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Vergebung

Vergebung

Titel: Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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Überblick über die Situation verschafft zu haben …
    Dann hörte sie den Knall eines Schusses aus dem Restaurant.
     
    Mikael Blomkvist hatte seinen Mittelfinger zwischen Abzug und Bügel manövriert, als Miro Nikolić wieder zu schießen begann. Hinter sich hörte er Glas zu Bruch gehen. Sein Finger tat entsetzlich weh, als der Attentäter immer und immer wieder abdrückte und ihn dabei einquetschte, aber solange der Finger dort lag, konnte die Waffe zumindest nicht abgefeuert werden. Die Faustschläge trafen Mikael immer wieder seitlich am Kopf, und plötzlich spürte er allzu deutlich, dass er 45 Jahre alt und völlig außer Form war.
    Ich schaff’s nicht mehr lange. Das muss ein Ende nehmen , dachte er.
    Das war sein erster vernünftiger Gedanke, seit er den Mann mit der Schnellfeuerwaffe entdeckt hatte.
    Er biss die Zähne zusammen und schob seinen Finger noch weiter hinter den Abzug.
    Dann stützte er sich mit den Füßen gut ab, drückte seine Schultern gegen den Körper des Angreifers und schaffte es, wieder auf die Füße zu kommen. Er ließ mit der rechten Hand die Pistole los und hob den Ellbogen, um sich vor den Faustschlägen zu schützen, woraufhin Miro Nikolić ihn stattdessen auf die Achselhöhle und die Rippen schlug. Eine Sekunde lang standen sie sich Auge in Auge gegenüber.
    Im nächsten Moment merkte Mikael, wie der Mann von ihm abließ. Er spürte einen letzten heftigen Schmerz im Finger, bevor er Curt Svenssons mächtige Gestalt erblickte. Svensson hob Miro Nikolić buchstäblich am Kopf hoch und rammte diesen gegen die Wand neben dem Türrahmen. Nikolić fiel in sich zusammen wie ein Kartenhaus.
    »Hinlegen!«, hörte er Sonja Modig brüllen. »Polizei.«
    Er wandte den Kopf und sah sie breitbeinig vor ihm aufragen, die Waffe mit beiden Händen umklammert, während sie versuchte, einen Überblick über die chaotische Situation zu gewinnen. Schließlich richtete sie die Mündung ihrer Waffe zur Decke und sah Mikael Blomkvist an.
    »Sind Sie verletzt?«, fragte sie.
    Mikael sah sie benommen an. Von seiner Augenbraue und aus der Nase rann ihm das Blut.
    »Ich glaub, ich hab mir den Finger gebrochen«, sagte er und setzte sich auf den Boden.
     
    Eine knappe Minute nachdem Monica Figuerola Tomi Nikolić gezwungen hatte, sich auf den Bürgersteig zu legen, bekam sie Verstärkung durch die Södermalmer Einsatztruppe. Sie wies sich aus und überließ es den Polizisten, sich um den Gefangenen zu kümmern. Dann lief sie ins Lokal, blieb in der Eingangstür stehen und versuchte erst einmal, die Situation zu erfassen.
    Mikael Blomkvist und Erika Berger saßen auf dem Boden. Er hatte Blut im Gesicht und schien unter Schock zu stehen. Monica atmete auf. Immerhin, er lebte. Dann runzelte sie jedoch die Stirn, als sie sah, wie Erika Berger ihm den Arm um die Schultern legte.
    Sonja Modig war neben ihm in die Hocke gegangen und untersuchte seine Hand. Miro Nikolić, der aussah, als wäre er von einem D-Zug gestreift worden, bekam von Curt Svensson Handschellen angelegt. Auf dem Boden entdeckte sie eine Automatikwaffe, wie sie in der schwedischen Armee verwendet wird.
    Sie hob den Blick und sah schockiertes Restaurantpersonal, erschrockene Gäste, zerbrochenes Porzellan, umgeworfene Tische und Stühle sowie die Schäden, die mehrere Schüsse im Lokal hinterlassen hatten. Sie nahm Pulvergeruch wahr. Aber einen Toten oder Verletzten konnte sie nirgends ausmachen. Nun drängten auch die Polizisten von der Einsatztruppe mit gezogener Waffe ins Lokal. Sie streckte die Hand aus und berührte Curt Svensson an der Schulter. Er stand auf.
    »Sie sagten doch, dass nach Miro Nikolić gefahndet wird, oder?«
    »Ja. Schwere Körperverletzung vor einem Jahr. Eine Schlägerei in Hallunda.«
    »Okay. Wir machen es so. Ich verschwinde jetzt in aller Eile mit Blomkvist und Berger. Sie bleiben hier. Offiziell ist es so, dass Sonja Modig und Sie hierhergekommen sind, um zu Abend zu essen, und dass Sie Nikolić von Ihrer Zeit bei der Abteilung für Bandenkriminalität wiedererkannt haben. Als Sie versucht haben, ihn zu verhaften, zog er die Waffe und fing an herumzuballern. Daraufhin haben Sie ihn festgenommen und ihm Handschellen angelegt.«
    Curt Svensson sah sie verblüfft an.
    »Damit kommen wir doch nie durch … es gibt doch Zeugen.«
    »Die Zeugen werden erzählen, dass irgendjemand geschossen hat. Die Version muss ja nicht länger als bis zu den morgigen Zeitungsberichten halten. Die Story lautet also, dass die Brüder

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