Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Vergeben, nicht vergessen

Titel: Vergeben, nicht vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
Vom Netzwerk:
nunmehr ganz anderen Augen. Molly sagte zu ihr: »Ramsey liebt sie so sehr. Vielleicht wird er eines Tages auch mich lieben.«
    »Der Mann hat Nirwana gefunden, und das weiß er auch, Molly«, erwiderte Sherlock sachlich und beobachtete immer noch ihren Mann, wie er mit verzücktem Gesicht Emma auf dem Arm hielt. »Ich mochte Ramsey schon früher sehr gern. Und jetzt, wo er sie hat, wird alles gut, darauf können Sie sich verlassen. Was meinen Sie, Molly, wirkt Dillon mit Emma auf dem Arm nicht wie der geborene Vater?«
    Der Pfleger hatte am Abend vorher zwei Betten in Ramseys Zimmer gerollt. Die ganze Familie war beisammen, und alle schliefen fest, als die Tür plötzlich aufflog und Kriminalkommissar McPherson hereinrumpelte.
    Ramsey sprang in Sekundenschnelle aus dem Bett und war kampfbereit. Fast wäre er in Ohnmacht gefallen. Keuchend stützte er sich am Bett ab. »Was gibt es denn?«
    »Es ist alles in Ordnung, Richter Hunt«, keuchte McPherson. »Ich hatte mir nur Sorgen gemacht, dass Ihnen auch etwas zugestoßen sein könnte. Lassen Sie mich Ihnen helfen, wieder ins Bett zu steigen.«
    »Wovon sprechen Sie denn?«, erkundigte sich Molly, die
    Ramsey zu Hilfe geeilt war. Emma war auf halbem Wege zu Ramseys Bett, und Ramsey wusste, dass sie ihn hatte beschützen wollen.
    »Es geht um Dickerson«, schnaufte McPherson. »Man geht davon aus, dass ihm jemand etwas in den Infusionstropf gemischt hat. Kalium vielleicht. Er ist tot.«
    »Aber auf der Intensivstation ist doch überall Personal zugegen«, meinte Virginia Trolley, schüttelte den Kopf und schien es immer noch nicht glauben zu können, obwohl sie seit gut zehn Minuten über Dickerson sprachen. Nachdem Ramsey sie angerufen hatte, hatte sie sich unverzüglich angezogen und war ins Krankenhaus geeilt. Ramsey hatte sie noch nie ohne Make-up gesehen. Ihr Haar war ungekämmt und ihr rotes Jackett verknittert. Sie sah süß aus. Das würde er ihr natürlich nie und nimmer sagen, denn sie würde ihm einen Kinnhaken versetzen.
    »Wie konnte denn jemand dort hineinkommen«, fuhr sie fort, »eine Nadel in seinen intravenösen Zugang stecken, wieder gehen, und das alles, ohne gesehen zu werden? Natürlich wurde er nicht bewacht, weshalb auch? Alleine hätte er nirgendwohin gehen können, und niemand hätte angenommen, dass er Personenschutz bräuchte. Wir haben mit dem Sicherheitsdienst gesprochen. Sie haben das Krankenhaus abgeriegelt, aber das wird nichts bringen. Momentan gehen sie gerade die Überwachungsvideos durch, ob sie etwas Auffälliges finden können.«
    »Kriminalkommissar McPherson sagte, eine Schwester habe jemand in weißer Krankenhauskleidung gesehen«, sagte Molly. »Das ist jedoch nichts Ungewöhnliches. Das ist genauso, als ob man im Pentagon in einer Uniform auftaucht. Keiner wird zwei Mal hinsehen, wenn man wie jemand aussieht, der dort hingehört.«
    »Sie hat Recht«, stimmte Ramsey zu. »Es ist die einzige vernünftige Antwort. Mir leuchtet es zwar nicht so recht ein, aber schließlich ist dies ein Krankenhaus und keine Hochsicherheitszone. Das Personal ist nicht zu erhöhter Aufmerksamkeit angehalten worden.« Er schloss für einen Moment die Augen. Er war vollkommen erschöpft, seine Rippe schmerzte, seine Schulter tat ihm wie verrückt weh, und für eine Schmerztablette hätte er alles gegeben.
    Plötzlich merkte er, wie Emmas Hand sich in die seine schob. Er drehte sich zu ihr um und sah, wie sie ihn beobachtete und um seine Schmerzen und ihre Hilflosigkeit wusste. Es war zwar eine Lüge, doch er sagte: »Mit mir ist alles in Ordnung, Emma. Trotzdem tut es gut, wenn du meine Hand hältst.«
    Er verspürte eine unglaubliche Erleichterung. Dickerson war tot und für niemanden mehr eine Bedrohung. Emma war sicher.
    Kriminalkommissar McPherson räusperte sich. »Um ehrlich zu sein, Richter Hunt, ein weiterer Grund für mein plötzliches Auftauchen war der, dass Sie der nächst liegende Verdächtige wären.«
    »Momentan bin ich nicht der Schnellste«, erwiderte Ramsey. »Ich wäre fast in Ohnmacht gefallen, als Sie zur Tür hereinstürmten. Einen weißen Mantel zu stehlen, das Kalium zu finden, das ich ja normalerweise nicht bei mir trage, und dann auch noch einfach in die Intensivstation hereinzuspazieren hätte meine Fähigkeiten, so imposant sie auch insgesamt zu sein scheinen, doch um einiges überschritten.«
    »Das war ein Witz«, wandte sich Emma an Kriminalkommissar McPherson.
    »Ich weiß. Ich bin froh, dass sie alle hier waren. Das

Weitere Kostenlose Bücher