war sich nicht sicher. Ramsey hob sie in seine Arme und trug sie zur Anrichte hinüber. Er entkorkte eine Flasche und hielt sie ihr unter die Nase. »War das der Geruch?«
    Sie verzog das Gesicht und zuckte zurück. »Ja, Ramsey, genau so. Das ist aber kein schöner Geruch.«
    »Da hast du Recht.«
    »Und er hatte schlechte Zähne?«
    »Ja, ganz schwarz und eklig. Ich erinnere mich, dass einer davon fehlte. « Sie zog ihre Lippe nach oben und zeigte auf ihren linken Schneidezahn.
    »Danke«, sagte Virginia und schrieb weiter. »Hat er irgendetwas zu dir gesagt, Emma?«
    Sie schüttelte den Kopf. Ramsey ging zum Sofa zurück und setzte sich neben Molly. »Denk gut nach, Em. Was hast du gerade getan, bevor er dir über den Kopf geschlagen hat?«
    »Ich habe Sand festgeklopft.«
    »Und dann?«
    »Dann habe ich etwas gehört. Ich habe hoch geschaut, aber dann habe ich einen Schlag abbekommen und erinnere mich nicht mehr.«
    »Gut, Emma«, meinte Molly. »Alles im Bruchteil einer Sekunde.« Emma schob ihre Hand in die ihrer Mutter.
    Virginia Trolley schloss ihr Notizbuch und nickte Ramsey zu. »Er hat einen Fehler gemacht. Er ist hier ganz in der Nähe. Vielleicht können wir dieses Ungeheuer jetzt schnappen. Emma, du bist einfach fantastisch. Ramsey hat mir erzählt, dass du diesem Ungeheuer schon einmal ausgebüchst bist. Und nun ist es dir noch einmal gelungen. Jetzt musst du gut auf Ramsey und auf deine Mutter aufpassen, abgemacht? Zurzeit sind sie nämlich beide nicht so sonderlich gut drauf.«
    »Also gut, mache ich.«
    »Emma, kannst du einem Zeichner von der Polizei eine Beschreibung des Mannes geben?«, fragte Ramsey. »Dieses Mal hatte er ja keine Maske an.«
    »Ich kann es versuchen, Ramsey.«
    »Ich werde gleich jemanden vorbeischicken«, meinte Virginia Trolley. »Du bist ein tolles Mädchen, Emma. Wir sehen uns später.«
    »Du darfst niemals mehr

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