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Vergebung

Vergebung

Titel: Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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festgenommen worden. Wenn der auspackt, kann er uns alle hinter Gitter bringen.«
    »Du meinst, wir sollten …«
    Nieminen hatte bereits entschieden, dass Niedermann aus dem Weg geräumt werden musste, aber ihm war auch klar, dass er Waltari nicht noch weiter erschrecken durfte, bevor sie vor Ort waren.
    »Wir müssen ihm erst mal auf den Zahn fühlen. Wenn er einen Plan hat und schnell ins Ausland verschwinden kann, könnten wir ihm ja dabei behilflich sein. Aber solange er Gefahr läuft, von der Polizei gefasst zu werden, stellt er eine Bedrohung für uns dar.«
     
    Auf Viktor Göranssons Hof bei Järna war es dunkel, als Nieminen und Waltari in der Dämmerung ankamen. Allein das war schon unheilverkündend genug. Sie blieben im Auto sitzen und warteten noch einen Moment.
    »Vielleicht sind sie ja gerade unterwegs«, meinte Waltari.
    »Na klar. Sie sind bestimmt mit Niedermann in die Kneipe gegangen«, sagte Nieminen und öffnete die Autotür.
    Die Haustür war unverschlossen. Nieminen schaltete das Licht an, dann gingen sie von Zimmer zu Zimmer. Alles war aufgeräumt und ordentlich, was wahrscheinlich das Verdienst von dieser Frau war, mit der Göransson zusammenwohnte.
    Sie fanden Viktor Göransson und seine Freundin im Waschkeller.
    Nieminen bückte sich und musterte die Leichen. Mit ausgestrecktem Finger tippte er die Frau an. Sie war eiskalt und steif. Was bedeutete, dass sie wohl schon seit vierundzwanzig Stunden tot war.
    Er brauchte kein pathologisches Gutachten, um festzustellen, wie sie gestorben waren. Ihr hatte man das Genick gebrochen, indem man ihren Kopf um hundertachtzig Grad gedreht hatte. Sie trug T-Shirt und Jeans, und soweit Nieminen feststellen konnte, hatte sie keine weiteren Verletzungen.
    Viktor Göransson hingegen hatte nur noch seine Unterhose an. Er war entsetzlich zusammengeschlagen worden, sein Körper war mit Blutergüssen übersät. Seine Arme waren beide gebrochen und standen wie verdrehte Tannenzweige in unmöglichen Winkeln ab. Die brutalen Misshandlungen, denen er ausgesetzt worden war, konnte man ohne Weiteres als Folter bezeichnen. Getötet hatte man ihn letztlich mit einem kräftigen Schlag auf den Kehlkopf, soweit Nieminen das beurteilen konnte. Der Kehlkopf war tief in den Hals hineingedrückt worden.
    Sonny Nieminen stand auf, ging die Kellertreppe hinauf und trat aus der Haustür. Waltari folgte ihm. Nieminen überquerte den Hof und ging zum Viehstall hinüber, der ungefähr fünfzig Meter vom Haus entfernt stand. Er schob den Riegel beiseite und machte die Tür auf.
    Im Stall fand er einen dunkelblauen Renault, Baujahr 1991.
    »Was hat Göransson für ein Auto?«, erkundigte sich Nieminen.
    »Der fährt einen Saab.«
    Nieminen nickte. Er zog die Schlüssel aus der Jackentasche und sperrte damit ganz hinten im Stall eine Tür auf. Ein Blick genügte ihm, um zu erkennen, dass er zu spät kam. Ein massiver Tresor stand sperrangelweit offen.
    Nieminen zog eine Grimasse.
    »Knapp 800 000 Kronen«, sagte er.
    »Was?«, fragte Waltari.
    »Knapp 800 000 Kronen hatte der Svavelsjö MC in diesem Tresor. Unser Geld.«
    Nur drei Menschen wussten, wo der Klub sein Geld verwahrte, bis es entweder neu investiert oder gewaschen werden konnte: Viktor Göransson, Magge Lundin und Sonny Nieminen. Niedermann war auf der Flucht. Er brauchte Bares. Er wusste, dass Göransson sich um die finanziellen Angelegenheiten des Klubs kümmerte.
    Nieminen zog die Tür wieder zu und ging langsam in den Stall zurück. Er dachte angestrengt nach, während er versuchte, den Umfang der Katastrophe abzuschätzen. Ein Teil des Klubvermögens war in Wertpapieren angelegt, zu denen er Zugang hatte. Der Verbleib eines Teils der investierten Gelder konnte mit Magge Lundins Hilfe rekonstruiert werden. Aber ein großer Teil der Anlagen war nur in Göranssons Kopf abgespeichert, es sei denn, er hätte Magge Lundin eingehende Instruktionen gegeben. Was Nieminen bezweifelte - Magge war an diesen Dingen nie richtig interessiert gewesen. Über den Daumen gepeilt, schätzte Nieminen, dass der Svavelsjö MC mit dem Tod von Göransson einen Verlust von 60 Prozent des Gesamtvermögens hinzunehmen hatte. Das war ein vernichtender Schlag. Um die täglichen Ausgaben bestreiten zu können, brauchte man vor allem Bargeld.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Waltari.
    »Jetzt geben wir der Polizei erst mal einen Hinweis, was hier passiert ist.«
    »Der Polizei einen Hinweis geben?«
    »Ja, zum Teufel. Im Haus sind überall meine

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