Vergebliche Suche nach Gaby
jetzt keiner unterwegs. Es kann
also nur sein, dass ein Wilddieb geschossen hat.“
„Es ist niemand zu sehen“,
erwiderte Biffke-Riedl. „Auf der Lichtung liegt auch kein Wild. Wir werden noch
eine Weile hier kreisen. Falls Gaby in der Nähe ist, kommt sie hoffentlich her.
Und macht sich bemerkbar. Hier ist das Gelände überschaubar.“
„Vielleicht hat jemand auf die
Bären geschossen.“
„Auch von denen sehen wir
nichts.“
„Moment noch! Ich frage meine
Frau, was Gaby anhat.“ Margot beschrieb Gabys Outfit und der Kommissar gab es
weiter. Er tat es, um überhaupt etwas zu tun, um nicht untätig zu sein, um
nicht durchzudrehen beim Nichtstun. Denn der Nutzen für die Hubschrauber-Besatzung,
von Gabys gemusterter Jacke zu wissen, war natürlich äußerst gering. Jedes
Mädchen — zumal eine Blondine wie Gaby das jetzt bei angebrochener Nacht im
tiefsten Wald herumirrte, würde auffallen.
Dann meldete sich Kommissar
Wagner, der die Hundertschaft dirigierte. Auch er konnte nur mitteilen, dass
man bis jetzt keine Spur gefunden hatte.
Klößchen knackte seine zweite
Schoko-Tafel und bot Margot an, die auch tatsächlich eine halbe
Zartbitter-Rippe nahm. Tim und Karl wurde nichts angeboten. Klößchen setzte
voraus, dass sie ablehnten.
„Häuptling“, meinte Klößchen
mit halb gefülltem Mund. „Weshalb hast du den Otterfeint mit der
A-Rinaldo-Pizzen-Bude auf die Schippe genommen?“
„Weil ich einen Verdacht habe“,
sagte Tim und wandte sich Glockner zu.
„Wahrscheinlich denken wir das
Gleiche“, sagte Gabys Vater.
„Ich vermute“, sagte Tim,
„Otterfeint wollte nie und nimmer zu dieser Pizzeria, die ja tatsächlich unterstes
Niveau zu sein scheint — was ich aber nur vermutet hatte, denn ich kenne den
Schuppen nicht. Aber ich hatte Glück mit meiner Vermutung. Und er hat’s mir
bestätigt. Dabei hat er sich ziemlich verbogen. Ihm war nicht geheuer. Deshalb
meine ich: Er war noch nie im A Rinaldo, ist nur zufällig vorbeigefahren, sah,
dass geschlossen ist, und hat die Adresse uns als Alibi angeboten. Als Grund
dafür, dass er weggefahren ist. Als Ersatz für die Adresse, bei der er
tatsächlich war, die er uns aber nicht nennt.“
„Sehr gut, Tim!“, nickte
Glockner.
„Das hieße doch“, sagte Margot
mit dünner Stimme, „er hat was zu tun mit Gabys spurlosem Verschwinden.“
„Leider nicht unbedingt“,
erwiderte Glockner. „Bruno Otterfeint hat vielleicht etwas vorgehabt, was wir
auf keinen Fall wissen dürfen. Etwas Ungesetzliches, wie auch immer. Dass er
danach gefragt wird, wo er war, was er getrieben hat — damit konnte er nicht
rechnen. Es ist ja schon vorgekommen, dass jemand mit einer bestimmten Sache
auffliegt, weil er einer anderen verdächtigt wird, an der er aber gar nicht
beteiligt ist. Denn ich sehe beim besten Willen kein Motiv, weshalb sich der
Kerl an Gaby vergreifen sollte.“
„Vielleicht will er sich rächen“,
sagte Karl. „An Ihnen. Sie hatten ihn doch schon am Wickel.“
Glockner schüttelte den Kopf.
„Ich habe ihn verhört. Aber ich konnte ihn nicht überführen. Es hatte keine
Folgen für ihn. Er hat zwar beim Verhör einen Wutanfall gekriegt und sich
aufgeführt wie ein Tollwütiger. Mehrere Kollegen waren erforderlich um ihn zu
überwältigen. Aber in der Zelle hat er sich dann schnell beruhigt. Unser Arzt
stellte fest, dass Bruno sich diese neue Designer-Droge Happy-Flatulence
gespritzt hatte. Danach kommt es zu Wutausbrüchen. Gaby ist zufällig dazu
gekommen. Zuvor — als sie noch nicht wusste, wer das ist, und ihn für einen
Besucher hielt — hat sie auf dem Flur mit ihm geredet. Da war er noch normal.
Bruno ist nicht blöd. Er weiß, was ihn erwartet, wenn er sich an der Tochter
eines Polizeibeamten vergreift.“
Hört sich logisch an, dachte
Tim. Trotzdem — mir behagt Brunos Heimlichkeit nicht.
„Herr Glockner, Sie sagen, es
müsse nicht unbedingt mit Gaby zu tun haben, dass Bruno so mauert. Aber wie
nun, wenn ihn Pfote zufällig bei einem Vorhaben gestört hat. Ich stelle mir das
so vor: Sie sieht den Bären. Sie will sich in Sicherheit bringen. Aus
irgendeinem Grunde geht’s nicht mit dem Bike. Vielleicht wegen der Palme. Der
Wald scheidet aus. Dort sind die Raubtiere im Vorteil. Also flieht Gaby in das
Haus, stürmt möglicherweise rein, weil die Tür offen ist — und überrascht
Bruno. Vielleicht sitzt der gerade mit einem steckbrieflich gesuchten
Serientäter beim Bier. Oder er... was weiß ich. Jedenfalls wird Gaby, die
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