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Vergeben, nicht vergessen

Titel: Vergeben, nicht vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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der Marine, hatte gerade ihre Grundausbildung hinter sich und sollte zu irgendeinem schrecklichen Ort nach Afrika. Wir wollten noch vor ihrer Abreise verheiratet sein.«
    »Was ist passiert?«
    »Wir sind gut miteinander klargekommen. Sie war immer unterwegs an irgendwelchen Orten, von denen ich noch nie etwas gehört hatte, aber es hat gut geklappt. Mit Kindern wollte sie noch warten, und ich hatte auch nichts dagegen. Dann war alles vorbei.« Er spürte, wie sein Körper sich verspannte. Er begann zu schwitzen, genauso wie an jenem Tag, als er den Gerichtssaal in bester Laune verlassen hatte, weil er gerade einen wichtigen Fall gewonnen hatte. Ein Mann und eine Frau, beide in Uniform, warteten auf ihn. In diesem Augenblick hatte er gewusst, hundertprozentig gewusst, dass Susan tot war.
    »Sie wurde getötet, als ihr Helikopter in der Wüste von Kuwait gegen Ende des Golfkrieges 1991 abstürzte. In der darauf folgenden Woche sollte sie sich nach Hause einschiffen.«
    »Das tut mir Leid«, sagte Molly. »Sehr Leid.«
    »Solche Sachen passieren im Leben.«
    Sie legte ihm die Hand auf den Arm. »Nun markiere nicht den Macho in dieser Sache.«
    Wutentbrannt drehte er sich zu ihr um. »Warum denn nicht? Immerhin kann ich jetzt einfach so wie ein Macho darüber reden. Lange konnte ich noch nicht einmal ihren Namen aussprechen, ohne dabei ins Stottern zu geraten oder in Tränen auszubrechen. Und ausgerechnet du, Molly, weißt doch, dass Schreckliches aus heiterem Himmel passieren kann.«
    Angesichts ihrer eigenen Ehe konnte sie seine Gefühle nicht nachvollziehen. »Du musst sie sehr geliebt haben.«
    »Ja, aber Susan ist schon lange tot, Molly. Die Wahrheit ist die, dass wir einander gar nicht so gut kannten. Dazu war sie viel zu häufig nicht da. Und wenn sie zu Hause war, hatten wir ununterbrochen Sex, bis sie wieder abreisen musste. Natürlich haben wir uns auch unterhalten, aber ich kann mich ums Verrecken nicht an viele unserer Gespräche erinnern. Und wie gesagt, ich weiß mehr über dich als über sie. Beispielsweise kann ich mich nicht erinnern, wie sie die Zahnpastatube gedrückt hat, wogegen ich von dir weiß, dass du sie in der Mitte drückst. Ich weiß nicht mehr, welche Art von Nachthemden Susan mochte. Du liebst fließende, seidige Nachthemden. Ich habe dich beobachtet, wie du eines berührt hast, das du einfach hast mit einpacken müssen, weil es dir so gut gefiel. In meiner Gegenwart ziehst du allerdings ständig diese Baumwolldinger an, die am Hals beginnen und an den Knöcheln enden. Ich wusste nie, was sie am liebsten zum Frühstück aß. Du magst gerne Müsli, es sei denn, du bist auf der Flucht -und zwar im eigentlichen Sinne. Sie mochte meinen Körper, das hat sie mir oft gesagt, wenn wir zusammen waren, aber ich kann mich nicht daran erinnern, dass sie mich jemals so angesehen hat wie du heute Morgen. Dir ist das Wasser im Mund zusammengelaufen, Molly. Du hast mir nicht einmal ins Gesicht gesehen. Ich fühlte mich wie ein Sexgott. Es war toll.
    »Ist es nicht merkwürdig, fast vier Jahre lang verheiratet zu sein und seinen Partner nicht wirklich gut zu kennen?«
    Er hielt sein Gesicht in die Sonne, dann blickte er zu Emma hinüber. Sie lachte über etwas, was die anderen Kinder gesagt hatten. Nachdem der Mann sie direkt unter seiner Nase am Strand gestohlen hatte, sah er automatisch mindestens alle fünfzehn Sekunden nach ihr. Häufig war es auch noch öfter, nach diesem San-Francisco-Schock.
    »Vielleicht schon, aber ich kannte Louey auch nicht besonders gut. Genau wie Susan war er die meiste Zeit nicht da. Aber anders als Susan war er, wenn er zu Hause war, meist unausstehlich.« Sie seufzte. »Louey ist tot. Es ist erst eine Woche her, es kommt mir viel länger vor. Himmel, es kommt mir so vor, als ob ich dich seit Ewigkeiten kennen würde.«
    »Das kommt daher, dass man uns zusammen in denselben Topf geworfen, den Deckel draufgelegt und ordentlich eingeheizt hat. Wir hatten überhaupt keine Auszeiten.«
    »Da magst du Recht haben.« Sie musterte auf ihre ganz eigene Art und Weise sein Gesicht, als ob sie ihn gleich fotografieren wollte. »Mit der Zahnpasta bist du tatsächlich ziemlich pingelig. Du rollst sie vorsichtig von unten her auf. Wenn du allein bist, schläfst du dann nackt?«
    »Meistens ja.«
    »Hör zu, Ramsey, mein Vater ist ein ziemlicher Schurke, und du bist ein Bundesrichter.«
    »Mit deinem Vater komme ich gut klar. Deine Stiefmutter wäre mir zwar lieber, aber ich kann damit

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