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Vergebung

Vergebung

Titel: Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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Kaffee, aber sie wollte keinen. In den letzten Tagen hatte sie schon zu viel Kaffee getrunken. Doch sie setzte sich zu ihnen und erzählte, was sich in der Nacht außerhalb ihres Hauses abgespielt hatte.
    Erika Berger schwieg eine geraume Zeit. Dann stand sie auf, ging in den ersten Stock und kam mit einem Exemplar des alten Jahrbuches zurück. Lange musterte sie Fredrikssons Gesicht.
    »Ich kann mich an ihn erinnern«, sagte sie schließlich. »Aber ich hatte keine Ahnung, dass es derselbe Peter Fredriksson ist, der bei der SMP arbeitete. Im Grunde hatte ich seinen Namen auch längst vergessen.«
    »Was ist denn damals gewesen?«, wollte Susanne Linder wissen.
    »Nichts. Absolut nichts. Er war ein stiller, völlig uninteressanter Junge aus meiner Parallelklasse. Ich glaube, wir hatten irgendein Fach zusammen … Französisch, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Er sagt, Sie hätten ihn wie Luft behandelt.«
    Erika nickte.
    »Hab ich wahrscheinlich auch. Ich kannte ihn nicht näher, und er gehörte nicht zu der Clique, mit der ich zusammen war.«
    »Haben Sie ihn gemobbt oder so was?«
    »Nein, um Gottes willen. Ich fand Mobbing schon immer abscheulich. Wir hatten sogar Anti-Mobbing-Kampagnen im Gymnasium, und ich war Schulsprecherin. Ich kann mich nur nicht erinnern, ob er mich jemals angesprochen hat oder ob ich mal ein Wort mit ihm gewechselt habe.«
    »Er hatte sich jedenfalls ganz gewaltig auf Sie eingeschossen. Bei der SMP war er übrigens zweimal sehr lange wegen Stress krankgeschrieben, er ist total zusammengeklappt. Vielleicht gab es auch noch andere Gründe für diese Krankschreibungen, die wir nicht kennen.«
    Sie stand auf und zog ihre Lederjacke an.
    »Ich behalte seine Festplatte. Aber machen Sie sich keine Sorgen, ich werde sie gleich zerstören, wenn ich nach Hause komme.«
    »Susanne, warten Sie … Wie kann ich Ihnen jemals danken?«
    »Tja, Sie könnten mir Rückendeckung geben, wenn Armanskijs Zorn wie ein Donnerschlag auf mich niederfährt.«
    Erika betrachtete sie ernst.
    »Werden Sie Probleme kriegen wegen dieser Geschichte?«
    »Ich weiß nicht … ehrlich gesagt, ich weiß es nicht.«
    »Können wir Sie bezahlen für …«
    »Nein. Aber Armanskij wird für die heutige Nacht vielleicht eine Rechnung stellen. Ich hoffe, dass er das tut, denn das würde bedeuten, dass er meine Handlungsweise in gewisser Weise akzeptiert.«
    »Ich werde dafür sorgen, dass er eine Rechnung stellt.«
    Erika Berger stand auf und umarmte Susanne Linder lange.
    »Danke, Susanne. Sollten Sie jemals Hilfe brauchen, haben Sie in mir eine Freundin. Egal worum es geht.«
    »Danke. Und lassen Sie diese Bilder nicht mehr einfach so rumliegen. Dafür könnte Ihnen Milton Security übrigens einen super Panzerschrank einbauen.«
    Erika Berger lächelte.

22. Kapitel
    Montag, 6. Juni
    Erika Berger wachte am Montagmorgen um sechs Uhr auf. Obwohl sie kaum mehr als eine halbe Stunde geschlafen hatte, fühlte sie sich seltsam ausgeruht. Sie nahm an, dass es irgendeine körperliche Reaktion sein musste. Zum ersten Mal seit mehreren Monaten schlüpfte sie in ihren Jogginganzug und drehte eine große Joggingrunde bis zum Anlegesteg. Zwar tat ihr immer noch ein wenig die Ferse weh, doch sie genoss den Schmerz in ihrem Fuß bei jedem Schritt.
    Sie fühlte sich wie neugeboren. Als ob der Sensenmann vor ihrer Tür innegehalten, es sich aber im letzten Moment anders überlegt hätte und stattdessen zum Nachbarn weitergegangen wäre. Es schien ihr schier unfassbar, was für ein Glück sie gehabt hatte, dass Fredriksson ihre Bilder vier Tage lang bei sich hatte, ohne etwas damit anzufangen. Das Einscannen deutete darauf hin, dass er etwas vorgehabt hatte, aber er war ja nicht mehr zum Zuge gekommen.
    Was auch geschah, sie würde Susanne Linder in diesem Jahr mit einem teuren Weihnachtsgeschenk überraschen. Da wollte sie sich noch etwas ganz Besonderes überlegen.
    Sie ließ ihren Mann weiterschlafen, als sie um halb acht in ihren BMW stieg und zur SMP -Redaktion fuhr. Sie parkte in der Tiefgarage, nahm den Fahrstuhl in die Redaktion und setzte sich in ihren Glaskasten. Ihre erste Maßnahme bestand darin, einen Wachmann anzurufen.
    »Peter Fredriksson hat mit sofortiger Wirkung gekündigt«, erklärte sie. »Holen Sie bitte einen Umzugskarton, räumen Sie die persönlichen Gegenstände aus seinem Schreibtisch, und sorgen Sie dafür, dass das Ganze noch am Vormittag zu ihm gebracht wird.«
    Sie sah zum Nachrichtentisch. Anders Holm war auch

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