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Vergeben, nicht vergessen

Titel: Vergeben, nicht vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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verhalten mag, so bedeutet es doch Sicherheit. Wir werden sehen. Morgen ...« Er rieb die Handflächen gegeneinander. »Morgen werde ich den guten Louey höchstpersönlich kennen lernen.«
    »Der Höhepunkt des Tages wird das wohl kaum werden, so viel kann ich dir versprechen.«
    »Emma würde jetzt sagen, du machst einen Witz.«
    »Manchmal ist die Wahrheit witziger als die Erfindung.«
    Louey Santera war wütend und ließ sich das auch anmerken. Seine Lippen waren zusammengepresst und bildeten eine schmale, geschwungene Linie. Dann entdeckte er den Reporter, und seine Wut wurde augenblicklich von einem einnehmenden Lächeln und jugendlichem Charme überdeckt. »Hallo«, wandte er sich an den Reporter, drehte sich um und lächelte dem Fotografen und dessen Begleitung zu. Dann sah er Molly und winkte.
    Der Reporter, ein langjähriger Freund von Ramsey, meinte gut gelaunt: »Wie ich gehört habe, mussten Sie für den Rückflug Konzerttermine absagen, als Sie von der Nachricht der Entführung Ihrer kleinen Tochter erfuhren.«
    »Ich konnte nicht sofort abreisen«, entgegnete Louey, der einen guten Riecher hatte und schlagartig misstrauisch wurde. »Selbstverständlich bin ich so schnell wie möglich zurückgekommen .«
    »Stimmt es, dass Ihre kleine Tochter mittlerweile sicher im Haus ihres Großvaters untergebracht ist?«
    »Ja, er ist ihr Großvater, und ja, sie ist bei ihm. Gottlob haben wir das alles jetzt hinter uns. Haben Sie schon von der positiven Resonanz gehört, die meine Konzerte ausgelöst haben?«
    »Gehört habe ich, dass Sie zu Herrn Lord eine etwas problematische Beziehung haben. Stimmen Sie dem zu, Herr Santera?«
    Ein Mann hinter Louey Santera trat hervor und baute sich unmittelbar vor dem Reporter auf. Es war ein junger, dünner Typ mit Aknenarben. »Herr Santera ist gerade aus Deutschland eingeflogen. Er möchte jetzt seine kleine Tochter wieder sehen. Er ist erschöpft. Er hat Ihnen alle Fragen beantwortet, die er beantworten möchte. Auf Wiedersehen.«
    Der Reporter hakte weiter nach: »Aber ich bitte Sie, Herr Santera, was geht hier eigentlich vor? Ihre kleine Tochter wurde vor mehr als zwei Wochen entführt. Sie kommen recht spät, finden Sie nicht?«
    »Kein Kommentar.«
    Der junge Typ schubste den Reporter beiseite. Der Fotograf schoss ein Bild.
    Louey Santera wurde leichenblass. Ramsey trat lächelnd auf ihn zu. »Herr Santera? Ich bin gekommen, um Sie hier zu begrüßen. Ich bin Ramsey Hunt und wohne zurzeit bei Herrn Lord. Kommen Sie hier entlang, aus der Menge heraus. Und hier ist auch Molly.«
    »Machen Sie sich dünn«, sagte der junge Typ und schubste Ramsey. Der Typ mochte jung und dürr aussehen, doch Ramsey erkannte sofort seine Taktik, seine wachsamen Augen, seine Haltung.
    »Das ist unhöflich«, raunte Ramsey kaum hörbar. Mit einer unauffälligen und sehr geschmeidigen Bewegung umschloss er die Hand des jungen Mannes und bog seinen Daumen nach hinten um. Der Mann rang vor Schmerz nach Atem. Er machte keine Bewegung.
    »Und jetzt ab mit Ihnen«, fuhr Ramsey leise fort. »Ich bin kein Reporter.« Er drückte den Daumen noch ein wenig fester. »Haben wir uns verstanden?«
    »Lass gut sein, Alenon«, mischte sich Louey Santera ein.
    Der junge Typ nickte. Kalter Hass schimmerte in seinen dunklen Augen. In letzter Zeit schien es ungewöhnlich einfach zu sein, sich Feinde zu machen. Ramsey ließ von seinem Daumen ab. »Lassen Sie uns gehen. Molly, begrüße deinen Ex-Mann.«
    »Hallo, Louey. Wie geht’s, wie steht’s? Hey, wo ist denn deine Freundin? Hatte sie etwa keinen Reisepass?«
    »Wie hast du Emma gefunden?«
    Sie klapperte mit den Wimpern und stemmte eine Hand auf die Hüfte. »Selbstverständlich habe ich meinen nicht unerheblichen weiblichen Charme spielen lassen.«
    Ramsey starrte sie an. Louey Santera bellte ein boshaftes Lachen. »Mann, was für ein Witz«, gackerte er. »Du hast immer schon gern Witze erzählt, warst niemals ernst. Du hast Emma gar nicht gefunden, nicht wahr? Es war alles nur aufgebauscht?«
    »Wie kommst du darauf? Besitze ich etwa nicht ausreichend Grips?«
    »Komm schon, Molly. Du weißt doch selbst, dass du zur Befreiung von Emma kein bisschen beigetragen hast. Du würdest eine Goldmine nicht finden, selbst wenn man dich mit der Nase drauf stößt. Wie ist es denn tatsächlich gewesen?«
    Sie trat dicht an ihn heran. »Ich habe sie zwar gefunden, aber ich hatte so viel Angst, dass ich mit den Entführern geschlafen habe. Sie waren so aufgeregt und

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