Vergebung
gehen.
Plague seufzte. Sie, die früher einmal seine Schülerin gewesen war, verstand sich jetzt besser auf das Geschäft als er.
Okay. Werd’s versuchen.
Wenn du was findest - gib es Kalle Blomkvist, für den Fall, dass ich nicht mehr online bin.
Um kurz vor zwölf war Mikael Blomkvist wieder in Lisbeths Wohnung bei Mosebacke. Er war müde und ging erst mal duschen, bevor er die Kaffeemaschine anwarf. Dann schaltete er Lisbeths Computer ein und pingte sie bei ICQ an.
Wurde aber auch Zeit.
Sorry.
Wo warst du die letzten Tage?
Hatte Sex mit einer Geheimagentin. Und hab Jonas gejagt.
Hast du es zu dem Treffen geschafft?
Ja. Und du hast Erika benachrichtigt??
Einzige Art, dich zu erreichen.
Smart.
Ich werde morgen ins Untersuchungsgefängnis verlegt.
Ich weiß.
Plague hilft dir weiter im Netz.
Super.
Dann fehlt nur noch das große Finale.
Sally … wir werden tun, was wir tun müssen.
Ich weiß. Du bist so berechenbar.
Charmant wie eh und je.
Muss ich sonst noch was wissen?
Nein.
Dann muss ich hier noch ein wenig Nachtarbeit leisten.
Okay. Mach’s gut.
Susanne Linder fuhr abrupt aus dem Schlaf, als ein schriller Pfeifton in ihr Ohr drang. Irgendjemand hatte den Bewegungsmelder ausgelöst, den sie im Erdgeschoss der Villa eingebaut hatten. Sie stützte sich auf einen Ellbogen und stellte fest, dass es 5 Uhr 23 am Sonntagmorgen war. Geräuschlos glitt sie aus dem Bett, schlüpfte in Jeans, T-Shirt und Joggingschuhe. Dann steckte sie sich die Tränengaspatrone in die Hosentasche und griff zu ihrem Schlagstock.
Lautlos ging sie an Erika Bergers Schlafzimmertür vorbei und sah, dass die Tür geschlossen und damit automatisch verriegelt war.
Dann blieb sie an der Treppe stehen und horchte. Auf einmal hörte sie ein schwaches Klicken und nahm eine Bewegung im Erdgeschoss wahr. Langsam ging sie die Treppe hinunter, blieb auf dem Flur stehen und lauschte.
In der Küche schrammte geräuschvoll ein Stuhl über den Boden. Sie packte ihren Schlagstock fester, schlich bis zur Küchentür und entdeckte einen kahlen, unrasierten Mann, der mit einem Glas Orangensaft am Küchentisch saß und die SMP las. Er nahm ihre Gegenwart wahr und blickte auf.
»Und wer sind Sie bitte?«, fragte er.
Susanne Linder entspannte sich und lehnte sich an den Türrahmen.
»Greger Backman, nehme ich an. Hallo. Ich bin Susanne Linder.«
»Aha. Schlagen Sie mir mit dem Ding da den Schädel ein, oder wollen Sie auch ein Glas Saft?«
»Gern«, sagte Susanne und legte den Schlagstock aus der Hand. »Also, einen Saft nehme ich gerne, wollte ich sagen.«
Greger Backman nahm ein Glas von der Geschirrablage und goss ihr Saft aus einem Tetrapack ein.
»Ich arbeite für Milton Security«, erklärte Susanne Linder. »Ich glaube, es ist besser, wenn Ihre Frau Ihnen meine Gegenwart erklärt.«
Backman stand auf.
»Ist Erika was passiert?«
»Ihrer Frau geht es gut. Aber es hat einige Unannehmlichkeiten gegeben. Wir haben Sie in Paris gesucht.«
»Warum Paris? Ich bin in Helsinki gewesen.«
»Aha. Tut mir leid, aber Ihre Frau dachte, es wäre Paris gewesen.«
»Das ist nächsten Monat.«
Backman ging die Treppe hoch.
»Die Schlafzimmertür ist übrigens abgeschlossen. Sie brauchen einen Code, um sie zu öffnen«, erklärte Susanne Linder.
»Einen Code?«
Sie nannte ihm die drei Ziffern, die er eingeben musste, um die Schlafzimmertür zu öffnen. Susanne Linder beugte sich über den Tisch und angelte sich die SMP .
Am Sonntagmorgen um zehn Uhr kam Dr. Jonasson in Lisbeth Salanders Zimmer.
»Hallo, Lisbeth.«
»Hallo.«
»Ich wollte Sie bloß warnen, dass die Polizei gegen Mittag kommt.«
»Okay.«
»Sie scheinen sich ja nicht besonders viel Sorgen zu machen.«
»Nein.«
»Ich habe ein Geschenk für Sie.«
»Ein Geschenk? Warum …?«
»Sie waren eine meiner anregendsten Patientinnen seit Langem.«
»Aha«, meinte Lisbeth Salander misstrauisch.
»Ich habe gehört, dass Sie sich für Genetik interessieren.«
»Wer hat Ihnen denn das verraten? Wahrscheinlich diese dämliche Psychologin.«
Anders Jonasson nickte.
»Wenn Ihnen im Gefängnis langweilig werden sollte … hier ist der neueste Renner über Genetik.«
Er reichte ihr einen dicken Wälzer mit dem Titel Spirals - Mysteries of DNA von einem Professor Yoshito Takamura der Universität Tokio. Lisbeth schlug das Buch auf und studierte das Inhaltsverzeichnis.
»Schön«, sagte sie.
Sobald Dr. Jonasson das Zimmer verlassen hatte, zog Lisbeth
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