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Vergebung

Vergebung

Titel: Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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gedruckt wird. Wenn Ihnen das gelingt, könnte ich vielleicht vergessen, was Sie getan haben.«
    Erika Berger seufzte.
    »Sie verkennen den Ernst der Lage. Ich habe überhaupt keinen Einfluss mehr darauf, was Millennium veröffentlicht. Diese Story wird an die Öffentlichkeit gelangen, egal was ich dazu sage. Das Einzige, was mich interessiert, sind die Auswirkungen auf die SMP . Und deswegen müssen Sie abtreten.«
    »Ihre Verbündeten bei Millennium überlegen sich das vielleicht zweimal, wenn sie wissen, dass Sie gefeuert werden, sobald diese Verleumdungen hier durchsickern. Ich muss heute nach Norrköping.« Er sah sie an und sprach das folgende Wort mit Nachdruck aus: »SveaBygg.«
    »Aha.«
    »Wenn ich morgen zurückkomme, werden Sie mir berichten, dass diese Sache aus der Welt ist. Haben Sie mich verstanden?«
    Er zog seine Jacke an. Erika Berger betrachtete ihn mit halb geschlossenen Augen.
    »Wenn Sie die Sache glücklich über die Bühne kriegen, überleben Sie bei der SMP . Und jetzt verschwinden Sie aus meinem Büro!«
    Sie stand auf, ging zurück zu ihrem Glaskasten und blieb erst mal zwanzig Minuten regungslos auf ihrem Stuhl sitzen. Dann griff sie zum Hörer und bat Anders Holm zu sich. Er hatte aus seinen Fehlern gelernt und tauchte innerhalb einer Minute bei ihr auf.
    »Setzen Sie sich.«
    Anders Holm zog eine Augenbraue hoch und setzte sich.
    »Aha, und was hab ich diesmal falsch gemacht?«, erkundigte er sich ironisch.
    »Anders, das ist heute mein letzter Arbeitstag bei der SMP . Ich kündige fristlos. Ich werde den stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden und den Rest des Aufsichtsrats heute Mittag zu einer Sitzung zusammenrufen.«
    Er starrte sie mit unverhohlener Verblüffung an.
    »Ich werde Sie als stellvertretenden Chefredakteur empfehlen.«
    »Was?«
    »Sind Sie damit einverstanden?«
    Anders Holm lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und betrachtete Erika Berger.
    »Ich wollte mein Lebtag nicht Chefredakteur werden«, sagte er.
    »Weiß ich. Aber Sie haben den Biss dazu. Und Sie gehen über Leichen, um eine gute Story zu veröffentlichen. Ich wünschte nur, Sie hätten ein bisschen mehr Verstand.«
    »Was ist denn passiert?«
    »Ich habe einen anderen Stil als Sie. Wir haben die ganze Zeit gestritten, wie die Dinge in unserer Zeitung dargestellt werden sollen, und wir wären uns wohl nie einig geworden.«
    »Nein«, gab er zu, »wären wir wohl nie. Aber es ist ja möglich, dass mein Stil ein wenig altmodisch ist.«
    »Ich weiß nicht, ob ›altmodisch‹ das richtige Wort ist. Sie sind ein verdammt guter Nachrichtenchef, aber Sie benehmen sich wie ein Rüpel. Und das ist völlig unnötig. Aber die meisten Meinungsverschiedenheiten hatten wir, weil Sie immer behaupten, als Nachrichtenchef keine persönlichen Rücksichten nehmen zu können.«
    Jetzt lächelte Erika Berger ihn plötzlich boshaft an. Sie machte ihre Tasche auf und zog das Original der Borgsjö-Story heraus.
    »Wir wollen doch einfach mal Ihr Gefühl für die Einschätzung des Nachrichtenwerts testen. Ich habe hier eine Story von Henry Cortez, einem Mitarbeiter von Millennium . Ich habe heute Morgen beschlossen, dass wir diesen Artikel als Topstory des Tages bringen.«
    Sie warf ihm den Ordner auf den Schoß.
    »Sie sind der Nachrichtenchef. Es wäre wirklich interessant zu hören, ob Sie meine Einschätzung des Nachrichtenwerts teilen.«
    Holm öffnete den Ordner und begann zu lesen. Schon bei der Einleitung weiteten sich seine Augen. Er richtete sich kerzengerade auf seinem Stuhl auf und starrte Erika Berger an. Dann senkte er den Blick wieder und las den ganzen Text von Anfang bis zum Ende. Danach vertiefte er sich in die Recherchedokumentation. Das dauerte zehn Minuten. Dann legte er die Mappe langsam aus der Hand.
    »Das wird einen Riesenwirbel geben.«
    »Ich weiß. Deswegen ist heute ja auch mein letzter Arbeitstag hier. Millennium wollte die Story im Juniheft bringen, aber Blomkvist hat sie gestoppt. Er hat mir den Text gegeben, damit ich mit Borgsjö sprechen kann, bevor sie den Artikel bringen.«
    »Und?«
    »Borgsjö hat mir befohlen, die Geschichte zu vertuschen.«
    »Verstehe. Sie haben also vor, sie gerade zum Trotz in der SMP zu bringen?«
    »Nein. Nicht zum Trotz. Es gibt keinen anderen Ausweg. Wenn die SMP die Story bringt, haben wir eine Chance, unsere Ehre einigermaßen zu retten. Borgsjö muss abtreten. Aber das bedeutet auch, dass ich danach nicht mehr hierbleiben kann.«
    Holm schwieg ganze zwei

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