Vergeben, nicht vergessen
Wort schwanger. Lachend erzählte Savich: »Versehentlich habe ich das verfluchte Wort in einem Drei-Sterne-Restaurant auf der Isle St. Louis benutzt. Um ein Haar hätte sie ihre aufwändigen französischen Pilze, die mit etwas Unaussprechlichem gefüllt waren, ausgespuckt. Ich wette, es heißt >fettige Touristeninnereien<, aber ich könnte mich irren. Jedenfalls konnte es unser Kellner kaum glauben, er fuchtelte entsetzt mit seinem weißen Handtuch herum, hat sie aber dennoch gerade noch rechtzeitig bis zur Toilette bringen können. «
»Die Waschräume waren sehr angenehm. Zu dumm nur, dass ich es nicht mehr bis zur Toilette geschafft habe.«
Das war Sherlock, und sie lachte. Ramsey sagte: »Lange sollte das doch nicht mehr dauern, oder?«
»Dem Arzt zufolge etwa noch einen Monat. Ich überlege, ob ich Dillons Mund zuklebe, um so das Wort abzuwürgen, aber dann könnte er mich nicht mehr richtig küssen. Es ist eine schwierige Entscheidung, bei der jede Möglichkeit ihre Nachteile hat. Wie geht es Molly?«
»Sie hängt sich richtig rein, fotografiert sehr viel, sogar mich. Wann immer ich aufblicke, steht sie da und dreht an den vielen Scheiben der Kamera, nimmt eine merkwürdig verkrampfte Haltung ein und murmelt etwas von Rückenlicht und anderen Dingen. Für Filmmaterial gibt sie ein Vermögen aus. Willst du mit ihr sprechen?«
Molly stand auf und trat an Ramseys Bett. Gott sei Dank schlief Emma. Sie lauschte, dann sprach sie mit Sherlock. Sie lachte ein warmes, ansteckendes Lachen, bei dem Ramsey lächeln musste. Nachdem sie wieder zu Emma ins Bett gestiegen war, summte sie vor sich hin.
28
Ramsey putzte sich die Zähne, schraubte die Kappe wieder auf die Zahnpastatube, spülte die Zahnbürste ab und stellte sie mit den Borsten nach oben zurück in das Glas über dem Waschbecken. Er beugte sich in die kleine Duschkabine, um das Wasser anzustellen. Plötzlich hörte er ein Geräusch, richtete sich auf und blickte zur Tür.
Dort stand Molly in ihrem Baumwollnachthemd, ihr Haar vom Schlaf verwuschelt, ihre Augen auffallend leuchtend und konzentriert. Sie starrte direkt auf seinen Penis.
»Molly?«
»Ahm ... ach Ramsey, tut mir Leid. Ich wollte ins Bad und habe nicht genau hingehört. Mir war nicht klar, dass du hier drin bist, und ich ...« Ihr versagte die Stimme.
Immer noch starrte sie ihn an. Selbst als sie gesprochen hatte, hatte sie ihm nicht ins Gesicht gesehen. Ihr Blick war noch nicht einmal auf Brusthöhe angelangt.
Immer noch ohne ihm ins Gesicht zu blicken, sagte sie: »Ich sollte jetzt lieber gehen.«
»In wenigen Minuten bin ich fertig.«
»So lange kann ich es noch aushalten.« Blitzschnell war sie durch die Tür. Er blickte an sich herab. Er war im Begriff, eine Erektion zu bekommen. Verdammt noch mal, er war eben ein Mann. Und ein Mann hatte darauf keinen Einfluss. Es war das einzig wirklich vollkommen unabhängige Organ in seinem ganzen Körper. Andererseits war es angesichts ihres ständigen Beisammenseins ohnehin erstaunlich, dass sie sich bisher noch nicht im Bad über den Weg gelaufen waren. Beim Einseifen dachte er, es wäre schöner gewesen, wenn er Molly im Badezimmer überrascht hätte. Wie hätte sie wohl reagiert, wenn er einfach nur dagestanden, ihren Körper angestarrt und den Blick nicht höher als bis zu ihrem Hals gehoben hätte? Ob ihr sein Körper gefallen hatte? Natürlich hatte sie ihn bereits mit einer Erektion gesehen, besonders am frühen Morgen, wenn sie im selben Zimmer übernachtet hatten. Aber er war niemals nackt gewesen.
Seit einem Monat hatte er außer dem einen Mal mit Savich in Lord Masons Fitnessanlage keinen Sport getrieben. Er lief zwar viel und hielt seinen Kreislauf schon durch den Stress auf Trab, aber das war nicht dasselbe. Er musste wieder Sport treiben, seinem Körper fehlte das. Er spannte die Muskeln an, streckte sich und fragte sich, ob es in Irland Fitness-Studios gab. Er würde ganz einfach mehr wandern müssen und dabei Emma als zusätzliches Gewicht auf den Schultern tragen.
Er pfiff vor sich hin und dachte: Nun, was hältst du davon, Molly? Hat dir der Anblick gefallen? Er pfiff immer noch, als er ordentlich angezogen aus dem Badezimmer trat. »Bitte sehr, alles frei.« Er lächelte sie an.
Sie zwang sich, ihm direkt in die Augen zu blicken, und sagte: »Danke.«
Am späten Nachmittag saßen sie an den Klippen von Moher und warteten darauf, dass der riesige Feuerball der Sonne im Atlantik versinken würde. Ramsey nahm Mollys Hand,
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