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Vergeben, nicht vergessen

Titel: Vergeben, nicht vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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stehen und schnupperte.
    Er hätte schwören können, den süßlich penetranten Geruch von Marihuana zu riechen. Er kickte einen der Lieblings-Kaufetzen der Ziege vom Weg und fluchte. Es war Haschisch, was er roch. Nancy rauchte und fing nun doch wieder damit an, obwohl sie ihm und ihrer Mutter versprochen hatte, sich zusammenzureißen. Ausgerechnet Haschisch. Sie war sechzehn Jahre alt und in der Schule sehr beliebt. Er konnte nur hoffen, dass sie nicht zu beliebt war. Sie war ei-gentlich zu jung, um sich auf einen der Jungs zu stürzen, die er mit ihr hatte herumhängen sehen. Aber Haschisch, das war wirklich zum Verzweifeln.
    Er öffnete das Scheunentor. Ein Chor muhender Kühe begrüßte ihn, die meisten wohlwollend, ein paar missmutig, das spürte er. Nicht alle mochten die neuen Maschinen, die sie von ihrer Milch erleichterten.
    Shirley war die Kuh, die die Maschinen am meisten hasste. Da sie eine seiner ganz alten Kühe war, hatte er sich just letzte Woche dazu entschieden, sie selbst zu melken. Das gefiel ihr, sie drehte den Kopf zu ihm um und betrachtete ihn, während er ihr Euter melkte.
    Alle anderen Kühe schloss er an die Maschinen an. Das dauerte immer noch recht lange, doch schon bald würde er geübter und schneller werden. Dann holte er seinen alten Schemel und rückte ihn zu Shirleys Platz. Sie stand ruhig und voll Milch da und beobachtete, wie er auf sie zukam.
    »Guten Morgen, meine Liebe«, rief er und zwinkerte ihr zu, wie er es die letzten sieben Jahre lang jeden Morgen getan hatte.
    Pfeifend stellte er den Schemel neben sie. »So, jetzt werden wir dich mal um ein paar Pfund erleichtern.«
    Er hörte ein leise zischendes Geräusch. Es war ganz in der Nähe, unmittelbar neben ihm. Er drehte sich auf seinem Schemel um. Ein Mann stand über ihn gebeugt. Er war schwarz, seine Augen hart und weit aufgerissen, sein Kopf kahl geschoren. Joe hatte keine Gelegenheit mehr, ihn nach seinem Namen zu fragen.
    Er fühlte eine breite Hand auf seiner Schulter und sah einen riesigen Hammer durch die Luft sausen. Den Schlag spürte er im ganzen Körper. Es war nicht wirklich schmerzhaft, lediglich ein betäubendes Vibrieren. Er blinzelte überrascht mit den Augen. Die breite Hand glitt von seiner Schulter.
    Joe Elders fiel neben Shirleys Schemel, seine Augen starrten nach oben auf ihr mit Milch pralles Euter.

10
    »Eben habe ich Emma oben gehört. Uns bleiben nur noch ein paar Minuten, bis sie hier unten ist. Über deinen Vater sprechen wir später, jetzt erst einmal zu unseren dringlichsten Problemen: Wir müssen davon ausgehen, dass es sich um Profis handelt. Das wiederum heißt, wir müssen annehmen, dass sie eine Organisation im Rücken haben, die uns sofort ausfindig machen wird, sowie wir Kreditkarten benutzen. Wenn wir vorsichtig sind, kommen wir mit deinen Dreitausend und meinen Zweitausend gut über die Runden, bis diese ganze Sache bereinigt ist.«
    Molly dachte, dass sie in ihrem ganzen Leben nur dreizehn Monate lang hatte sparen müssen. Nach einem reichen Elternhaus hatte sie es geschafft, auf eigenen Beinen zu stehen, wenn auch nicht für sehr lange. Dann war sie zum nächsten gegangen, von einem reichen Vater zu einem reichen Ehemann. Die letzten beiden Jahre jedoch hatte sie wieder für sich selbst gesorgt und es genossen. Sie griente. Es war seit langer Zeit das erste Mal, dass sie richtig lächelte. »Ich werde Toiletten putzen gehen.«
    »Mama, du machst Witze.«
    Emma war heruntergekommen und strotzte vor Energie. Molly nahm sie in den Arm, küsste sie auf ihr zartes Ohr und sagte: »Nein, meine Süße, vielleicht nicht. Oder doch? Ich habe vor, Ramsey beim Poker zu besiegen. Dann kann er das Klo putzen. Was hältst du davon?«
    Emma machte ein ernstes Gesicht und legte den Kopf zur Seite. »Du solltest ihn lieber im Memory besiegen. Als wir zum letzten Mal Poker gespielt haben, habe ich gegen dich gewonnen.«
    »Danke für die Unterstützung! Also gut, ich werde es mir überlegen. Vielleicht kann ich ihn in ein Patt manövrieren.«
    »Das ist doch beim Schach, Mama.«
    »Schon, aber vielleicht kann ich eine Methode erfinden, um es auch beim Poker anzuwenden. Hey, möchtest du Hot Dogs zum Abendessen?«
    »Ja! Ramsey macht die besten. Wir haben sie auf Drahtbügel gesteckt und sie über das Kaminfeuer gehalten.«
    Ramsey saß auf dem großen Liegesessel, die Hände auf dem Bauch gefaltet und ein Kissen unter seinem Bein. »Du wirst es schwer haben, meine Hot Dogs zu schlagen, Molly.«
    »Ich

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