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Vergebung

Vergebung

Titel: Vergebung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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ausländische Mitbürger in Schweden zu untersuchen, oder ob das ein Aufgabenbereich war, um den sich in Zukunft ausschließlich die Auslandsabteilung kümmern sollte.
    Durch diese bürokratische Diskussion entstand bei der Sektion das Bedürfnis, einen altgedienten Mitarbeiter damit zu beauftragen, die Kollegen der Auslandsabteilung verstärkt zu kontrollieren, im Grunde auszuspionieren.
    Die Wahl fiel auf einen jungen Mitarbeiter, der seit 1970 in der RPF/Sich arbeitete. In seiner Freizeit war er Mitglied in einer Organisation, die sich Demokratische Allianz nannte und von den sozialdemokratischen Massenmedien als rechtsextrem beschrieben wurde. In der Sektion stellte das freilich keine Belastung dar. In der Tat waren drei andere Mitarbeiter ebenfalls Mitglieder der Demokratischen Allianz, bei deren Gründung die Sektion eine entscheidende Rolle gespielt hatte. Sie trugen sogar ein wenig zu ihrer Finanzierung bei. Durch diese Organisation wurde man auch auf den neuen Mitarbeiter aufmerksam und rekrutierte ihn für die Sektion. Sein Name war Gunnar Björck.
     
    Für Evert Gullberg war es eine glückliche Fügung, dass genau an diesem Tag, dem Wahltag 1976, an dem Alexander Zalatschenko ins Polizeipräsidium von Norrmalm spazierte und Asyl beantragte, ausgerechnet der junge Gunnar Björck in seiner Eigenschaft als Sachbearbeiter der Auslandsabteilung den Russen in Empfang nahm. Ein Agent, der bereits mit den allergeheimsten Geheimnissen vertraut war.
    Björck erfasste sofort Zalatschenkos Bedeutung, brach die Vernehmung ab und brachte den Überläufer in einem Zimmer des Hotel Continental unter. Und er alarmierte auch nicht seinen offiziellen Chef von der Auslandsabteilung, sondern rief stattdessen Evert Gullberg an. Der Anruf kam zu dem Zeitpunkt, als die Wahllokale schon geschlossen waren und alle Prognosen darauf hindeuteten, dass Palme verlieren würde. Gullberg war gerade nach Hause gekommen und schaltete seinen Fernseher ein. Zunächst hatte er gewisse Zweifel an der Nachricht, die ihm der aufgeregte Björck mitteilte. Doch dann war er zum Continental gefahren, das weniger als zweihundertfünfzig Meter von dem Hotelzimmer entfernt lag, in dem er sich jetzt befand, und übernahm das Kommando über die Zalatschenko-Affäre.
     
    In jenem Augenblick hatte sich Gullbergs Leben von Grund auf verändert. Das Wort »Geheimhaltung« hatte einen ganz neuen Inhalt und ganz neues Gewicht erhalten.
    Spontan entschied er sich dafür, Gunnar Björck in die Zalatschenko-Gruppe mit einzubeziehen. Das war ein kluger und logischer Entschluss, denn Björck wusste ja schließlich schon von Zalatschenkos Existenz. Es war besser, ihn im Boot zu haben, als ihn außen vor zu lassen und damit ein Sicherheitsrisiko einzugehen. Das bedeutete aber auch, dass Björck von seinem offiziellen Posten in der Auslandsabteilung an einen Schreibtisch in der Wohnung in Östermalm versetzt wurde.
    Während der folgenden dramatischen Entwicklungen hatte Gullberg sich entschieden, von Anfang an nur eine Person in der RPF/Sich einzuweihen, nämlich den Amtschef, der schon damals Einsicht in die Tätigkeit der Sektion hatte. Der hatte ein paar Tage über die Neuigkeit nachgedacht, bevor er Gullberg erklärte, diese Affäre habe derartige Dimensionen, dass der Chef der RPF/Sich informiert werden müsse und die Regierung ebenso.
    Der neue Chef der RPF/Sich hatte zu dieser Zeit zwar vage Kenntnis über die Sektion für Spezielle Analyse, aber nur eine verschwommene Vorstellung davon, womit sich die Sektion eigentlich beschäftigte. Da er aber ohnehin ein Mann war, der keine Fragen stellte, die unangenehme Antworten nach sich ziehen konnten, akzeptierte er einfach, dass es da ein Gebilde namens SSA gab, mit dem er nicht das Geringste zu tun hatte.
    Es wurde also kurzerhand beschlossen, dass die Angelegenheit Zalatschenko weiterhin von der Sektion für Spezielle Analyse betreut werden sollte
    Den scheidenden Ministerpräsidenten noch zu informieren war ganz ausgeschlossen. Und sein Nachfolger war vollauf damit beschäftigt, sein Kabinett zusammenzustellen und mit den anderen bürgerlichen Parteien zu verhandeln. Erst einen Monat nach der Regierungsbildung fuhr der Chef der RPF/Sich zusammen mit Gullberg nach Rosenbad und informierte den neuen Ministerpräsidenten über die Angelegenheit. Gullberg hatte bis zum Schluss dagegen protestiert, dass die Regierung überhaupt informiert werden sollte, aber der Chef der RPF/Sich blieb hart - rein

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