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Vergeben, nicht vergessen

Titel: Vergeben, nicht vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Sommer ins Flugzeug in Richtung Amerika, also zu ihm, setzte. Ich möchte ihn nicht in Emmas Nähe wissen. Meine Mutter hat mich von ihm ferngehalten, und ich habe die Absicht, dasselbe für Emma zu tun.«
    »Einen Mord in Auftrag geben. Das sind deine Worte.«
    »Richtig, das ist mir einfach so herausgerutscht. Sie ist tückisch, diese Art des Einflusses. Du wirst mir glauben, dass ich nicht möchte, dass Emma jemals einen solchen Satz ausspricht. Wenn ein Kind mit einem Mann wie meinem Vater aufwächst - dann habe ich Angst um das Kind und was aus ihm als Erwachsener werden wird. So, das ist jetzt genug. Mehr ist nicht drin, Herr Hunt. Wir sollten schlafen gehen. Du kennst Emma noch nicht. Um sechs Uhr früh wird sie schon wach sein und loslegen wollen.«
    »Ich weiß. Nachdem ich verwundet worden war, hat sie immer bis sieben gewartet. Ich bin aufgewacht, weil diese weiche kleine Hand auf meinem Arm lag und mich ganz leicht streichelte.« Er hielt kurz inne. »Sie ist ein tolles Kind, Molly.«
    »Ich weiß. Ich weiß.«
    »Wir werden sie beschützen.«
    »Ja, das werden wir«, erwiderte sie.
    Mitten in der Nacht ließ ein lauter, durchdringender Schrei Molly aufschrecken.
    Sie riss ihre Tochter an sich und schüttelte sie. »Em, wach auf, Liebling. Komm schon, wach auf!«
    Wieder schüttelte sie Emma. Ramsey stand mit klopfendem Herzen in der Tür, seine Smith & Wesson in der Hand. Er beobachtete Molly, wie sie sich aufsetzte und Emma auf ihren Schoß zog. »Komm schon, Liebling, wach auf. Es ist alles in Ordnung. Ich bin bei dir. Ramsey ist auch hier. Wach auf, Emma.«
    Plötzlich bäumte sich Emma auf, dann wand sie sich und schlang zitternd und schluchzend die Arme um ihre Mutter. Ramsey setzte sich zu ihnen und umarmte sie beide fest. Nach einer Weile lockerte er seinen Griff und lehnte sich zurück. Er strich Emma das verfilzte Haar hinter die Ohren. »Es ist alles gut, Emma, wirklich, es ist gut. Wir sind hier. Nicht die bösen Männer, nur wir.«
    Allmählich hörte sie zu schluchzen auf. Sie hatte Schluckauf. Über Emmas Kopf hinweg blickte er zu Molly hinüber. Ihre Augen waren verdunkelt, ihre Lippen angespannt. Er spürte ihren tief empfundenen Schmerz, der sich ihm jetzt offenbarte. Und er kannte diesen Schmerz, denn er fühlte ihn auch. Mit flacher Singsangstimme sagte Emma: »Ich habe von ihm geträumt, Mama. Er hat meine Hände und Füße an das Bett gefesselt. Er hat einen Bindfaden benutzt. Er meinte, er bräuchte keinen Strick nehmen, ich sei ja nur ein kleines Mädchen. Er sagte, ich sei perfekt und er bräuchte mich mehr, als Gott ihn bräuchte. Nur mich. Er nahm diesen Bindfaden und verschnürte mich wie ein Paket.« Sie verstummte. Ramsey und Molly warteten, verkrampft und voller Wut, aber sie sagte nichts weiter.
    Eine lange Zeit hielten sie Emma zwischen sich. Schließlich sagte Molly leise: »Sie schläft. Danke, Ramsey. Ich werde sie bis zum Morgen fest umarmen.«
    Es dauerte sehr lange, ehe Molly wieder einschlief. Als sie aufwachte, fühlte sie Emmas feuchten Kuss auf ihrer Wange. Emma zog an ihrem Arm, und sie rollte auf die andere Seite und schmiegte sich an den Rücken ihrer Tochter.
    Als Ramsey früh am Morgen erwachte, dachte er an Emmas Alptraum, an ihre tonlos vorgetragenen Worte. Bindfaden. Er hatte sie mit einem Bindfaden umwickelt, wie man es mit einem Paket macht. Er hatte kein Seil benötigt. Sie war nur ein kleines Mädchen.
    Nicht dass es wirklich einen Unterschied machte. Wenn Ramsey diesen Mann in die Finger bekommen würde, würde er ihn vermutlich umbringen. Würde er den Mann dem Rechtssystem übergeben und darauf vertrauen, dass man ihn so bestrafte, wie er es verdiente? Er wusste es nicht. Er wusste es einfach nicht. Dabei hätte er es wissen sollen. Er ging zum anderen Schlafzimmer hinüber, stand regungslos in der offenen Tür und beobachtete Emma und Molly im Schlaf.
    »Ramsey?«
    Es war nur ein leises Flüstern.
    »Guten Morgen, Emma. Hast du gut geschlafen?«
    »O ja. Mama liegt ganz dicht an mich gekuschelt. Es ist schön, aber ich muss aufs Klo.«
    Er hörte, wie Molly kicherte.
    Dann sah er, wie Molly Emmas Hals küsste und ihr vorschlug, gemeinsam zu gehen. Danach würde sie ihr eine Schüssel mit Cornflakes und Bananen machen, ohne diese widerlichen Pfirsiche.
    Er ging zurück ins Bett und zog sich die Decke bis zum Hals. Louey Santera hatte sie geschlagen. Er verübelte es Mason Lord kein bisschen, dass er es dem Mistkerl gezeigt hatte. Er selbst hätte

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