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Vergebung

Vergebung

Titel: Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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Produktion sind, werden doch als Hausmitteilung verschickt. Sie sind also jeden Moment über alles informiert.«
    »Blödsinn. Als ich heute Morgen die SMP aus dem Briefkasten zog, hatten wir einen Dreispalter über Salander und die Entwicklungen in der Stallarholmen-Geschichte auf dem prominentesten Nachrichtenplatz.«
    »Das war Margareta Orrings Text. Sie ist eine freie Mitarbeiterin und hat den Artikel erst gestern Abend gegen sieben abgegeben.«
    »Margareta Orring hat schon gestern Vormittag um elf angerufen, um diesen Artikel vorzuschlagen. Sie haben ihn genehmigt und ihr um halb zwölf den Auftrag erteilt. In der 14-Uhr-Sitzung haben Sie kein Wort davon erwähnt.«
    »Es stand aber in der Hausmitteilung.«
    »In der Hausmitteilung stand, dass es ausschließlich um ein Interview mit der Staatsanwältin Martina Fransson wegen der Rauschgiftbeschlagnahmung in Södertälje gehen sollte. Darin stand keine Silbe vom Svavelsjö MC oder dass das Interview sich auf Magge Lundin und die Ermittlungen im Fall Salander einschießen würde.«
    »Ich nehme an, dass sich das erst im Laufe des Interviews so ergeben hat …«
    »Anders, ich verstehe einfach nicht, warum Sie mir geradewegs ins Gesicht lügen. Ich habe mit Margareta Orring gesprochen, die diesen Artikel verfasst hat. Sie hat Ihnen klar und deutlich gesagt, worauf sich ihr Interview konzentrieren würde.«
    »Tut mir leid, aber mir war nicht klar, dass Salander eine so große Rolle spielen würde. Ich habe den Text spätabends bekommen. Was hätte ich denn tun sollen? Die ganze Story kippen? Orring hat einen guten Artikel eingereicht.«
    »Da sind wir einer Meinung. Eine außergewöhnliche Story. Und das war Ihre dritte Lüge in ungefähr drei Minuten. Orring hat den Artikel nämlich um 15 Uhr 20 abgegeben, also lange bevor ich um sechs Uhr nach Hause ging.«
    »Also, Frau Berger, in diesem Ton ….«
    »Wunderbar. Bei Ihnen gefallen mir weder der Ton noch Ihre ewigen Lügen und Ausreden.«
    »Das hört sich ja an, als würden Sie glauben, ich betreibe eine Art Verschwörung gegen Sie.«
    »Sie haben meine Frage immer noch nicht beantwortet. Und Punkt zwei: Heute taucht dieser Text von Johannes Frisk auf meinem Schreibtisch auf. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir in der 14-Uhr-Sitzung darüber gesprochen hätten. Wie ist es möglich, dass einer unserer Reporter den ganzen Tag an einem Salander-Artikel arbeitet, ohne dass ich davon erfahre?«
    Johannes Frisk wand sich auf seinem Stuhl. Er war jedoch schlau genug, den Mund zu halten.
    »Also … wir machen hier eine Zeitung, da gibt es notwendigerweise Hunderte von Texten, die Sie vorher nicht gesehen haben. Wir haben hier bei der SMP gewisse Arbeitsabläufe, denen sich alle anpassen müssen. Ich habe weder die Zeit noch die Möglichkeit, bestimmte Texte gesondert zu behandeln.«
    »Ich habe Sie nicht gebeten, bestimmte Texte gesondert zu behandeln. Ich habe verlangt, dass ich zum einen über alles informiert werde, was mit dem Fall Salander zu tun hat, und zum andern, dass ich alles persönlich genehmigen muss, was zu diesem Thema veröffentlicht wird. Ist das so schwer zu verstehen?«
    Anders Holm seufzte und setzte eine gequälte Miene auf.
    »Okay«, sagte Erika Berger. »Dann muss ich wohl noch deutlicher werden. Ich habe nicht vor, mit Ihnen weiter darüber zu streiten. Mal sehen, ob Sie die folgende Botschaft kapieren: Wenn sich das noch einmal wiederholt, enthebe ich Sie Ihres Postens als Nachrichtenchef. Dann können Sie in Zukunft die Familienseite oder sonst was in der Art redigieren. Ich kann mir keinen Nachrichtenchef leisten, der meine Entscheidungen ständig untergräbt. Haben Sie das verstanden?«
    »Ich höre Sie.«
    »Ich habe gefragt, ob Sie mich verstanden haben. Ja oder nein?«
    »Glauben Sie wirklich, dass Sie damit durchkommen? Die Führungsspitze wird …«
    »Die Führungsspitze wird tun, was ich sage. Ich bin hier, um diese Zeitung zu modernisieren. Ich habe einen genau formulierten Arbeitsauftrag, und zu dem gehört auch, dass ich das Recht habe, weitreichende Veränderungen - sogar im Bereich der leitenden Angestellten - vorzunehmen. Und je besser ich Sie kennenlerne, Holm, desto mehr komme ich zu der Überzeugung, dass eine Veränderung unumgänglich sein wird.«
    Sie schwieg. Anders Holm fing ihren Blick auf. Er sah aus, als würde er vor Wut kochen.
    »Das war alles«, schloss Erika Berger. »Ich schlage vor, dass Sie gut darüber nachdenken, was wir heute besprochen

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