Vergebung
Bericht der Spurensicherung ab. Dann machen wir jetzt weiter. Dieser Zalatschenko … was können Sie aus Stockholm von ihm erzählen?«
»Die Sache ist die: Bis gestern Nachmittag hatten wir noch nie von einem Zalatschenko oder einem Niedermann gehört«, antwortete Sonja Modig.
»Ich dachte, Sie jagen in Stockholm eine lesbische Satanistenbande«, bemerkte einer der Göteborger Polizisten. Ein paar andere verzogen den Mund. Jerker Holmberg studierte intensiv seine Fingernägel. Es fiel Sonja Modig zu, die Frage zu beantworten.
»Sie wissen wohl nicht, dass ein gewisser Hans Faste in unserem Dezernat arbeitet, und das mit dieser lesbischen Satanistenbande ist wohl eher ein Nebengleis, für das dieser Mitarbeiter verantwortlich zeichnet.«
Dann berichteten Sonja Modig und Jerker Holmberg eine knappe halbe Stunde lang, was bei ihren Ermittlungen herausgekommen war.
Als sie fertig waren, herrschte lang Schweigen am Tisch.
»Wenn das mit Gunnar Björck wirklich stimmt, dann kriegt die SiPo gewaltigen Ärger«, stellte schließlich der stellvertretende Leiter des Gewaltdezernats fest.
Alle nickten. Agneta Jervas meldete sich.
»Wenn ich das richtig verstehe, baut Ihr Verdacht zum Großteil auf Annahmen und Indizien auf. Als Staatsanwältin mache ich mir ein bisschen Sorgen um die tatsächliche Beweislage.«
»Dessen sind wir uns durchaus bewusst«, erwiderte Holmberg. »Wir glauben, in groben Zügen zu wissen, was passiert ist, aber da sind noch so einige Fragenzeichen, bei denen wir noch mal genauer hinschauen müssen.«
»Ich habe gehört, dass Sie gerade mit Ausgrabungen in Nykvarn bei Södertälje beschäftigt sind«, sagte Spångberg. »Um wie viele Morde geht es in dieser Geschichte eigentlich?«
Holmberg blinzelte müde.
»Angefangen haben wir mit drei Morden in Stockholm - das sind die Morde, die Lisbeth Salander begangen haben soll, und zwar an Rechtsanwalt Bjurman, dem Journalisten Dag Svensson und der Doktorandin Mia Bergman. Im Zusammenhang mit diesem Lager in Nykvarn haben wir bis jetzt drei Gräber entdeckt. Wir haben einen bekannten Dealer und einen Gelegenheitsdieb gefunden, die dort zerstückelt und verscharrt worden sind. Außerdem gibt es noch eine unidentifizierte Frau in Grab Nummer zwei. Das dritte Grab haben wir noch nicht ausheben können. Es scheint älteren Datums zu sein. Außerdem hat Mikael Blomkvist die Verbindung zu einem Mord hergestellt, dem vor ein paar Monaten eine Prostituierte in Södertälje zum Opfer gefallen ist.«
»Gunnar Andersson in Gosseberga mit eingerechnet, kommen wir also auf mindestens acht Morde … das sind ja entsetzliche Zahlen. Glauben Sie, dass dieser Niedermann ein wahnsinniger Massenmörder ist?«
Sonja Modig und Jerker Holmberg tauschten einen Blick. Jetzt mussten sie entscheiden, wie weit sie sich für ihre Behauptungen verbürgen wollten. Schließlich ergriff Sonja Modig das Wort.
»Auch wenn die tatsächlichen Beweise noch ausstehen, neigen mein Chef, Jan Bublanski, und ich zu der Auffassung, dass Blomkvist völlig recht hat, wenn er behauptet, dass die ersten drei Morde von Niedermann verübt wurden. Das würde bedeuten, dass Salander unschuldig ist. Was die Gräber in Nykvarn betrifft, besteht insofern ein Zusammenhang mit Niedermann, als dass er mit der Entführung von Salanders Freundin Miriam Wu in Verbindung gebracht wird. Es besteht gar kein Zweifel, dass das vierte Grab schon auf sie wartete. Aber das betreffende Lagergebäude gehört einer Verwandten des Präsidenten des Svavelsjö MC, und solange wir die Überreste der Leichen nicht identifizieren können, müssen wir uns mit unseren Schlussfolgerungen wohl noch ein bisschen gedulden.«
»Diesen Gelegenheitsdieb, den Sie da identifiziert haben …« »Kenneth Gustafsson, 44, bekannter Dealer und Problemfall seit seiner Jugend. Spontan würde ich tippen, dass es dabei um irgendeine interne Abrechnung ging. Der Svavelsjö MC hat seine Finger in allen möglichen Verbrechen mit drin, darunter auch beim Dealen mit Methamphetamin. Es könnte sich also um einen Waldfriedhof für Leute handeln, die sich mit dem Svavelsjö MC überworfen haben. Aber …«
»Ja?«
»Diese Prostituierte, die in Södertälje ermordet wurde … sie heißt Irina Petrova, 22 Jahre alt.«
»Okay.«
»Die Obduktion hat ergeben, dass sie offenbar sehr schwer misshandelt wurde. Ihre Verletzungen sahen so aus, als wäre sie mit einem Baseballschläger oder einem ähnlichen Gegenstand erschlagen worden. Die
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