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Vergebliche Suche nach Gaby

Vergebliche Suche nach Gaby

Titel: Vergebliche Suche nach Gaby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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kontrolliert werden wie Bruno.“
    „Gebongt!“, nickte Karl. „Und
du?“
    „Ich bleibe noch hier.
Vielleicht macht Bruno einen Ausbruchversuch.“ Er grinste. „Vielleicht
überkommt’s ihn und er steuert — angeblich — ‘ne Bierkneipe an. Herr Glockner
und seine Leute müssen sich an die Spielregeln halten. Wir haben keinen Amtseid
geleistet und deshalb ein etwas freieres Händchen.“
    „Und wenn bei Siegfried was
abläuft?“, fragte Karl. „Wie sollen wir dich verständigen? Ich könnte dir mein
Handy geben — aber dann habe ich keins.“
    „Frau Glockner hat ihr Handy
dabei. Ruf dort an.“ Damit war alles gesagt und Tims Freunde zogen los.

12. Bristol kommt nachher im Leichenwagen
     
    Typisch Bruno!, dachte Sigi
Otterfeint. Lässt mir fast sechs Millionen DM hier und das Mädchen. Haut wieder
ab. Und meint, der liebe Bruder wird’s schon richten. Verdammt! Und die Göre
liegt immer noch in der Garage.
    Bevor Bruno vorhin weggefahren
war, hatte er Gaby aus seinem Fahrzeug gehoben und in der großräumigen Garage
auf einen Stapel alter Decken gelegt. Gaby hatte leise gewimmert, war aber
nicht befreit worden von Fessel, Knebel und Augenbinde.
    Sigi hatte im so genannten
Silbersalon seiner Villa ein selbst bereitetes Abendessen zu sich genommen. Er
besaß wertvolles Geschirr und aß nur mit goldenem Besteck. Außerdem benutzte er
eine Stoffserviette, die er allerdings nur alle zwei Wochen wechselte. Sie sah
aus wie der Fingerlappen eines Kunstmalers. Auch das, was auf dem Teller lag,
entsprach nicht dem edlen Geschirr.
    Heute gab es zwei — aus dem
McWoodenworm-Straßenverkauf mitgebrachte — Hamburger, die in der
Warmhalteschachtel immerhin lauwarm geblieben waren, obwohl die Salatblätter
aussahen wie ihre Großeltern aus der vorletzten Ernte. In sein Kristallglas
goss er Cola light mit Zitronenschnitz.
    Wer weiß, was die treibt,
dachte er — beendete sein Dinner und begab sich in den Keller. Zu dem gehörte
ein fensterloser Raum mit stabiler Tür. In dem Raum war kein Licht. Zwar gab es
die Fassung für eine Glühlampe an der Decke. Aber er hatte die Glühbirne
herausgeschraubt und den Raum schon zweimal als Verlies benutzt — als Verlies
für junge Frauen, die offiziell als vermisst galten: Ungeklärte Schicksale, die
zwischen Aktendeckeln verstauben.
    Neben dem Raum war eine
primitive Toilette — auch ohne Licht und Fenster. Luftschächte verhinderten,
dass man hier wie dort nicht erstickte.
    Sigi überzeugte sich, dass
alles in Ordnung war, dass kein Grundwasser im Keller stand und die Ratten
nicht Samba tanzten. Dann ging er, Sigi, zur Garage, wobei er über den Hof
musste, denn es gab keine unmittelbare Verbindung zwischen Garage und Villa.
Allerdings störte das wenig. Man konnte von nirgendwo einsehen. Zwischen
Garagen-Vorplatz und Tor wuchsen acht Meter blickdichte Hecke als Abschirmung.
Die asphaltierte Auffahrt führte auf beiden Seiten drum herum.
    Sigi Otterfeint öffnete die
Garage und machte Licht.
    Gaby lag noch auf den
schmutzigen Decken und hatte sich offensichtlich bemüht die Fesseln
abzustreifen. Aber vergebens.
    „Ich binde jetzt deine Füße
los“, sagte er, „und führe dich. Keinen Widerstand! Sonst setzt’s was! Klar?
Ich reiße dir deinen blonden Pferdeschwanz ab, wenn du bockst.“
    Gaby schüttelte den Kopf.
    Sigi grinste über sich selbst,
hatte nämlich, wie ihm jetzt erst bewusst wurde, mit verstellter Stimme
geredet: nasal — wie mit Stockschnupfen. Wozu eigentlich, dachte der Typ
amüsiert. Sie hört jetzt meine Stimme und dann nie wieder. Denn die Hübsche
kommt nicht zurück. Auf sie wartet ein spezielles Schicksal in einer
afrikanischen Hafenstadt — oder im Vorderen Orient.
    Er schnitt ihre Fußfesseln
durch. Mit seiner Hilfe konnte Gaby aufstehen. Sie wurde ins Haus geführt, die
Kellertreppe runter.

    „Musst du zur Toilette?“
    Gaby nickte.
    „Ich nehme dir auch die Handfessel
ab. Aber du rührst deine Augenbinde nicht an. Klar?“
    Sie nickte abermals.
    Mit der langen Klinge seines
Taschenmessers durchtrennte er den Strick. Gaby wurde in die Toilette
geschoben.
    Sigi riskierte nichts dabei.
Denn auch im Kellergang hatte er kein Licht angeknipst.
    Als Gaby aus dem Klo kam,
packte er sie am Arm und tastete sofort nach ihrem Gesicht. Die Augenbinde war
noch da, aber...
    „Ich habe den Knebel
rausgenommen“, sagte sie mit zitternder Stimme. „Ich konnte so schlecht atmen.
Ich schreie nicht. Ich verspreche es.“
    „Wehe, du täuschst

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