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Vergebung

Vergebung

Titel: Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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haben.«
    »Ich habe nicht vor …«
    »Das ist Ihre Sache. Gehen Sie jetzt.«
    Er machte auf dem Absatz kehrt und verschwand aus dem Glaskasten. Johannes Frisk stand auf und machte Anstalten, ihm zu folgen.
    »Sie nicht, Johannes. Bleiben Sie, setzen Sie sich.«
    Sie nahm seinen Text in die Hand und überflog ihn noch einmal.
    »Sie machen hier ein Praktikum, wenn ich das richtig verstanden habe.«
    »Ja. Ich bin seit fünf Monaten hier, das ist jetzt meine letzte Woche.«
    »Wie alt sind Sie?«
    »27.«
    »Tut mir leid, dass Sie ins Kreuzfeuer zwischen Holm und mir geraten sind. Erzählen Sie mir von dieser Story.«
    »Ich hab heute Morgen einen Tipp bekommen und bin damit zu Holm gegangen. Er meinte, ich sollte das weiterverfolgen.«
    »Okay. Die Story handelt davon, dass die Polizei gerade dem Verdacht nachgeht, dass Lisbeth Salander in den Vertrieb anaboler Steroide verwickelt sein könnte. Gibt es da irgendeinen Zusammenhang mit dem gestrigen Text über Södertälje, in dem auch Anabolika auftauchten?«
    »Nicht dass ich wüsste, aber es wäre möglich. Die Sache mit den Anabolika hat mit Salanders Verbindung zu diesem Boxer Paolo Roberto zu tun.«
    »Handelt Paolo Roberto mit Anabolika?«
    »Was … nein, natürlich nicht. Es geht mehr um das gesamte Boxermilieu. Salander trainiert regelmäßig mit einigen zweifelhaften Subjekten in einem Klub in Söder. Aber das ist eben der Ansatzpunkt der Polizei. Nicht meiner. Und da ist irgendjemand auf den Gedanken gekommen, dass sie in den Verkauf der Anabolika verwickelt sein könnte.«
    »In der ganzen Story steckt also nicht mehr Substanz als ein vages Gerücht?«
    »Es ist kein Gerücht, dass die Polizei diese Möglichkeit in Betracht zieht. Ob sie damit recht haben oder nicht, weiß ich nicht.«
    »In Ordnung, Johannes. Sie müssen wissen, dass das, was ich jetzt mit Ihnen bespreche, überhaupt nichts mit meinem Verhältnis zu Anders Holm zu tun hat. Ich halte Sie für einen sehr begabten Reporter. Sie schreiben gut und haben ein Auge fürs Detail. Kurz gesagt, diese Story ist eine gute Story. Mein einziges Problem ist, dass ich nicht an ihren Inhalt glaube.«
    »Ich kann Ihnen versichern, dass alles korrekt recherchiert wurde.«
    »Und ich werde Ihnen jetzt erklären, warum an dieser Story etwas faul ist. Woher kam der Tipp?«
    »Von einer Insider-Quelle bei der Polizei.«
    »Von wem?«
    Johannes Frisk zögerte. Eine automatische Reaktion. Wie jeder andere Journalist der Welt wollte er den Namen seiner Quelle nicht preisgeben. Andererseits war Erika Berger die Chefredakteurin und damit eine der wenigen Personen, die diese Information von ihm verlangen durften.
    »Ein Polizist vom Dezernat für Gewaltverbrechen namens Hans Faste.«
    »Hat er Sie angerufen oder Sie ihn?«
    »Er hat mich angerufen.«
    Erika Berger nickte.
    »Warum, glauben Sie, hat er das getan?«
    »Ich habe während der Jagd auf Lisbeth Salander ein paarmal mit ihm telefoniert. Er weiß, wer ich bin.«
    »Und er weiß, dass Sie ein 27-jähriger Praktikant sind, der sich anbietet, wenn der Staatsanwalt eine Information in Umlauf bringen will.«
    »Ja, das ist mir schon klar. Aber ich bekomme hier einen Tipp von der Polizei, und als ich mit Faste Kaffee trinken gehe, erzählt er mir diese Geschichte. Ich habe ihn korrekt zitiert. Was hätte ich machen sollen?«
    »Ich bin davon überzeugt, dass Sie ihn korrekt zitiert haben. Sie hätten aber mit dieser Information zu Anders Holm gehen müssen, und der hätte bei mir anklopfen und die Lage erklären sollen, und dann hätten wir gemeinsam beschlossen, wie es weitergeht.«
    »Verstehe. Aber ich …«
    »Sie haben Holm, dem Nachrichtenchef, das Material übergeben. Sie haben korrekt gehandelt. Der Fehler lag bei Holm. Aber jetzt wollen wir uns Ihren Text mal genauer ansehen. Erstens, warum wollte Faste, dass diese Information nach draußen geht?«
    Johannes Frisk zuckte mit den Achseln.
    »Bedeutet das, dass Sie es nicht wissen oder dass es Ihnen egal ist?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Okay. Wenn ich nun behaupte, dass diese Story erlogen ist und Salander nicht das Geringste mit anabolen Steroiden zu tun hat, was sagen Sie dann?«
    »Ich kann das Gegenteil nicht beweisen.«
    »Genau. Sie meinen also, dass man eine Story, die eventuell erlogen sein könnte, veröffentlichen darf, nur weil wir das Gegenteil nicht beweisen können?«
    »Nein, wir haben eine journalistische Verantwortung. Aber das ist eben ein Balanceakt. Wir können doch nicht von einer

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