Vergebung
Minuten.
»Verdammt noch mal, Berger … für so tough hätte ich Sie wirklich nicht gehalten. Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sagen würde, aber jetzt tut es mir fast leid, dass Sie aufhören.«
»Sie könnten die Veröffentlichung auch verhindern, aber wenn Sie und ich sie genehmigen … Wollen Sie die Story bringen?«
»Hol mich der Teufel, natürlich bringen wir sie. Die würde doch sowieso ans Licht kommen.«
»Genau.«
Holm stand auf und blieb unsicher an ihrem Schreibtisch stehen.
»Gehen Sie an die Arbeit«, sagte Erika Berger.
Nachdem Holm das Zimmer verlassen hatte, wartete sie fünf Minuten, bevor sie zum Hörer griff und Malin Eriksson bei Millennium anrief.
»Hallo, Malin. Ist Henry gerade in der Nähe?«
»Ja. An seinem Schreibtisch.«
»Könntest du ihn mal zu dir rufen und ihn mithören lassen? Wir müssen eine kleine Konferenz abhalten.«
Henry Cortez war innerhalb von fünfzehn Sekunden zur Stelle. »Was ist los?«
»Henry, ich habe heute etwas Unmoralisches getan.«
»Ach ja?«
»Ich habe deine Story über Vitavara an Anders Holm weitergereicht, den Nachrichtenchef der SMP .«
»Aha …«
»Ich habe ihn beauftragt, die Story morgen in der SMP zu bringen. Mit deinem Namen. Und du wirst selbstverständlich dafür bezahlt. Den Preis bestimmst du selbst.«
»Erika … was zum Teufel ist da eigentlich los?«
Sie fasste zusammen, was in den vergangenen Wochen geschehen war, und erzählte, wie Peter Fredriksson beinahe ihr Leben zerstört hätte.
»Verdammt noch mal«, sagte Henry Cortez.
»Ich weiß, dass das deine Story ist, Henry. Ich habe nur einfach keine andere Wahl. Kannst du mir deine Erlaubnis geben?«
Henry Cortez schwieg ein paar Sekunden.
»Danke, dass du angerufen hast, Erika. Es ist okay, wenn ihr die Story unter meinem Namen bringt. Natürlich nur, wenn es für Malin auch okay ist.«
»Geht in Ordnung«, erklärte Malin.
»Gut«, sagte Erika. »Könnt ihr es bitte auch Mikael sagen? Ich schätze, er ist noch nicht in der Redaktion.«
»Ich werde mit ihm reden«, versprach Malin. »Aber Erika, bedeutet das denn, dass du ab heute arbeitslos bist?«
Erika lachte.
»Ich habe beschlossen, dass ich bis zum Jahresende erst mal Urlaub habe. Glaub mir, ein paar Wochen bei der SMP haben mir völlig gereicht.«
»Ich glaube nicht, dass du jetzt gleich Urlaub machen solltest«, meinte Malin.
»Warum nicht?«
»Kannst du am Nachmittag zu Millennium kommen?«
»Warum?«
»Ich brauche Hilfe. Wenn du hier wieder Chefredakteurin werden willst, kannst du gleich morgen anfangen.«
»Malin, du bist Chefredakteurin von Millennium . Etwas anderes kommt gar nicht infrage.«
»Okay. Dann kannst du als Redaktionssekretärin anfangen«, lachte Malin.
»Meinst du das im Ernst?«
»Erika, du fehlst hier an allen Ecken und Enden. Ich habe den Job bei Millennium unter anderem deswegen angenommen, um die Chance zu haben, von dir zu lernen. Und dann bist du auf einmal bei der falschen Zeitung.«
Erika schwieg. Sie hatte ein Comeback bei Millennium nicht einmal erwogen.
»Wäre ich euch denn noch willkommen?«, fragte sie zögernd.
»Was glaubst du denn? Wir würden hier eine Riesenparty schmeißen!«
Erika sah auf die Uhr. Fünf vor zehn. Innerhalb einer Stunde war ihre Welt komplett auf den Kopf gestellt worden. Plötzlich merkte sie, wie unglaublich sie sich danach sehnte, wieder die Stufen zur Millennium -Redaktion hinaufgehen zu können.
»Ich habe hier bei der SMP noch ein paar Dinge zu erledigen. Ist es okay, wenn ich gegen vier vorbeikomme?«
Susanne Linder sah Dragan Armanskij direkt in die Augen, während sie ihm haarklein erzählte, was in der Nacht vorgefallen war. Das Einzige, was sie ausließ, war ihre Überzeugung, dass Lisbeth Salander beim Hacken von Fredrikssons Computer ihre Hände im Spiel gehabt hatte. Das tat sie aus zwei Gründen. Zum einen fand sie, dass es zu unwirklich klang. Zum andern wusste sie, dass Dragan Armanskij zusammen mit Mikael Blomkvist sehr tief in diese ganze Salander-Affäre verwickelt war.
Aufmerksam hörte Armanskij ihr zu. Als Susanne Linder mit ihrer Erzählung fertig war, schwieg sie und wartete seine Reaktion ab.
»Vor einer Stunde hat Greger Backman angerufen«, sagte er.
»Aha.«
»Erika Berger und er kommen diese Woche noch vorbei, um einen Vertrag mit uns abzuschließen. Sie wollen sich für den Einsatz von Milton Security bedanken, insbesondere für Ihren.«
»Verstehe. Schön, wenn die Kunden zufrieden
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