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Vergeben, nicht vergessen

Titel: Vergeben, nicht vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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gehört?«
    »Nein. Wer ist er? Irgendein Gigolo, den sich deine junge Frau angelacht hat?«
    »Ach, Louey, du liebst es, das Maß zu überziehen, nicht wahr? Mein Vorschlag wäre, dass du in Zukunft erst nachdenkst, ehe du den Mund aufmachst. Wenn du meine Frau jemals wieder erwähnen solltest, wird dir Gunther die Zungenspitze abschneiden. Deinem Singen würde das nicht sonderlich zuträglich sein. Da du dich jedoch ebenso unwissend wie unklug zeigst, sage ich dir, dass Ramsey Hunt der Richter des neunten Bundesgerichts aus San Francisco ist, dessen Bild sowohl auf der Newsweek als auch auf dem Time Magazine vor einer Weile als Titel zu sehen war. Er gilt als Held. Erinnerst du dich nicht daran? An den großen Mordfall in San Francisco? Und an das, was Richter Hunt auf eigene Faust und ohne jede Unterstützung getan hat, als man die Angeklagten aus dem Gerichtssaal freischießen wollte?«
    Loueys Gesichtsausdruck war leer. Mason Lord seufzte. »Ach, Louey, ich kann nur darum beten, dass Emma nicht dein Gehirn geerbt hat, deine Unfähigkeit, etwas Wichtiges selbst dann wahrzunehmen, wenn es nicht unmittelbar deine eigenen Interessen berührt. Es wäre einfach ein Jammer.«
    »Ignoranz ist mit Dummheit nicht deckungsgleich«, schaltete sich Ramsey ein.
    »In Loueys Fall schon, wie mir scheint.«
    »Sie hat sein Talent geerbt, Papa«, sagte Molly, die den Raum betreten hatte und nun neben Ramsey stand. »Sie hat sogar mehr Talent, als er für sich jemals in Anspruch nehmen könnte. Und er hat Talent, auch wenn seine Intelligenz zu wünschen übrig lässt.«
    »Unmöglich«, sagte Louey Santera, wirbelte herum und sah Molly neben diesem verdammten Richter stehen. Der Typ war viel zu jung, um Richter zu sein. Sie war völlig lautlos ins Zimmer getreten. Wie lange stand sie schon da? »Emma? Sie ist ein kleines Kind, nur, äh, fünf Jahre alt.«
    »Sechs, Louey. Deine Tochter ist sechs Jahre alt.«
    »Schon gut, aber von welchem Talent sprichst du?«
    »Sie kann dir auf dem Klavier Vorspielen. Sie ist einfach unglaublich.«
    »Schluss jetzt!«
    Alle blickten auf Mason Lord. Langsam entspannte er sich und schwieg, denn er war sich ihrer aller Aufmerksamkeit sicher.
    »Warum sollte ich also hierher zurückkommen?«, fragte Louey. »Emma ist doch hier bei dir. Was willst du denn noch?«
    »Wir haben den Eindruck, es könnte sich um eine Verschwörung und nicht nur um eine einfache Entführung handeln, Louey. Richter Hunts Meinung nach ist in dieses offenbar sehr professionell aufgezogene Verbrechen eine ganze Reihe von Personen verstrickt, und sie sind alle hinter Emma her. Die Leute haben Molly und Ramsey sogar den ganzen Weg von Colorado bis nach Kalifornien verfolgt. Weißt du etwas darüber, Louey?«
    »Das ist doch lächerlich! Was sollte ich denn darüber wissen? Emma ist meine Tochter, verdammt. Von einer Verschwörung weiß ich nichts.«
    »Nun, dann haben wir ein Problem«, fuhr Mason Lord fort. Seine Stimme war plötzlich weich und ernst. Sie erinnerte Ramsey an Bill Matthias’ Stimme, einen Richter aus San Francisco, den man recht einfallslos als »aalglatten Willie« bezeichnete. »Ich stecke hinter keiner Verschwörung, Louey, und jemand anderen gibt es ganz einfach nicht. Dann ist da noch eine Kleinigkeit, die mich sehr beunruhigt. Der Mann, der Emma in seiner Gewalt hatte, hat sie sexuell missbraucht und geschlagen.«
    Louey sprang mit leichenblassem Gesicht auf. »Nein! Das ist unmöglich. Molly hat das auch schon behauptet, aber ich glaube ihr nicht. Das muss ein Missverständnis sein ... nicht Emma, niemand würde Emma so zu berühren wagen.«
    Mason Lord beugte sich ein wenig vor. »Hast du dich denn nicht vorher vergewissert, dass der Mann, den du für Emmas Entführung in diese Hütte in den Rockies angeheuert hast, keine Kinder missbraucht?«
    Louey ließ sich auf seinen Stuhl zurückfallen. »Hör zu, ich habe niemanden angeheuert! Ich weiß von nichts! Verflucht, sie ist meine Tochter. Ich würde doch nicht meine eigene Tochter entführen lassen.«
    »Ach nein?«, drang Mollys eiskalte, harte Stimme aus dem Hintergrund. »Für Geld würdest du alles tun, Louey. Alles. Ich wette, dass du irgendwelchen wichtigen Leuten einen Haufen Geld schuldest und das Land verlassen hast, weil du sie nicht bezahlen konntest. Ist dem nicht so?«
    Er drehte sich zu ihr um, sein Puls schlug an seinem dünnen Hals. »Du besitzt tatsächlich die Unverschämtheit, vom hohen Ross herunter über Geld zu reden. Du hast mir

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