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Vergeben, nicht vergessen

Titel: Vergeben, nicht vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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wenn Emma nicht ihre eigenen Pläne gehabt hätte.
    »Mama hat die Decke weggestoßen«, meinte Emma sachlich. Sie ging zum Bett und deckte ihre Mutter zärtlich zu. Molly bewegte sich. Sie fiel auf den Rücken und öffnete die Augen.
    »Emma«, sagte sie und legte ihre Hand an die Wange ihrer Tochter. »Hast du dich um Ramsey gekümmert?«
    »Ja, Mama. Es geht ihm schon viel besser. Er hat versprochen, dass ihm die Schulter nur noch ein ganz klein wenig weh tut. Aber das Beste ist, dass er sich um mich keine Sorgen mehr macht.«
    »Emma, um dich werde ich mir Sorgen machen, bis ich neunzig Jahre alt bin. Jetzt müssen wir nur noch irgendwie diese Presse loswerden, dann wäre alles prima«, meinte Ramsey. »Ich würde euch gerne mein Büro zeigen und euch allen Leuten dort vorstellen. Wir haben eine wunderbare Aussicht.« Er seufzte. »Aber dort wartet sicherlich die Presse.« Er ging zum Bett hinüber, beugte sich herunter und küsste Molly auf die Nasenspitze. »Hast du gut geschlafen?«
    Sie warf ihm einen viel sagenden Blick zu, der ihn sofort wieder erregte. »Keine Alpträume und vollkommene Entspannung. Das war eine schöne Abwechslung. Ich sollte meine Mutter anrufen, ehe es in Italien zu spät wird. Sie hat sich Emmas wegen Sorgen gemacht, und ich habe es ihr versprochen.«
    Später in der Küche rief Molly an, während Ramsey am
    Tisch stand und Karotten und Brokkoli zerkleinerte. Emma deckte den Tisch.
    Lächelnd balancierte Molly den Hörer zwischen Kinn und Schulter und mopste sich ein Stückchen Möhre. »Hallo, Mama, wie geht es dir?«
    »Gut, Liebling. Ist bei euch alles in Ordnung?«
    Molly gab ihr eine stark gekürzte Version der Festnahme Dickersons. Schließlich erzählte sie ihr, dass er im Krankenhaus umgebracht worden war.
    Ein paar Sekunden schwieg ihre Mutter, dann sagte sie mit warmer Stimme: »Dein Vater war immer schon sehr gründlich. Hat er dich kurz nach dem Tod des Mannes angerufen, um dir zu sagen, dass ihr nun sicher seid?«
    Molly starrte den Hörer an. »Ja, genau das hat er getan. Die Polizei hat nach wie vor die Person nicht ausfindig machen können, die das Kalium in Dickersons Tropf geschleust hat.«
    »Das wird ihnen auch nicht gelingen. Nie und nimmer. Dein Vater hat seit jeher nur sehr verlässliche Leute angeheuert.«
    »Danach sieht es aus. Doch ich mache mir seinetwegen Sorgen. Zwei Mal ist er gerade so mit dem Leben davongekommen. Dieser Rule Shaker scheint nicht zu den Menschen zu gehören, die leicht aufgeben.«
    »Nein, das hat er noch nie, und er wird sich wohl kaum geändert haben.«
    Molly hüpfte vom Stuhl und hätte fast das Telefon aus der Wand gerissen. »Was willst du denn damit sagen, Mama? Kennst du Rule Shaker?«
    »Aber natürlich, Liebling. Ich kannte ihn vor langer Zeit, als er und dein Vater gerade mit ihren Geschäften anfingen. Damals waren sie eng befreundet. Unsere beiden Familien haben alles gemeinsam gemacht. Seine Frau Lorna mochte ich sehr gerne, die Arme. Sie ist vor fünfzehn Jahren bei einem Autounfall umgekommen. Meiner Ansicht nach ging das auf Rule Shakers Konto.«
    »Aber Mama, heute sind sie bitter verfeindet. Es war Rule Shaker, der Louey in die Luft gejagt hat, wo doch eigentlich Ramsey, Emma und ich das Ziel gewesen waren. Es war Rule Shaker, der den Bauern in Colorado umgebracht hat. Und zwei Mal hat er versucht, Vater zu ermorden.«
    »So ist das eben, Molly. Warte eine Sekunde.« Molly hörte, wie ihre Mutter in den Singsang des Italienischen verfiel. »Was ist, Maria? Aber ja, stellen Sie den Tee auf den Tisch. Und dann gehen Sie zu Bett.« Ihre Mutter kehrte ans Telefon zurück und sprach nun wieder Englisch. »Liebling? Wovon sprachen wir gerade?«
    Der Herrgott segne mich mit Geduld, dachte Molly und warf der Zimmerdecke einen gepeinigten Blick zu. »Wir haben über die Tatsache gesprochen, dass Rule Shaker und mein Vater sich gegenseitig umbringen wollen. Warum wusste ich nie etwas davon? Was ist denn zwischen ihnen vorgefallen?«
    »Was die Polizei dazu sagt, weiß ich nicht, Liebes. Sicher wissen sie Bescheid. Die Trennung war kein Geheimnis. Aber du, warum solltest du jemals davon erfahren haben? Die Trennung erfolgte, als du ein kleines Mädchen warst. Kurz bevor ich deinen Vater verließ, um genau zu sein. Und ein Jahr später hat Rules Frau ihn verlassen.«
    »Weißt du, was passiert ist?«
    »Ja, Liebes. Ich denke, heute wiegt das alles nicht mehr so schwer. Du bist mittlerweile erwachsen und hast selbst eine Tochter.

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