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Vergeben, nicht vergessen

Titel: Vergeben, nicht vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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erleichtert die Sache.«
    Als die drei eine Stunde später wieder alleine waren, konnten sie vor Aufregung nicht wieder einschlafen. Das Telefon klingelte. Molly nahm ab, dann reichte sie es mit einem merkwürdigen Gesichtsausdruck an Ramsey weiter. »Ich verstehe das nicht, mein Vater. Er möchte mit dir sprechen.«
    Ramsey überlegte kurz, ob er das Telefon auf Lautsprecher stellen sollte. Aber nein, Emma war da. Er nahm den Hörer und meldete sich. Es war tatsächlich Mason Lord. Er sagte: »Mir geht es schon viel besser, und wie ich höre, wirst du auch überleben, Ramsey. Ach ja, wie man mir mitteilte, wird es wohl keine Probleme mehr mit dieser Bestie geben, die Emma hinterher war und Sie angeschossen hat.«
    Obwohl sein Blut in Wallung geriet, erwiderte Ramsey sehr leise: »Woher wissen Sie das, Sir? Es ist wohl noch zu früh, als dass es bereits in den Nachrichten sein könnte.«
    Leise lachend erwiderte Mason leicht amüsiert: »Ich habe überall meine Freunde, Ramsey. Auf diese Weise werde ich natürlich stets sehr schnell informiert. Man könnte fast schon behaupten, ich weiß manche Dinge bereits, bevor sie geschehen.«
    Hatte Gunther Dickerson ermordet? Oder hatte Mason für diese Aufgabe hier vor Ort jemanden angeheuert? Jetzt, wo er eine Minute Zeit gehabt hatte, darüber nachzudenken, legte sich seine Überraschung. Weshalb sollte er sich auch wundern? Was in aller Welt gab es noch zu sagen?
    »Jetzt müssen weder Emma noch du noch Molly Angst haben. Ich erwarte euch alle drei zum Erntedankfest. Das ist mein Lieblingsfeiertag. Keine außergewöhnlichen Geschenke, nur eine schöne Mahlzeit, wie immer von Miles zubereitet.«
    »Ja«, erwiderte Ramsey. »Wir kommen.« Behutsam legte er den Hörer auf die Gabel zurück. Er sah Molly an und schüttelte den Kopf. Sie legte kurz die Stirn in Falten, doch dann schien sie zu begreifen. Sie gab sich große Mühe zu gähnen. »Also, ich streiche die Segel. Wie sieht es bei dir aus, Em?«
    »Ich bin auch müde, Mama. Was wollte Großvater denn, Ramsey?«
    »Er wollte nur wissen, ob es uns auch allen gut geht, nichts weiter.«
    »Nett, dass er angerufen hat.« Emma gab Ramsey einen Kuss und ließ sich von ihrer Mutter zudecken.
    Ramsey lehnte sich zurück und schloss die Augen. Seine Fingerspitzen schmerzten. Sein Kopf ebenfalls. Und jetzt das. Molly beugte sich zu ihm herunter, um ihn zu küssen. Er flüsterte: »Er hat Dickerson umlegen lassen. Was soll ich jetzt tun?«
    »Sag McPherson die Wahrheit. Es macht nichts, du weißt doch, dass es nichts ändern wird. Niemand wird meinen Vater vor Gericht stellen. Ich würde sogar behaupten, er will, dass du es der Polizei sagst. Er lacht sicher gerade über die Vorstellung, wie du es ihnen erzählst.«
    Vermutlich lag sie damit richtig. »Gute Nacht, Emma«, rief er. »Schlaf gut. Und du auch, Molly.«
    Jetzt war alles vorüber, dachte Ramsey, als er mit Emma an der Hand die Treppe zu seinem Haus in San Francisco hinauflief. Alles vorüber. Er dachte an Dickersons Mutter in Duluth, die seine Einäscherung bezahlt hatte. Ramsey war zusammen mit Savich tatsächlich hingegangen, nur um sicher zu sein, nur um den Mann noch einmal zu Gesicht zu bekommen, bevor er zu Asche verbrannte.
    »Mama schläft«, sagte Emma. »Sie war sehr müde. Ich glaube, sie hat letzte Nacht nicht so gut geschlafen.«
    Das war nur zu wahr. Ihm war es nicht anders ergangen. Emma hatte in ihrem eigenen Zimmer übernachten wollen, weswegen sie beide nicht viel geschlafen hatten. Es war merkwürdig, aber er vermisste es, dass Emma sich an sie drückte, zumindest am Morgen war es ihm so ergangen.
    »Hoffentlich schläft sie nicht mehr«, meinte Ramsey. »Ich möchte sie lächeln sehen. Das hat sie jetzt schon oft gemacht, seit wir gestern hier nach Hause gekommen sind.«
    Er stand ihm Türrahmen zum Schlafzimmer. Emma war in ihr Zimmer gerannt, um ihr Spielzeug zu holen. Molly lag mit dem Rücken zu ihm auf der Seite. Außer einem weißen, hochgeschnittenen Slip hatte sie nichts an. Ihr unteres Bein lag ausgestreckt, das obere war leicht angewinkelt. Eine verführerischere Stellung gab es nicht für eine Frau. Er schluckte. Ihr Haar war herrlich verwuschelt und fiel üppig über die weiße Haut. Er wollte sofort auf sie zugehen, sie erst vom Nacken abwärts den Rücken hinunter küssen und ihr schließlich den Slip ausziehen. In der vergangenen Nacht hatten sie sich drei Mal geliebt. Er vermutete, sie hätten es am Morgen noch ein viertes Mal getan,

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