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Vergeben, nicht vergessen

Titel: Vergeben, nicht vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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den letzten Pfennig genommen, den ich hatte. Und du hast ihn weiß Gott nicht verdient. Das Einzige, was du zustande gebracht hast, war, schwanger zu werden. Verdammt, ich habe Emma nicht entführen lassen!«
    Mason Lord richtete sich langsam auf und stützte seine Hände auf die Schreibtischplatte. Mit derselben leisen, geschmeidigen Stimme sagte er: »Meiner Ansicht nach hat Molly Recht. Du stehst tief in jemandes Schuld, und dies war dein Angebot, die Schulden zu begleichen. Nenne uns die Namen der Männer, Louey. Sag uns, wer dir dabei geholfen hat, diese Sache durchzuziehen. Und sag uns, warum sie Emma immer noch hinterher sind.«
    »Ich weiß von keinen Männern! Ich weiß von gar nichts! Molly liegt mit ihren Vermutungen vollkommen daneben!«
    »Günther, kommen Sie bitte mal her.«
    Günther, ein bedrohlicher Hüne, dessen Hände entspannt seitlich des Körpers herabhingen, sagte: »Ja bitte, Herr Lord?«
    »Günther, bitte führen Sie Herrn Santera in eines unserer Gästezimmer. Er ist von der langen Reise sehr erschöpft. Wie Sie wissen, kommt er gerade erst aus Deutschland. Er ist müde und muss sich ausruhen. Führen Sie ihn nach oben, und zeigen Sie ihm sein Bett. Bleiben Sie bei ihm, Günther. Erinnern Sie ihn an die Tatsache, dass das Leben gelegentlich eine schwierige Sache ist. Erinnern Sie ihn auch daran, dass ich ihm bereits einmal verziehen habe, dass Geduld jedoch ein sehr kostbares Gut ist. Erinnern Sie ihn daran, dass ich nicht zu jeder Zeit über ein solches Maß an Geduld verfüge. Und noch etwas, er darf nicht mit diesem Kerl, der sich als sein Leibwächter ausgibt, sprechen. Halten Sie Herrn Santera ruhig und abseits von allem. Er muss sich ausruhen.«
    »Ich habe Emma nicht entführen lassen!«
    »Wir sehen uns, nachdem du dich etwas ausgeruht hast, Louey«, sagte Mason Lord. Er stand auf und beobachtete, wie Gunther eine riesige Pranke um Louey Santeras Oberarm legte und ihn zur Tür schob.
    In der Tür wirbelte Louey herum. »Wenn Molly das behauptet, ist sie ganz einfach verrückt. Sie hasst mich. Vielleicht ist dieser Richter ihr Liebhaber, und sie wollen das Geld. Vielleicht ist Molly diejenige, die das alles angezettelt hat.«
    Günther schloss leise die Tür zum Arbeitszimmer, dann war Stille.
    Ramsey pfiff vor sich hin und sagte: »Manchmal vergesse ich, welch erstaunliche Macht Leute wie Sie ausüben können. Tagtäglich habe ich Leute vor mir, die ganz und gar auf ihre Unschuld pochen, und doch weiß man, dass sie lügen wie gedruckt und dass die meisten von ihnen Schlägertypen,
    Betrüger oder ganz einfach nur Abschaum sind, manchmal auch noch viel Schlimmeres.
    Aber in unserem Rechtssystem kann man sie nun einmal nicht weich prügeln, obwohl ihnen ihre Schuld ins Gesicht geschrieben steht. Wir halten uns an Regeln, die in ihrer Zaghaftigkeit, in ihrer Ziel- und Machtlosigkeit geradezu absurd erscheinen mögen. Wir setzen auf Kompromisse und Verhandlung, nicht auf metaphorische Daumenschrauben.« Ramsey zuckte mit den Schultern. »Andererseits muss man sich eingestehen, dass Ihre Vorgehensweise bis jetzt auch noch keinerlei Resultate gezeitigt hat, außer einen kleinen, dürren Mann vollkommen einzuschüchtern. Molly würde wahrscheinlich abstreiten, wie oft wir den Dingen auf den Grund kommen, aber die Wahrheit wird doch immer irgendwie aufgedeckt. Prügeln Sie ihn noch nicht grün und blau, Sir, noch nicht. Ihre Drohungen sind ebenso wirkungsvoll. Ich würde gerne selbst mit ihm sprechen. Meiner Ansicht nach sollte Molly sich aus dem Ganzen heraushalten. In der Handhabung ihrer Pistole ist sie nämlich äußerst geschickt.«
    Mason Lord erwiderte leichthin: »Natürlich ist mir bewusst, dass meine Drohungen sehr viel ausrichten können, Ramsey. Das wäre jedoch nicht der Fall, wenn ich sie nicht gelegentlich mit Taten belegen würde und sich dies in der Folge herumsprechen würde. Sprechen Sie mit Louey, und schauen Sie, was Sie aus der miesen kleinen Ratte herausbekommen können.«
    Ramsey nickte und wandte sich Molly zu. »Ich habe Durst. Würdest du mit Emma und mir zusammen eine Limonade trinken?«
    »Gerne. Danach muss ich noch ein paar Telefonate erledigen.«
    Dr. Eleanor Loo, eine Amerikanerin chinesischer Abstammung Mitte dreißig, trug an einem Bein einen Gips. Als sie ihr Büro betraten, erhob sie sich schwerfällig. Molly war sie von
    Emmas neuem Kinderarzt empfohlen worden. Nachdem sich alle gegenseitig vorgestellt hatten, wandte sich Dr. Loo an Emma, lächelte

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