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Vergeben, nicht vergessen

Titel: Vergeben, nicht vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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führte sie zu seinen Lippen und küsste ihre Finger, einen nach dem anderen. Augenblicklich erstarrte sie wie ein Reh im Scheinwerferlicht. Immer noch ihre Hand haltend, sagte er leise: »Emma schaut gerade nicht hierher. Ich glaube, sie möchte, dass wir ihr noch einen keltischen Ring von dem Straßenverkäufer dort drüben kaufen. Sie betrachtet jedes seiner Schmuckstücke genau. Mein linkes Auge habe ich auf sie geworfen, mach dir also keine Sorgen. Molly, ich denke, wir sollten heiraten. Was meinst du?«
    Molly sprang auf und machte drei Schritte rückwärts. Ramsey blieb sitzen, wandte sich lediglich zu ihr um und sah sie an. Dann beobachtete er Emma, die keine drei Meter weit von ihnen entfernt in der Nähe eines Mannes und einer Frau stand, die zwei junge Mädchen dabei hatten.
    Molly schlang die Arme um ihren Körper. Sie schüttelte den Kopf, ihr rotes Haar ein wilder Heiligenschein, dessen Korkenzieherlocken in alle Himmelsrichtungen abstanden. Sie war einfach wunderschön. Durch die Sonne in ihrem Rücken schien ihr Haar zu glühen. Sie sah ihn nicht an, als sie mit tiefer, gequälter Stimme sagte: »Nur weil ich dich heute Morgen nackt gesehen habe und einfach nur dagestanden und dich angestarrte habe, mein kleines Herz voller Lust, brauchst du nicht zu denken, dass du mich heiraten musst. Das macht alles keinen Sinn, Ramsey. Ich weiß doch, wie Männer aussehen. Und ich gebe zu, dass du besser aussiehst als alle Männer, die ich jemals gesehen ...«
    »Wie viele waren es denn?«
    »Zwei.«
    »Du lässt mein Herz schneller schlagen.«
    »Zwei, dich mitgezählt.«
    »Ich nehme es zurück.«
    »Sei nicht albern. Auf Fotos und im Kino habe ich fast vollkommen nackte Männer gesehen. Und du kannst dich mit den Besten von ihnen messen. Das muss dir doch bewusst sein, schließlich bist du nicht blind.« Plötzlich brach sie ab, als ob sie in dieser Sekunde merken würde, was ihr unüberlegt über die Lippen kam. Wie eine schlecht gelaunte Lehrerin spitzte sie die Lippen. »Nur weil ich dein Bild immer noch ganz klar vor Augen habe, sollte ich nicht unbedingt länger über dich reden. Nein, dieses Wort wollte ich eigentlich gar nicht benutzen, es ist mir rausgerutscht. Genug jetzt von deinem Körper.«
    Keine schlechte Idee angesichts seiner bereits erneuten Erektion. Schließlich befanden sie sich in der Öffentlichkeit. Am liebsten hätte er schallend gelacht. »Also gut, lassen wir das. Momentan jedenfalls. Übrigens habe ich dir keinen Heiratsantrag gemacht, weil du zufällig ins Badezimmer gekommen bist. Es überrascht mich selbst, dass ich noch nicht früher darauf gekommen bin. Wenn sich die Sache genau anders herum verhalten hätte, hättest du dich dann dazu verpflichtet gefühlt, mir die Ehe anzutragen?«
    »O mein Gott, ich wäre im Boden versunken. Ich bin nicht so schön wie du, Ramsey, ich bin viel zu dünn.«
    Er betrachtete ihr Gesicht, ihr wunderschönes Haar und sagte: »Mach dich selbst nie wieder so herunter, es ärgert mich wahnsinnig.«
    Sie schluckte und schaute auf ihre Füße. »Es ist aber die Wahrheit.«
    »Absoluter Quatsch.« Er blinzelte in die Sonne, die sich weiter senkte. Ohne Molly anzusehen, meinte er: »Setz dich wieder. Ich möchte nicht, dass du es verpasst.«
    »Dann hättest du nicht das sagen sollen, was du eben gesagt hast, in einem solch kostbaren Augenblick. Den Sonnenuntergang hat es jedenfalls an Dramatik weit übertroffen.«
    »Mir schien es eine besonders gute Idee zu sein, diese beiden kostbaren Augenblicke zusammenzufügen.«
    Molly sah zu Emma hinüber, die jetzt mit den beiden Kin-dern spielte, während die Eltern ihnen zusahen. Molly winkte, und die Frau winkte zurück.
    Sie setzte sich langsam und vorsichtig hin, als ob sie ein Kleid tragen würde, in das er Einsicht nehmen konnte, falls sie sich nicht vorsah. Sie saß im Indianerstil, mit den Händen flach auf den Schenkeln. Ihre Fingernägel waren kurz und stumpf wie seine. Sie trug schwarze Jeans und schwarze Halbstiefel. Ihre grellgelbe Windjacke blähte sich in ihrem Rücken auf, als der frühe Abendwind über das Meer wehte.
    Sie sah ihn nicht an, sondern starrte auf die leuchtend rote Sonne, die jetzt so nahe am Wasser war, dass die Oberfläche in Rotgold schimmerte. »Warst du schon einmal verheiratet, Ramsey?«
    Jetzt wird es ernst, dachte er. »Ja, als ich zweiundzwanzig Jahre alt war und Jura studierte.«
    Leicht zynisch erkundigte sie sich: »Hast du ihr ein Kind gemacht?«
    »Nein, sie war in

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