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Vergebliche Suche nach Gaby

Vergebliche Suche nach Gaby

Titel: Vergebliche Suche nach Gaby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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hausinternen Verdacht sollten Sie für sich
behalten, Herr Direktor, bevor irgendwas bewiesen ist. Das verhärtet nur die
Fronten. Das vergiftet den Dialog. Das schadet letztlich den Tieren, für die
wir alle hier eintreten — Sie hoffentlich auch.“
    Solthoff glotzte verblüfft.
Vera und die Mädchen nickten heftig. Bei Margot Glockner im Wagen schrillte das
Handy.
    Gabys Mutter meldete sich und
reichte dann das Mobiltelefon an Tim weiter.
    „Für dich, Tim. Deine Freunde.“
     
    *
     
    Auch in einer vornehmen Gegend
wie der Eckhofer Allee war die Frühlingsnacht kühl. Gusseiserne Laternen vergossen
gelbliches Licht. Die Allee-Bäume hatten bereits Blätter entfaltet. Und die
Stille war unglaublich. Null Verkehr.
    Karl und Klößchen standen
schräg gegenüber von Nr. 73, dem Siegfried-Otterfeint-Anwesen.
    Der dunkle Hintergrund einer
Hecke machte sie fast unsichtbar. Sie konnten beobachten.
    Bei Siegfried war Licht. Und
eben war Besuch eingetroffen: Ein Typ in einem wrack-artigen Alt-Fiat, der
sicherlich vor dem nächsten TÜV verschrottet wurde. Dem Typ war offensichtlich
nicht erlaubt worden aufs Grundstück zu fahren. Denn die Rostlaube parkte jetzt
vor dem Tor. Karl hatte sich das Kennzeichen eingeprägt. Klößchen war noch
damit beschäftigt.
    Der Mann hatte geklingelt,
leise in die Gegensprech-Anlage geredet und war dann per Summer eingelassen
worden — durch die Pforte neben dem Tor.
    „Verdächtiger Typ“, murmelte
Klößchen.
    „Ganz meine Meinung. Wie der
vorbestrafte Türsteher von ‘ner Disco, in der du jede Droge in jeder beliebigen
Menge kriegst.“
    „Man sollte die Polizei
hinschicken.“
    „Zu Otterfeint?“
    „Zu der Disco.“
    Karl seufzte.
    Klößchen sagte: „Könnte aber
auch ein Skin-Blödel sein, der sich jetzt mit Putzwolle tarnt — mit ‘ner Frisur
wie Putzwolle, meine ich. Der Autofreak hat Schnürstiefel an, wenn ich richtig
gesehen habe, und Nato-Tarn-Hosen. Und ‘ne Lederjacke, für die sich das Leder
schämt. So ‘ne Uniform verrät die Gesinnung.“
    „Ich rufe Tim an.“
    „Gute Idee.“ Klößchen suchte
seine Taschen nach Schokolade ab, fand aber keine mehr. „Ich souffliere dir das
Kennzeichen, ich sag’s dir vor.“
    „Ich weiß es.“ Karl wählte.
Dann: „Hallo, Frau Glockner. Wir sind’s, Karl und Klößchen. Können wir mal Tim
sprechen?“

     
    *
     
    Paul Nuballa war durchtrieben —
mindestens so wie ein Unternehmer, der mit seiner Pleite-Firma an die Börse
geht und erfolgreich Aktien verkauft. Aber Nuballas Schläue reichte nur für
mindere Tätigkeit, fürs Grobe also. In der Hinsicht glich er den
Kleinaktionären, die auf leere Versprechungen reinfallen. Nuballa war 32 und
hatte bisher 17 verschiedene Jobs ausgeübt. Sein Gesicht war so bullig wie
seine Figur.
    Jetzt stand er wartend in der
Diele der Villa, hakte die Daumen in den Gürtel, hakte sie wieder aus, rieb an
seiner Lederjacke, zog den Reißverschluss hoch und dann wieder runter.
    Diese geldige Umgebung machte
ihn nervös. Wie konnte man nur so leben?! Da war ja dauernd Vorsicht geboten.
Damit nichts kaputt geht. Ein Albtraum! Nein, nichts für ihn. Zum Wohlbefinden
brauchte er einen Schweinestall. Und so sah’s auch bei ihm aus. Schließlich war
er so aufgewachsen und obwohl er schon in jungen Jahren seine Eltern verprügelt
hatte, dachte er doch gern an sein Zuhause zurück.
    Sigi kam aus seinem Büro, wo
auch der Safe war, und gab Nuballa ein Bündel Hunderter.
    „Zweitausend, Paul. Wie
vereinbart.“
    „Danke, Chef. Der blöde
Solthoff denkt, es wären militante Tierschützer gewesen.“
    „Ist doch gut.“
    „Ich glaube ja nicht, dass er’s
wirklich denkt. Aber er wird von den Tierschützern angefegt — wegen der
geplanten Tierbaby-Tötungen. Deshalb schießt er mit so ‘ner Behauptung zurück.“
    „Soll uns recht sein.“
    „Wir könnten das ausnützen.“
    „Was meinst du?“
    „Wenn ich noch Löwen rauslasse
und Tiger, muss der Abschuss ruckzuck gehen. Und Sie hätten jede Menge
Fleischvorrat.“
    „Das bringt leider nichts.
Löwen und Tiger sind als Fleisch nicht gefragt. Nur Bären. Aber die Schwarz-
und Eisbären, die behalten wir im Auge.“
    „Sie geben mir Bescheid, Chef,
und ich führe es aus.“ Zum Abschied gab’s einen Fländedruck. Dann stampfte Paul
Nuballa zur Tür. Der Hof wurde von einer kandelaberartigen Laterne beschienen.
Nuballa schritt an der Sichtschutz-Hecke vorbei und zum Tor, wohin die
Beleuchtung nicht reichte. Obwohl es hier — wie

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