Vergebung
Veröffentlichung Abstand nehmen, wenn wir eine so glaubwürdige Quelle haben.«
»Wir können uns aber die Frage stellen, warum die Quelle diese Information überhaupt in Umlauf bringt. Deswegen möchte ich Ihnen jetzt auch erklären, warum ich angeordnet habe, dass alles zum Thema Salander über meinen Schreibtisch laufen soll. Ich habe in diesem Fall nämlich spezielle Kenntnisse, über die sonst niemand bei der SMP verfügt. Die Rechtsabteilung ist darüber informiert, dass ich diese Kenntnisse besitze, sie aber nicht thematisieren kann. Millennium wird eine Story veröffentlichen, die ich laut Vertrag nicht an die SMP weitergeben darf. Diese Informationen habe ich in meiner Eigenschaft als Millennium -Chefredakteurin erhalten, und jetzt sitze ich zwischen den Stühlen. Verstehen Sie, was ich meine?«
»Ja.«
»Und meine Informationen belegen zweifelsfrei, dass diese Story erstunken und erlogen ist und nur das Ziel hat, Lisbeth Salander vor dem bevorstehenden Prozess zu schaden.«
»Lisbeth Salander kann man wohl kaum noch mehr schaden, wenn man sich vor Augen führt, was schon alles über sie bekannt wurde …«
»Diese Enthüllungen waren zum Großteil erlogen oder verdreht. Hans Faste steht als eine der zentralen Quellen hinter all diesen Behauptungen, dass Lisbeth Salander eine paranoide und gewalttätige Lesbe ist, die sich mit Satanismus und BDSM-Sex beschäftigt. Und die Medien haben Fastes Kampagne einfach so gekauft, weil er eine scheinbar seriöse Quelle und Sex eben immer ein gefragtes Thema ist. Und jetzt will er uns vor seinen Karren spannen. Sorry, aber nicht, solange ich hier im Boot bin.«
»Verstehe.«
»Wirklich? Gut. Dann kann ich alles noch einmal in einem einzigen Satz zusammenfassen. Ihre Aufgabe als Journalist lautet: hinterfragen und kritisch prüfen - nicht unkritisch irgendwelche Behauptungen wiederholen, auch wenn sie von einer noch so zentralen Figur des bürokratischen Apparats kommen. Vergessen Sie das nie. Sie können toll schreiben, aber dieses Talent ist nicht viel wert, wenn Sie diesen Grundsatz vernachlässigen.«
»Okay.«
»Ich werde diese Geschichte kippen. Sie hält einer Überprüfung nicht stand.«
»Verstehe.«
»Das bedeutet nicht, dass ich Ihnen misstraue.«
»Danke.«
»Deswegen möchte ich Sie auch mit dem Vorschlag für eine neue Story an Ihren Schreibtisch zurückschicken.«
»Aha.«
»Das Ganze hängt mit meinem Vertrag mit Millennium zusammen. Ich kann Ihnen nicht anvertrauen, was ich über die Salander-Geschichte weiß. Doch jetzt bin ich Chefredakteurin einer Zeitung, die Gefahr läuft, ordentlich ins Schleudern zu geraten, weil die Redaktion nicht über die Informationen verfügt, die ich besitze.«
»Hmm.«
»Und das können wir so nicht zulassen. Diese Situation ist einmalig und betrifft nur das Salander-Thema. Ich habe daher beschlossen, einen Reporter auszuwählen, den ich in die richtige Richtung lenken kann, damit wir nicht ganz ahnungslos dastehen, wenn Millennium seine Story veröffentlicht.«
»Und Sie glauben also, Millennium wird in Sachen Salander etwas Außerordentliches publizieren?«
»Das glaube ich nicht, das weiß ich. Millennium hat eine Sensationsstory in der Tasche, die die ganze Salander-Affäre völlig auf den Kopf stellen wird, und es macht mich schier wahnsinnig, dass ich mit dieser Story nicht an die Öffentlichkeit gehen kann.«
»Aber Sie behaupten, dass Sie meinen Text ablehnen, weil Sie wissen, dass die Information falsch ist … Das bedeutet, dass hinter der Story noch etwas steckt, was alle anderen Reporter bis jetzt übersehen haben?«
»Genau.«
»Entschuldigen Sie, aber es fällt mir schwer, zu glauben, dass sämtliche schwedischen Medien so in die Falle getappt sein sollen …«
»Lisbeth Salander ist das Opfer einer riesigen Medienhetze gewesen. In solchen Momenten werden alle normalen Regeln außer Kraft gesetzt.«
»Sie sagen also, Salander ist nicht die, die sie zu sein scheint?«
»Versuchen Sie es mal mit dem Gedanken, dass sie unschuldig sein könnte. Dass das Bild, das die Schlagzeilen von ihr gezeichnet haben, Unfug sein könnte, und dass hier noch ganz andere Kräfte am Wirken sind, als man bisher angenommen hat.«
»Aber können Sie denn nicht sagen, worauf das Ganze eigentlich hinausläuft?«
»Nein.«
Johannes Frisk kratzte sich am Kopf. »Gehen Sie zurück an Ihren Schreibtisch und fangen Sie an, über eine andere Story nachzudenken. Sie müssen sich keinen allzu großen Stress
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