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Vergeben, nicht vergessen

Titel: Vergeben, nicht vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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nehme an, du willst mir nicht sagen, wer dir diese Information gegeben hat?«
    »Das kann ich nicht.«
    Er seufzte. »Also gut. Komm nach Hause, Molly.«
    »Ich rufe morgen wieder an. Emma geht es gut. Mach dir keine Sorgen. Diese Männer werden uns nicht finden.«
    »Wer ist der Mann, der Emma gefunden hat? Wie kannst du sicher sein, dass du ihm vertrauen kannst?«
    »Wenn ich ihm nicht vertrauen kann, Papa, dann ist alles verloren. Glaub mir, er ist der vertrauenswürdigste Mann auf der ganzen Welt. Bis morgen, Papa.« Sie drückte den Aus-Schalter und legte das Telefon auf den Tisch zurück.
    »Immerhin nennst du ihn nicht den Paten.«
    Sie lächelte ihn an. Es war ein bezauberndes Lächeln, offen und herzlich. Sie besaß einen breiten Mund und sehr weiße Zähne. Sein Vater war Zahnarzt. Ramsey achtete bei anderen immer auf die Zähne. Der Anblick würde seinem Vater gut gefallen.
    Ramsey gefiel auch das Lächeln. Es hatte fast den Anschein, als ob sie nicht mehr länger Angst hätte. Sie sagte: »Mason Lord sieht sehr gut aus. Er ist einer jener schwarzen Iren: helle Haut, tintenschwarze Haare, glatt und dick und nur zu den Schläfen hin ein wenig ergraut. Seine Augen sind so leuchtend blau, dass ihn die Frauen immer nur anstarren. Eine erwachsene Tochter zu haben gefällt ihm nicht, eine Enkelin noch viel weniger, doch er trägt es mit Würde. Meine Mutter war es, die mir riet, ich solle ihn mit dem Vornamen ansprechen. Doch irgendwie konnte ich mich nie daran gewöhnen. Ihm ging es ähnlich. Ich erinnere mich, wie Mason immer zusammenzuckte, wenn ich ihn mit Vornamen anredete. Als ich ihn daraufhin ansprach, lachte er, warf die Hände in die Luft und meinte, ich solle es einfach vergessen. Seit langem nun schon ist er einfach Papa, seit ich mit acht Jahren mit meiner Mutter zusammen weggezogen bin.«
    »Ich hatte mir Mason Lord nie mit irgendwelchen menschlichen Qualitäten vorstellen können, beispielsweise der Gabe des Humors. Du siehst ihm kein bisschen ähnlich.«
    »Nein, ich bin das Ebenbild meiner Großmutter. In den fünfziger Jahren war sie Schauspielerin. Sie ist nicht weit ge-kommen, denn sie war weder schön noch besonders fotogen. Aber Himmel, sie konnte spielen! Doch das hat offenbar nicht gereicht.«
    »Von einem Mauerblümchen bist du aber auch meilenweit entfernt.«
    Sie lächelte ihn an, wieder dieses wunderbare Lächeln. »Du solltest erst mal meine Mutter sehen. Sie ist wirklich ein Hingucker. Jetzt ist sie fünfundfünfzig und immer noch eine atemberaubende Schönheit. Sie und Vater waren wohl beide entsetzt, als sie sahen, wie ich mich entwickelte.«
    Das meinte sie tatsächlich ernst, was ihn verblüffte. Schaute sie denn nicht dann und wann in den Spiegel? »Wo ist deine Mutter jetzt? Und wie heißt sie?«
    »Sie heißt Alicia und lebt in der Nähe von Livorno in Italien. Dort lebt auch ihre Familie. Papa und sie haben sich scheiden lassen, als ich noch ein Kind war. Neun Monate im Jahr habe ich bei ihr in Italien gelebt, die restlichen drei habe ich bei meinem Vater verbracht. Nach Amerika bin ich zurückgekommen, als ich auf das College in Vassar gegangen bin. Die letzten sieben oder acht Jahre über habe ich sie stets nur ein einziges Mal im Jahr gesehen.«
    »Weiß sie von Emmas Entführung?«
    »Ich glaube nicht, es sei denn, sie hat darüber in einer italienischen Zeitung gelesen. Ich bin aber überzeugt davon, dass man dort nicht darüber berichtet hat. Ich wollte sie einfach nicht beunruhigen.«
    »Dein Vater hat also nicht wieder geheiratet.«
    »Aber ja doch, vor ungefähr drei Jahren. Sie heißt Eve und ist zwei Jahre jünger als ich.«
    »Du sagtest, Emma sei musikalisch. Spielt sie denn schon Klavier oder ein anderes Instrument?«
    »Über Eve willst du wohl nichts wissen? Das kann ich verstehen. Sie würde einen Blick auf dich werfen und sich die Lippen lecken, allerdings nur dann, wenn mein Vater gerade nicht hinschaut. Eine alte Freundin meiner Mutter hat mich
    angerufen und mich mit Geschichten von Eve Lord eingedeckt. Die Freundin meiner Mutter ist Religionslehrerin, was sie meiner Meinung nach zu einer vertrauenswürdigen Person macht. Aber vielleicht wollte sie Papa auch für sich gewinnen, wer weiß? Emma spielt Klavier.«
    »Morgen kaufe ich ihr ein tragbares Klavier mit zwei Oktaven. Ich würde sie gern spielen hören.«
    »Danke, Ramsey.«
    »Warum hast du deinen Vater während der letzten drei Jahre nicht gesehen?«
    Er hätte schwören können, dass sie in der

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