Vergebung
an.
»Wir haben genug, um Anklage gegen Lundin zu erheben wegen Beteiligung an der Entführung von Miriam Wu. Paolo Roberto hat ihn als den Mann identifiziert, der den Lieferwagen gefahren hat. Aus gewissen Gründen betrachte ich ihn auch als mitschuldig an der Brandstiftung, auch dafür lasse ich den Haftbefehl ausstellen. Mit der Anklage wegen Beihilfe zum Mord an den drei Personen, die wir auf dem Gelände ausgegraben haben, warten wir noch, bis sie alle identifiziert sind.«
Die Polizisten nickten. Diesen Bescheid hatten sie sich so erwartet.
»Was machen wir mit Sonny Nieminen?«
Martina Fransson blätterte, bis sie Nieminen in den Unterlagen auf ihrem Schreibtisch gefunden hatte.
»Bei dem kommt ja ganz schön was zusammen: Raub, illegaler Waffenbesitz, Körperverletzung, schwere Körperverletzung, Totschlag und Rauschgift. Er wurde also zusammen mit Lundin in Stallarholmen festgenommen. Ich bin restlos davon überzeugt, dass er in die Sache verwickelt ist - alles andere wäre höchst unwahrscheinlich. Aber das Problem ist, dass wir ihm nicht wirklich etwas nachweisen können.«
»Er sagt, er sei nie im Lager in Nykvarn gewesen und habe mit Lundin nur eine Motorradtour gemacht«, sagte der Kriminalinspektor aus Stallarholmen. »Er behauptet, er habe keine Ahnung, was Lundin in Stallarholmen wollte.«
Martina Fransson fragte sich, ob sie die ganze Sache vielleicht Staatsanwalt Richard Ekström in Stockholm unterschieben konnte.
»Nieminen weigert sich, über die Geschehnisse zu sprechen, aber er leugnet energisch, an einem Verbrechen beteiligt gewesen zu sein«, fuhr der Kriminalinspektor fort.
»Na, es sieht ja fast so aus, als wären Lundin und er in Stallarholmen selbst Opfer eines Verbrechens geworden«, meinte Martina Fransson und trommelte gereizt mit den Fingern auf dem Ordner herum.
»Lisbeth Salander …«, fügte sie mit offenkundigem Zweifel in der Stimme hinzu. »Also, wir reden hier von einem Mädchen, das aussieht, als wäre sie gerade mal in die Pubertät gekommen. Sie ist 1 Meter 50 groß und verfügt kaum über die körperlichen Kräfte, die es braucht, um einen Nieminen und einen Lundin zu überwältigen.«
»Falls sie nicht bewaffnet war.«
»Aber das lässt sich eben nicht mit der Rekonstruktion der Geschehnisse in Einklang bringen.«
»Nein. Sie hat Tränengas verwendet und Lundin mit solcher Wucht in den Schritt und ins Gesicht getreten, dass sie ihm einen Hoden sowie den Kieferknochen zertrümmert hat. Der Schuss in den Fuß muss nach dieser Misshandlung erfolgt sein. Aber ich kann mir nicht recht vorstellen, dass sie diejenige war, die die Waffe bei sich trug.«
»Das Labor hat die Waffe identifiziert, mit der auf Lundin geschossen wurde. Es ist eine polnische P-83 Wanad mit Makarov-Munition. Sie wurde in Gosseberga bei Göteborg aufgefunden und trägt Salanders Fingerabdrücke. Wir können mit großer Sicherheit davon ausgehen, dass sie diese Waffe nach Gosseberga mitgebracht hat.«
»Das schon. Aber die Seriennummer zeigt, dass die Pistole vor vier Jahren bei einem Einbruch in ein Waffengeschäft in Örebro gestohlen wurde. Die Diebe sind zwar gefasst worden, die Waffe sind sie aber vorher noch losgeworden. Es war ein kleiner Vorstadtjunkie, der sich in den Kreisen um den Svavelsjö MC bewegte. Ich würde die Pistole viel eher mit Lundin oder Nieminen in Verbindung bringen.«
»Es könnte ja einfach so gewesen sein, dass Lundin die Pistole dabeihatte, Salander ihn entwaffnete und dass sich dabei ein Schuss löste, der ihn in den Fuß traf.«
»Oder sie hat ihn aus Sadismus in den Fuß geschossen. Was weiß ich. Aber was hat sie mit Nieminen gemacht? Er weist ja keine sichtbaren Verletzungen auf.«
»Er hatte eine Verletzung. Zwei kleine Brandwunden auf dem Brustkorb.«
»Und?«
»Schätzungsweise eine Elektroschockpistole.«
»Salander war also mit einer Elektroschockpistole, mit Tränengas und einer Pistole bewaffnet. Wie viel wiegt das alles zusammen … Nein, ich bin ziemlich sicher, dass Lundin oder Nieminen die P-83 Wanad dabeihatten und dass sie ihnen die Waffe abgenommen hat. Wie es nun genau passiert ist, dass Lundin angeschossen wurde, können wir nicht wirklich klären, solange keiner von den Beteiligten redet.«
»Okay.«
»Gut, dann sieht es folgendermaßen aus: Lundin wird aus den zuvor genannten Gründen in Untersuchungshaft genommen. Gegen Nieminen haben wir überhaupt nichts in der Hand. Also gedenke ich ihn heute Nachmittag aus der Haft zu
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