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Vergebung

Vergebung

Titel: Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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SMS.
    »Hast du schon gefrühstückt?«, erkundigte sich Christer.
    »Im Zug, ja.«
    »Okay. Komm zu mir nach Hause, ich mach dir was Anständiges.«
    »Worum geht’s denn?«
    »Das erzähl ich dir, wenn du kommst.«
    Mikael nahm die U-Bahn bis zum Medborgarplatsen und ging zu Fuß die Allhelgonagatan entlang. Christers Freund machte ihm die Tür auf. Sosehr sich Mikael auch bemühte, konnte er sich nie ganz von dem Eindruck frei machen, ein Werbeplakat zu betrachten, wenn er vor Arnold Magnusson stand. Arnold Magnusson hatte früher am Dramaten gearbeitet, dem schwedischen Nationaltheater in Stockholm, und war einer der begehrtesten Schauspieler in ganz Schweden. Es war immer wieder irritierend, ihm im wirklichen Leben zu begegnen. Mikael ließ sich von Prominenz für gewöhnlich nicht beeindrucken, doch Arnold Magnusson hatte eben ein so charakteristisches Aussehen und war so eng mit gewissen Filmund Fernsehrollen verknüpft - vor allem mit der Rolle des cholerischen, aber rechtschaffenen Kriminalkommissars Gunnar Frisk in einer populären Fernsehserie -, dass Mikael jeden Moment erwartete, er müsse sich gleich wirklich wie Gunnar Frisk benehmen.
    »Hallo, Micke«, begrüßte ihn Arnold.
    »Hallo«, gab Mikael zurück.
    »In der Küche«, sagte Arnold und ließ ihn eintreten. Christer tischte gerade heiße Waffeln mit Himbeermarmelade auf und dazu frisch aufgebrühten Kaffee. Noch bevor er sich hingesetzt hatte, lief Mikael das Wasser im Mund zusammen, und er stürzte sich auf seinen Teller. Christer fragte ihn, was in Gosseberga passiert sei, und Mikael rekapitulierte noch einmal die Details. Erst bei der dritten Waffel fiel ihm wieder ein, sich selbst zu erkundigen, was eigentlich los sei.
    »Bei Millennium ist ein kleines Problem entstanden, während du in Göteborg warst«, fing er an.
    Mikael zog die Augenbrauen hoch.
    »Und zwar?«
    »Nichts Ernstes. Aber Erika ist ab sofort Chefredakteurin der Svenska Morgon-Posten . Gestern war ihr letzter Arbeitstag bei uns.«
    Mikael, der sich gerade den nächsten Bissen in den Mund gesteckt hatte, erstarrte. Erst nach ein paar Sekunden war die Botschaft wirklich bei ihm angekommen.
    »Warum hat sie das nicht früher gesagt?«, fragte er schließlich.
    »Weil sie es dir zuerst erzählen wollte, du aber die ganze Zeit in der Weltgeschichte rumgesegelt bist und wochenlang nicht ansprechbar warst. Wahrscheinlich dachte sie, dass du mit deiner Salander-Geschichte schon genügend Probleme hast. Tja, so verging ein Tag nach dem andern … Plötzlich saß sie da mit einem mordsschlechten Gewissen, und wir haben überhaupt nichts gemerkt.«
    Mikael schloss die Augen.
    »Verdammt!«, sagte er.
    »Ich wollte es dir sagen, damit du verstehst, was da passiert ist, und nicht denkst, dass man dich irgendwie hintergangen hat.«
    »So was würde ich nie denken. Ich meine, es ist großartig, dass sie diesen Job gekriegt hat, wenn sie denn bei der SMP arbeiten will … aber was zum Teufel machen wir jetzt in der Redaktion?«
    »Wir haben Malin ab dem nächsten Heft zur Chefredakteurin ernannt.«
    »Malin?«
    »Wenn du nicht Chefredakteur werden willst …«
    »Nein, um Himmels willen.«
    »Dachte ich mir doch. Dann also Malin.«
    »Und wer soll Redaktionssekretär werden?«
    »Henry. Er ist seit vier Jahren bei uns und kein unerfahrener Praktikant mehr.«
    Mikael dachte über die Vorschläge nach.
    »Habe ich da überhaupt noch ein Wort mitzureden?«, fragte er.
    »Nö«, erwiderte Christer Malm.
    Mikael lachte trocken.
    »Okay. Dann bleibt es also bei eurer Entscheidung. Malin ist tough, aber etwas unsicher. Und Henry schießt noch ein bisschen zu oft aus der Hüfte. Wir müssen sie gut im Auge behalten.«
    »Ja, das müssen wir.«
    Mikael schwieg. Er dachte daran, dass es ohne Erika verdammt leer werden würde und dass er nicht wusste, wie sie ohne sie zurechtkommen sollten.
    »Ich muss Erika anrufen und …«
    »Ich glaube, das brauchst du nicht …«
    »Warum?«
    »Sie schläft in der Redaktion. Geh hin und weck sie auf.«
     
    Mikael fand eine tief schlafende Erika Berger auf dem Ausziehsofa in ihrem Büro vor. Sie hatte die Nacht damit verbracht, persönliche Gegenstände und Papiere, die sie aufheben wollte, aus den Bücherregalen und dem Schreibtisch zu räumen. Vier Umzugskartons hatte sie damit gefüllt. Mikael blieb auf der Schwelle stehen und betrachtete sie lange, bevor er eintrat, sich auf die Sofakante setzte und sie aufweckte.
    »Warum in drei Teufels Namen gehst du denn

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