Vergebung
der Polizei bei den Ermittlungen im Fall Lisbeth Salander behilflich zu sein.«
»Äh … da muss ein Irrtum vorliegen.«
»Es liegt kein Irrtum vor«, widersprach Curt Svensson.
»Sie haben mich nicht richtig verstanden. Ich bin auch Polizist. Ich glaube, Sie sollten in dieser Sache mal Rücksprache mit Ihrem Chef halten.«
»Mein Chef will mit Ihnen sprechen.«
»Ich muss anrufen und …«
»Sie können von Kungsholmen aus anrufen.«
Gunnar Björck merkte, wie er plötzlich innerlich resignierte.
Es ist passiert. Jetzt werde ich in diese Geschichte mit hineingezogen. Verdammter Blomkvist! Verdammte Salander!
»Bin ich verhaftet?«, fragte er.
»Vorerst noch nicht. Aber das könnten wir sicher organisieren, wenn Sie es wünschen.«
»Nein … nein, ich komme natürlich mit. Selbstverständlich will ich meinen Kollegen helfen.«
»Na, wunderbar«, sagte Curt Svensson und kam mit ins Haus. Er behielt Gunnar Björck gut im Auge, während der sich eine Jacke holte und die Kaffeemaschine ausschaltete.
Um elf Uhr vormittags stellte Mikael Blomkvist fest, dass sein Leihwagen immer noch hinter einer Scheune an der Auffahrt nach Gosseberga stand, aber er war so erschöpft, dass er ihn nicht mehr abholen, geschweige denn eine längere Strecke damit zurücklegen konnte, ohne zu einer Gefahr für den Straßenverkehr zu werden. Er wandte sich an Kriminalinspektor Erlander, und der war so großzügig, jemand von der Spurensicherung abzukommandieren, der das Auto auf dem Heimweg nach Stockholm fahren konnte.
»Betrachten Sie das als Entschädigung für die Art, wie Sie heute Nacht behandelt wurden.«
Mikael nickte und nahm sich ein Taxi zum City Hotel in der Lorensberggatan Ecke Avenyn. Dort nahm er sich ein Zimmer für 800 Kronen die Nacht, ging sofort hinauf und zog sich aus. Dann setzte er sich nackt aufs Bett, nahm Lisbeth Salanders Palm Tungsten T3 aus der Innentasche seiner Jacke und wog ihn in der Hand. Es erstaunte ihn immer noch, dass der Palm nicht beschlagnahmt worden war, als Kommissar Paulsson ihn nach Waffen abtasten ließ, aber der war wohl davon ausgegangen, dass es sich um Mikaels Computer handelte, und praktisch gesehen war er ja auch nie in Untersuchungshaft genommen und richtig durchsucht worden. Er überlegte einen Moment, bevor er den Palm in ein Fach seiner Laptoptasche steckte, in der er auch Lisbeths CD-ROM mit der Aufschrift Bjurman aufbewahrte, die Paulsson ebenfalls entgangen war. Er war sich bewusst, dass er damit Beweismaterial unterschlug, doch handelte es sich um Gegenstände, die Lisbeth mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit nicht in den falschen Händen sehen wollte.
Mikael schaltete sein Handy ein, stellte fest, dass der Akku schon fast leer war, und schloss es ans Ladegerät an. Dann rief er seine Schwester, die Rechtsanwältin Annika Giannini, an.
»Hallo, Schwesterherz.«
»Was hast du mit dem Polizistenmord von gestern Nacht zu tun?«, fragte sie sofort.
Er erklärte ihr in Kurzfassung, was vorgefallen war.
»Okay. Salander liegt also auf der Intensivstation.«
»Genau. Bis sie aufwacht, wissen wir nicht, wie schwer sie verletzt ist, aber sie wird einen Anwalt brauchen.«
Annika überlegte einen Moment.
»Glaubst du, sie wäre mit mir einverstanden?«
»Wahrscheinlich will sie überhaupt keinen Anwalt. Sie ist nicht der Typ, der um Hilfe bittet.«
»Es hört sich eigentlich so an, als brauchte sie eher einen Fachanwalt für Strafrecht. Lass mich erst mal die Beweisunterlagen sehen, die du hast.«
»Sprich mit Erika Berger und bitte sie um eine Kopie.«
Sobald Mikael das Gespräch beendet hatte, rief er Erika Berger an. Sie ging nicht ans Handy, also rief er in der Millennium -Redaktion an. Henry Cortez nahm ab.
»Erika ist irgendwo unterwegs«, sagte er.
Mikael erklärte ihm kurz, was passiert war, und bat Henry, die Informationen an die Chefredakteurin von Millennium weiterzuleiten.
»Okay. Was wollen wir unternehmen?«, wollte Henry wissen.
»Heute nichts mehr«, sagte Mikael. »Ich muss erst mal schlafen. Wenn nichts Unvorhergesehenes mehr passiert, komme ich morgen nach Stockholm. Millennium wird seine Version der Ereignisse in der nächsten Ausgabe darstellen, und bis dahin haben wir noch fast einen Monat.«
Er beendete das Gespräch, kroch ins Bett und war nach dreißig Sekunden eingeschlafen.
Die stellvertretende Polizeipräsidentin Monica Spångberg klopfte mit einem Stift an den Rand ihres Mineralwasserglases und bat um Ruhe. Zehn Personen
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