Vergeben, nicht vergessen
an. Und danke. Ich schulde dir was.«
»Das kannst du laut sagen.«
»Ist das Sherlock, die ich höre? Gib ihr einen Kuss von mir.«
»Nie und nimmer. Du ähnelst viel zu sehr dem Typ Mann, der ihr gefällt, ganz durchtrainiert und hartgesotten. Und wenn ich an deine Machovorführung seinerzeit im Gerichtssaal zurückdenke, werde ich alles tun, um sie von dir fernzuhalten. Besonders dann, wenn sie einen schlechten Tag hatte und nicht ganz klar im Kopf ist. Nein, alle Küsse kommen von mir. Pass auf dich auf, Ramsey. Und ruf an, wenn ich etwas für dich tun kann.«
»Danke, Savich.« Ramsey legte langsam den Hörer zurück. »Hast du alles mitgehört?«
Sie nickte.
»Und jetzt bitte keine Verzögerungstaktik mehr. Jetzt ist es so weit. Kommen wir zu deinem Vater.«
Sie schüttelte den Kopf.
»Hör zu, Molly, dein Vater ist Mason Lord. Es ist an der
Zeit, dass wir ihn in unsere Überlegungen mit einbeziehen. Ich denke nicht, dass er unmittelbar in diese Sache verwickelt ist, aber es ist gut möglich, dass einer der Widersacher deines Vaters Emma entführt hat, um damit Druck auf deinen Vater auszuüben.«
Sie drehte sich nicht um, sondern ließ lediglich ihre Finger über das feste Material der hellen Gardinen gleiten. »Er hätte mich sicher gewarnt, wenn jemand in seinem Umfeld ein solches Vorgehen in Erwägung ziehen würde.«
»Vermutlich hätte er das getan, wenn er es gewusst hätte. Stimmst du mir denn zu, dass manche seiner Widersacher alles daransetzen würden, Druck auf ihn auszuüben oder ihn zu melken? Du hast dich über die Anzahl derjenigen, die in diese Sache bisher verwickelt sind, gewundert. Das jedenfalls würde es erklären.«
Sie drehte sich immer noch nicht um. Langsam zog sie die Gardinen vor die raumhohen Fenster und stand einfach nur mit gesenktem Kopf da und schwieg.
Ihm fiel auf, dass sie barfuß war. Ihre Zehennägel waren in einem blassen Rosa lackiert und etwas abgeblättert. »Wann hast du das letzte Mal mit deinem Vater gesprochen?«
»Letzte Woche.«
»Und hast ihm erzählt, was los ist?«
Sie nickte.
»Sag mir mal eines, Molly. Wann hast du deinen Vater zum letzten Mal gesehen?«
»Das geht dich nichts an. Es hat nichts mit dieser Sache zu tun. Hör auf, mich so zu bedrängen.«
»Ich möchte nur, dass wir am Leben bleiben. Du machst es mir schwer, indem du mich hinhältst. Wann, Molly? Ich verdiene es, das zu erfahren.« Er rieb sich das Bein.
»Also gut, aber es gehört eigentlich nicht zur Sache. Ich habe ihn vor drei Jahren zum letzten Mal gesehen.«
Er ließ den Liegesessel hochfahren, stand auf und starrte sie an. »Vor drei Jahren? Was ist denn los?«
Sie drehte sich zu ihm, um ihn anzusehen, bewegte sich aber nicht von ihrem Platz am Fenster weg. »Zum letzten Mal habe ich ihn an Emmas drittem Geburtstag gesehen. Er ist zu ihrem Geburtstag nach Denver geflogen. Das war allerdings nicht der eigentliche Grund für sein Kommen. Er war auf meinen Mann wütend. Er kam nach Denver, um ihn zu sehen.«
»Und hat er deinen Mann getroffen?«
»Ja, das hat er. Louey hatte daraufhin zwei gebrochene Rippen, einen Nierenriss und außer im Gesicht überall blaue Flecken, die bis Weihnachten zu sehen waren.«
»Was hatte Louey denn getan?«
»Darüber möchte ich nicht reden. Es hat mit dieser Sache hier nichts zu tun.«
»Du kannst unmöglich wissen, was oder was nicht mit was auch immer zu tun hat.«
»Wie gesagt, Louey ist mein Ex-Mann. Wir sind seit zwei Jahren geschieden. Ich habe Emma nicht angelogen, als ich ihr sagte, dass ihr Vater sich um sie Sorgen macht. Einmal hat Louey angerufen, nachdem er von ihrer Entführung erfahren hatte. Das hat mich sehr überrascht. Er hat mich angerufen, noch bevor ich überhaupt in Erwägung gezogen habe, ihn zu informieren. Wie Emma dir bereits gesagt hat, hat er sich seit seinem Fortgang nie die Mühe gemacht, sie zu besuchen.
»Es war unmittelbar nach einem seiner Konzerte in Berlin. Ich erinnere mich deutlich, dass er nach Emma gefragt hat. Er sagte, er habe von irgendwem von Emmas Entführung erfahren, und wollte wissen, ob sie wieder bei mir sei. Als ich das verneinte, schien er ganz geknickt und meinte, mein Vater würde jeden Preis zahlen, um sie zurückzubekommen, und ich solle mir keine Sorgen machen. Dann erzählte er mir, wie die Tournee lief. Er sagte, ein Fräulein Reporter - so nannte er sie tatsächlich - von der Berliner Zeitung habe ihn mit Bruce Springsteen verglichen. Er meinte, die Europäer hätten
Weitere Kostenlose Bücher