Blutsenkung.«
»Okay. Ich behalte sie über Nacht im Auge.«
»Ich geh ja jetzt drei Wochen in Urlaub«, sagte Dr. Endrin. »Dann musst entweder du dich um sie kümmern oder Svantesson. Aber Svantesson hatte ja nicht so besonders viel mit ihr zu tun …«
»In Ordnung. Ich mach das schon, solange du Urlaub hast.«
»Gut. Wenn es eine Krise gibt oder du Hilfe brauchst, kannst du mich natürlich jederzeit anrufen.«
Sie statteten Lisbeth gemeinsam einen kurzen Besuch ab. Sie lag im Bett, hatte sich die Decke bis zur Nasenspitze hochgezogen und sah erbärmlich aus. Anders Jonasson legte ihr die Hand auf die Stirn und stellte fest, dass sie feucht war.
»Ich glaube, wir müssen eine kleine Untersuchung vornehmen.«
Er bedankte sich bei Dr. Endrin und wünschte ihr einen schönen Abend.
Gegen fünf entdeckte Dr. Jonasson, dass Lisbeths Temperatur plötzlich auf 37,8 gestiegen war, was auf ihrem Krankenblatt verzeichnet wurde. Er besuchte sie im Laufe des Abends noch dreimal und sah auf ihrem Krankenblatt, dass ihre Temperatur sich um die 38 Grad eingependelt hatte - zu hoch, um normal zu sein, zu niedrig, um ein wirkliches Problem darzustellen. Gegen acht ordnete er eine Röntgenaufnahme ihres Kopfes an.
Er konnte an den Aufnahmen zwar nichts Aufsehenerregendes entdecken, stellte aber fest, dass sich direkt neben dem Loch, in dem die Kugel gesteckt hatte, eine dunklere Partie fand. In ihrer Krankenakte benutzte er eine sorgfältig durchdachte und unverbindlich gehaltene Formulierung:
»Die Röntgenuntersuchung gibt keinen definitiven Aufschluss, aber der Zustand der Patientin hat sich im Laufe des Tages zweifellos rapide verschlechtert. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass eine kleinere Blutung vorliegt, die auf den Röntgenbildern nicht zu sehen ist. Bis auf Weiteres braucht die Patientin absolute Ruhe.«
Erika Berger hatte dreiundzwanzig neue Mails, als sie am Mittwochmorgen um halb sieben in der SMP eintraf.
Eine dieser Mails hatte den Absender <
[email protected] >. Der Text war kurz. Er enthielt nur ein einziges Wort:
NUTTE
Sie seufzte und hob den Zeigefinger, um die Mail zu löschen. Im letzten Moment änderte sie ihre Meinung. Sie blätterte im Posteingangsordner zurück und öffnete die Mail, die vor zwei Tagen gekommen war. Dort hatte der Absender < centralred@ mpost.se > gelautet. Hmm. Zwei Mails mit dem Wort »Nutte« und einem fingierten Absender aus der Welt der Medien .
Sie legte einen neuen Ordner an, den sie »MedienIdiot« taufte, und speicherte die beiden Mails darin ab. Dann wandte sie sich der morgendlichen Hausmitteilung zu.
Göran Mårtensson verließ seine Wohnung um 7 Uhr 40, setzte sich in seinen Volvo und fuhr Richtung City, bog dann aber in Richtung Stora Essingen und Gröndal nach Södermalm ab. Er fuhr die Hornsgatan hinunter und erreichte über die Brännkyrkagatan die Bellmansgatan. Nachdem er an der Kneipe Bishop’s Arms links in die Tavastgatan eingebogen war, parkte er genau an der Ecke.
Monica Figuerola hatte ein Riesenglück. Genau als sie auf der Höhe des Bishop’s Arms war, fuhr ein Lieferwagen weg und überließ ihr einen Parkplatz an der Bürgersteigkante der Bellmansgatan. Sie stand mit dem Kühler direkt an der Kreuzung Bellmansgatan und Tavastgatan. Von diesem Platz aus hatte sie einen hervorragenden Überblick über die gesamte Umgebung. Von Mårtenssons Volvo in der Tavastgatan konnte sie nur einen Teil seiner Heckscheibe sehen. Direkt vor ihr, am extrem steilen Abhang, der zum Pryssgränd hinunterführte, lag die Bellmansgatan 1. Sie sah die Fassade von der Seite und konnte daher die Haustür nicht beobachten, aber sobald jemand auf die Straße trat, würde sie es bemerken. Sie zweifelte nicht, dass Mårtenssons Aufmerksamkeit dieser Adresse galt. Das war die Haustür von Mikael Blomkvist.
Sie schaute sich um. Das Auto verlassen wollte sie nicht, weil ihr Äußeres einfach zu auffällig war.
Mikael Blomkvist trat um 9 Uhr 10 aus der Tür. Sie notierte sich die Zeit und sah, wie sein Blick über die Fußgängerbrücke an der oberen Bellmansgatan schweifte. Dann ging er den Hügel hinauf, direkt auf sie zu.
Sie öffnete das Handschuhfach und faltete einen Stadtplan auseinander, den sie auf den Beifahrersitz legte. Dann holte sie einen Notizblock hervor, zog einen Stift aus der Jackentasche, zückte ihr Handy und tat so, als würde sie telefonieren. Den Kopf hielt sie dabei gesenkt, sodass die Hand mit dem Telefon ihr Gesicht zum Teil