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Vergebung

Vergebung

Titel: Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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entlassen.«
     
    Sonny Nieminen war übelster Laune, als er das Untersuchungsgefängnis der Polizeistation von Södertälje verließ. Er hatte einen so trockenen Mund, dass er zunächst bei einem Tabakladen haltmachte, wo er sich eine Pepsi kaufte, die er in einem Zug austrank. Außerdem kaufte er eine Schachtel Lucky Strike und eine Dose Schnupftabak. Nachdem er sein Handy aufgeklappt und den Akku kontrolliert hatte, wählte er die Nummer von Hans-Åke Waltari, 33-jähriger Sergeant at Arms des Svavelsjö MC und damit die Nummer drei in der klubinternen Hierarchie. Es tutete viermal, bevor Waltari abnahm.
    »Nieminen. Ich bin wieder draußen.«
    »Glückwunsch.«
    »Wo bist du?«
    »Nyköping.«
    »Was zum Teufel machst du in Nyköping?«
    »Als ihr verhaftet wurdet, haben wir beschlossen, erst mal in Deckung zu gehen.«
    »Und wo sind die anderen?«
    Hans-Åke Waltari erklärte ihm, wo die übrig gebliebenen fünf Mitglieder des Svavelsjö MC waren. Eine Erklärung, die Sonny Nieminen weder beruhigte noch allzu glücklich machte.
    »Und wer zum Henker kümmert sich um den Laden, solange ihr euch versteckt wie alte Weiber?«
    »Also hör mal! Magge und du, ihr fahrt zu irgendeinem Job, von dem wir keinen Schimmer haben, und werdet plötzlich in einen Schusswechsel mit dieser landesweit gesuchten Schlampe verwickelt. Magge wird angeschossen und du verhaftet. Und dann graben die Bullen auch noch mehrere Leichen auf unserem Lagergelände in Nykvarn aus.«
    »Und?«
    »Und da haben wir uns langsam doch gefragt, ob Magge und du uns nicht irgendwas verheimlicht.«
    »Und was zum Teufel soll das sein? Wir ziehen schließlich die Aufträge für unsere Firma an Land.«
    »Aber ich hatte nie ein Wort darüber gehört, dass unser Grundstück der reinste Waldfriedhof ist. Wer sind diese Toten?«
    Sonny Nieminen lag eine gepfefferte Antwort auf der Zunge, hielt sich aber zurück. Hans-Åke Waltari war ein schwerfälliger Blödmann, aber das war jetzt nicht der geeignete Zeitpunkt, um einen Streit vom Zaun zu brechen. Jetzt ging es darum, die Kräfte schnell wieder zu konsolidieren. Nachdem er sich durch fünf polizeiliche Vernehmungen geleugnet hatte, war es wohl nicht besonders schlau, zweihundert Meter neben dem Polizeigebäude herauszuposaunen, dass er etwas von der Sache wusste.
    »Scheiß auf die Toten«, sagte er. »Ich hab keine Ahnung. Aber Magge sitzt in der Pampe. Während seiner Abwesenheit werde ich die Führung übernehmen.«
    »Okay. Und was passiert jetzt?«, wollte Waltari wissen.
    »Wer beaufsichtigt unser Eigentum, solange ihr euch alle verpisst habt?«
    »Benny Karlsson hält die Stellung im Klubhaus. Die Polizei hat an dem Tag, als ihr festgenommen wurdet, eine Hausdurchsuchung durchgeführt. Sie haben aber nichts gefunden.«
    »Benny K.? Verdammt noch mal, der ist doch noch feucht hinter den Ohren.«
    »Immer mit der Ruhe. Ihm leistet auch noch dieser blonde Panzer Gesellschaft, mit dem Magge und du immer zu tun habt.«
    Auf einen Schlag wurde Sonny Nieminen eiskalt. Er sah sich hastig um und entfernte sich ein paar Meter von der Tür des Tabakgeschäfts.
    »Was hast du gesagt?«, fragte er leise.
    »Na, dieser blonde Riese, mit dem Magge und du immer zu tun habt. Der ist bei uns aufgetaucht und hat uns gebeten, dass wir ihm ein Versteck suchen.«
    »Verdammt, Waltari, der Typ wird im ganzen Land wegen Mord an einem Polizisten gesucht.«
    »Ja … deswegen brauchte er ja auch ein Versteck. Was sollten wir denn tun? Er ist doch schließlich ein Kumpel von Magge und dir.«
    Sonny Nieminen schloss für zehn Sekunden die Augen. Ronald Niedermann hatte dem Svavelsjö MC zu diversen Jobs verholfen, die ihnen über Jahre hinweg gute Einkünfte gebracht hatten. Aber er war absolut kein Freund von ihnen. Er war ein gefährlicher Mistkerl und Psychopath, noch dazu ein Psychopath, den die Polizei gerade wie verrückt suchte. Sonny Nieminen traute Ronald Niedermann keinen Fingerbreit über den Weg. Am besten wäre es, wenn er mit einer Kugel im Schädel wieder auftauchte. Dann würde zumindest die Polizei ein bisschen lockerlassen.
    »Und, was habt ihr mit ihm gemacht?«
    »Benny kümmert sich um ihn. Er hat ihn zu Viktor gebracht.«
    Viktor Göransson, der Schatzmeister und Finanzexperte des Klubs, wohnte kurz hinter Järna. Göransson besaß Kenntnisse in Betriebswirtschaft und hatte seine Karriere als Finanzberater bei einem jugoslawischen Kneipenkönig begonnen, bis die ganze Bande eines Tages wegen schwerer

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