Vergebliche Suche nach Gaby
den Otterfeint
kennt, zur gefährlichen Zeugin. Und der Kerl muss handeln.“
Glockner dachte nach. „Da ist
was dran, Tim.“
„Nehmen wir an, er hat Gaby
überwältigt. Im Bungalow ist sie bestimmt nicht mehr. Der Kerl muss damit
rechnen, dass wir antanzen und ihn unter die Lupe nehmen wegen Gaby. Also hat
er sie weggebracht. Vorhin mit dem Wagen. Als ich zufällig mit dem Bike
vorbeigeflitzt bin. Ahnungslos. Es passt zu seiner dämlichen Aussage mit der
Pizzeria. Frage ist: Wohin hat er Pfote gebracht? Wohin?“
Der Kommissar wollte antworten,
erhielt aber in diesem Moment einen Anruf aus dem Präsidium.
Man teilte ihm mit, dass die
Nachfrage in allen städtischen Krankenhäusern — was er veranlasst hatte —
leider negativ verlaufen war. Gaby war nirgendwo eingeliefert worden.
Tim nahm währenddessen Oskar an
die Leine und führte ihn abermals zu Bruno Otterfeints Toreinfahrt.
Mit einem Blick überzeugte sich
der TKKG-Häuptling, dass Bruno weder im Garten war noch an einem der vorderen
Fenster. Die — drei insgesamt — waren erleuchtet, aber Bruno hatte die Vorhänge
geschlossen.
Leise öffnete Tim das Tor und
ließ Oskar aufs Grundstück.
„Oskar, such das Frauchen!“,
befahl er leise.
Die Aufforderung war
überflüssig. Der Cocker-Spaniel schnüffelte bereits vor der Garage den Boden
ab, wedelte heftig, lief hin und her, strebte dann auf einer Spur zu dem
Durchgang, die Nase immer noch fast schrubbend auf dem asphaltierten Grund und
verschwand hinterm Haus.
Tim pfiff, aber Oskar kam nicht
zurück. Also hinterher. Als Tim hinter dem Bungalow anlangte, stand Oskar vor
der Hintertür. Und himmelte sie erwartungsvoll an. Dazu winselte er freudig,
allerdings nicht mit der temperamentvollen Heftigkeit, als stünde Gaby hinter
der Tür.
Alles klar!, dachte Tim.
Endlich hat er ihre Spur. Pfote war hier, war an dieser Tür, war im Haus. Meine
Theorie stimmt.
An der Rückfront waren die
Fenster mit herabgelassenen Jalousien gesichert. Im Haus lief offenbar der TV
mit einer Blödel-Show. Jedenfalls prasselte Gelächter aus der Glotze. Und eine
Entertainer-Stimme, im Tonfall dicht an der Schwachsinns-Grenze, rief gerade:
„Deshalb brauchen wir viel mehr dreibeinige Kicker in der Nationalmannschaft.
Hähähähähähäh!“
Tim nahm Oskar am Halsband,
klickte die Leine ein und zog ihn zur Straße zurück.
Bruno Otterfeint hatte offensichtlich
nichts gemerkt.
Wieder am Wagen. Tim
berichtete. Karl und Klößchen scharrten sofort mit den Hufen. Margots Miene
hellte sich auf. Aber der Kommissar blieb cool wie Rasierwasser und sprach aus,
was sich Tim schon überlegt hatte.
„Fabelhaft, Tim! Wir wissen
jetzt Bescheid. Aber wir dürfen nicht auf Bruno losgehen. Das würde zu nichts
führen. Er muss leugnen — und wenn man ihn foltern, martern und piesacken
würde. Jedes Eingeständnis wäre das Ende seiner Freiheit. Unserer Strategie
muss so laufen: Er darf nicht ahnen, dass er ab sofort total, aber unauffällig
überwacht wird. Wenn wir Glück haben, führt er uns zu Gaby.“
Und wenn wir Pech haben,
überlegte Tim, hat er Pfote jemandem übergeben, der alles Weitere besorgt — was
auch immer das ist. Wer könnte das sein? Der andere Otterfeint? Siegfried
Otterfeint, der gewissenlose Tierverwerter — der mit abgeschlachteten
Zoo-Tieren einen Feinschmecker-Versand betreibt, sozusagen?
Ein schwarzer Audi hielt hinter
Glockners BMW und Kommissar Schnitzbacher stieg aus.
Die Jungs kannten Glockners
Kollegen, der eigentlich ein idealer Under-Cover-Agent, ein verdeckter
Ermittler gewesen wäre — wegen seiner mausgrauen Unauffälligkeit. Doch für
diesen Job fehlten ihm die Nerven. Er war mehr der stets besorgt wirkende
Schreibtischtäter, der nach Dienstschluss seine Münz-Sammlung poliert oder im
Schrebergarten Kürbisse züchtet. Schnitzbacher war zwar verheiratet, aber
kinderlos — und sah in Gaby mit Recht die Traumtochter, die ihm das Schicksal
versagt hatte. Entsprechend geschockt war er jetzt — und redete lange mit
Margot und Emil Glockner.
Auch Tim, Karl und Klößchen
steckten — etwas abgesondert — die Köpfe zusammen.
„Mir fällt nur ein eventueller
Komplize für Bruno Otterfeint ein“, sagte der TKKG-Häuptling leise.
„Sein Bruder“, nickte Karl.
„Siegfried Otterfeint, der
Tierschänder!“, fügte Klößchen hinzu.
„Vera Brings weiß seine
Adresse“, entwickelte Tim den Plan. „Fragt sie. Und dann hin zu ihm. Nur ihr
beide. Seht euch dort um. Der Typ muss genauso
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