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Vergeben, nicht vergessen

Titel: Vergeben, nicht vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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haben. Wir mussten unsere Ausweise zeigen. Irgendjemand wird sich zweifellos erinnern, obwohl Molly sich ein einzelnes Ticket gekauft hat und ich Emma auf mein Ticket mitgenommen habe. Die Männer werden bestimmt schon bald hier sein.«
    »Sind Sie mit dem Taxi vom Flughafen gekommen?«
    »Ja, bis in die Innenstadt zur Michigan Avenue. Emma brauchte etwas zum Anziehen, Molly und ich ebenfalls. Wir sahen nicht gerade sehr repräsentativ aus. Dann haben wir ein zweites Taxi bis zur Jefferson-Polizeistation genommen, sind dort hineingegangen und haben mit den Beamten über irgendetwas Belangloses gesprochen, ehe wir in ein drittes Taxi hierher gestiegen sind. Aber sie werden uns finden, davon bin ich überzeugt. Sie wissen vermutlich jetzt schon, dass wir bei Ihnen sind. Wie gesagt, die Leute sind wirklich gut. Molly und ich sind davon überzeugt, dass sie eine Organisation im Rücken haben müssen.«
    Mason Lord nickte. »Das war ein kluger Schachzug von Ihnen, die Polizeiwache aufzusuchen. Es wird denen zu denken geben. Bitte, setzen wir uns doch alle. Was die Organisation im Hintergrund betrifft, darüber reden wir später. Ach, hier kommt Miles mit der Limonade.«
    »Ich habe ausreichend Limonade für alle mitgebracht.«
    »Danke, Miles«, erwiderte Molly.
    »Und die Schokoladentorte, die ich heute früh gebacken habe.« Er blickte Emma an, während er ihr einschenkte. »Magst du Schokoladentorte?«
    »Aber ja, Herr Miles. Meine Lieblingsspeise.«
    Ramsey lachte. »Seien Sie vorsichtig, sonst isst sie noch den ganzen Kuchen auf. Sie hat schon seit geraumer Zeit keine Süßigkeiten mehr bekommen.«
    Miles fuhr lächelnd durch Emmas Haar, obschon Mason die Stirn runzelte. Er beobachtete, wie seine Tochter die Hände des Kindes an einem der kleinen, feuchten Handtücher abwischte, die Miles hereingebracht hatte. Woher hatte er das? Er glich einer dieser freundlich lächelnden Flugbegleiterinnen. Mason Lord schwieg, bis alle die Limonade getrunken und von Miles’ Schokoladentorte gekostet hatten. Er hatte von keiner Torte gewusst. Er liebte Schokoladentorte, aber Miles hatte ihm keine angeboten, weder nach dem Mittagessen noch jetzt. Er hatte eine kalorienreduzierte, fettarme Cremespeise gestern Abend zum Nachtisch serviert bekommen, die noch nicht einmal sonderlich gut geschmeckt hatte. Er blickte auf seine wunderschöne Frau. Sie beachtete die Torte nicht. Sie betrachtete Molly. Ihre Gesichtszüge waren vollkommen ruhig, ganz und gar ausdruckslos. Was dachte sie?
    Ramsey Hunt war breit, groß und sehr gut gebaut, aber das stand ja zu erwarten nach dem, was er in seinem eigenen Gerichtssaal getan hatte. Offenbar ging er ins Fitness-Studio, kümmerte sich um seine Figur und machte den Eindruck von jemandem, der mit jeder Schwierigkeit fertig wurde, die sich ihm in den Weg stellte. Mason fand ihn gut aussehend, mit regelmäßigen Gesichtszügen, dunklem Teint und grünen Augen, die eigentlich gegen eine italienische Abstammung sprachen. Aber wer konnte das in Amerika schon sagen? Alle waren Mischlinge, er selbst eingeschlossen. Immerhin besaß er überwiegend gutes irisches Blut. Seine schöne Eve war schwedisch, jeder wunderschöne blonde Zentimeter von ihr. Sie hatte ihm Geschichten erzählt, dass ihr Vater sich in eine deutsche Herzogin verliebt, sie jedoch nicht geheiratet hatte. Zu viel pedantische Kontrollgene, hatte er gemeint. Nein, Eve war rein skandinavisch. Diesmal hatte er eine gute Wahl getroffen.
    Erneut musterte er den Mann, der ihm gegenüber saß. Richter Hunt vom neunten Bundesgericht - wer hätte sich vorstellen können, dass er derjenige sein würde, der Emma gefunden hatte?
    Was sprach dagegen, dass dieser Mann Mollys Tochter gefunden und sie gerettet hatte? Er räusperte sich. »Richter Hunt, Sie sagten, Sie hätten Emma im Wald gefunden. Ist sie denn freiwillig mit Ihnen in Ihre Hütte gekommen?«
    »Sie war bewusstlos.« Er bemerkte, dass Emma zu essen aufgehört hatte. Ihre Ohren waren weit aufgesperrt. Beiläufig fuhr er fort: »Ich kann Ihnen das alles einmal erzählen, wenn wir uns hier eingerichtet haben, in Ordnung?«
    »Also gut. Miles, zeige ihnen drei Zimmer«, erwiderte Mason Lord.
    »Emma und ich schlafen in einem Zimmer, Papa.«
    »Also gut, dann zwei Zimmer.«
    Ramsey wandte sich Molly zu und sagte leise: »Dein Vater möchte mir ein paar Fragen stellen. Nimmst du Emma bitte mit nach oben?«
    Sie wollte nicht gehen, das spürte er. »Bitte, Molly, geh jetzt. Ich werde deinen Vater

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